kennung und Durchführung des großen Grund¬ satzes der bloß quantitativen Verschiedenheit aller Erscheinungen, und die Consequenz, mit der sie aus Einem ersten Princip folgert, oh¬ ne sich etwas anderes zugeben zu lassen, oder je von der Bahn der Wissenschaft abzuschwei¬ fen: so wäre ihr Urheber schon dadurch ein¬ zig in der bisherigen Geschichte der Medicin und der Schöpfer einer neuen Welt auf die¬ sem Gebiet des Wissens. Es ist wahr, er bleibt bey dem Begriff der Erregbarkeit ste¬ hen und hat von diesem selbst keine wissen¬ schaftliche Erkenntniß, aber er verweigert zu¬ gleich alle empirische Erklärung davon und warnt, sich nicht auf die ungewisse Untersu¬ chung der Ursachen, das Verderben der Phi¬ losophie, einzulassen. Ohne Zweifel hat er da¬ mit nicht geläugnet, daß es eine höhere Sphä¬ re des Wissens gebe, in welcher jener Begriff selbst wieder als ein abzuleitender eintreten und aus höheren eben so construirt werden könne, wie er selbst aus ihm die abgeleiteten Formen der Krankheit hervorgehen läßt.
kennung und Durchfuͤhrung des großen Grund¬ ſatzes der bloß quantitativen Verſchiedenheit aller Erſcheinungen, und die Conſequenz, mit der ſie aus Einem erſten Princip folgert, oh¬ ne ſich etwas anderes zugeben zu laſſen, oder je von der Bahn der Wiſſenſchaft abzuſchwei¬ fen: ſo waͤre ihr Urheber ſchon dadurch ein¬ zig in der bisherigen Geſchichte der Medicin und der Schoͤpfer einer neuen Welt auf die¬ ſem Gebiet des Wiſſens. Es iſt wahr, er bleibt bey dem Begriff der Erregbarkeit ſte¬ hen und hat von dieſem ſelbſt keine wiſſen¬ ſchaftliche Erkenntniß, aber er verweigert zu¬ gleich alle empiriſche Erklaͤrung davon und warnt, ſich nicht auf die ungewiſſe Unterſu¬ chung der Urſachen, das Verderben der Phi¬ loſophie, einzulaſſen. Ohne Zweifel hat er da¬ mit nicht gelaͤugnet, daß es eine hoͤhere Sphaͤ¬ re des Wiſſens gebe, in welcher jener Begriff ſelbſt wieder als ein abzuleitender eintreten und aus hoͤheren eben ſo conſtruirt werden koͤnne, wie er ſelbſt aus ihm die abgeleiteten Formen der Krankheit hervorgehen laͤßt.
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kennung und Durchfuͤhrung des großen Grund¬
ſatzes der bloß quantitativen Verſchiedenheit
aller Erſcheinungen, und die Conſequenz, mit
der ſie aus Einem erſten Princip folgert, oh¬
ne ſich etwas anderes zugeben zu laſſen, oder
je von der Bahn der Wiſſenſchaft abzuſchwei¬
fen: ſo waͤre ihr Urheber ſchon dadurch ein¬
zig in der bisherigen Geſchichte der Medicin
und der Schoͤpfer einer neuen Welt auf die¬
ſem Gebiet des Wiſſens. Es iſt wahr, er
bleibt bey dem Begriff der Erregbarkeit ſte¬
hen und hat von dieſem ſelbſt keine wiſſen¬
ſchaftliche Erkenntniß, aber er verweigert zu¬
gleich alle empiriſche Erklaͤrung davon und
warnt, ſich nicht auf die ungewiſſe Unterſu¬
chung der Urſachen, das Verderben der Phi¬
loſophie, einzulaſſen. Ohne Zweifel hat er da¬
mit nicht gelaͤugnet, daß es eine hoͤhere Sphaͤ¬
re des Wiſſens gebe, in welcher jener Begriff
ſelbſt wieder als ein abzuleitender eintreten
und aus hoͤheren eben ſo conſtruirt werden
koͤnne, wie er ſelbſt aus ihm die abgeleiteten
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/295>, abgerufen am 23.11.2024.
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