läre Dogmatiken zu schreiben und sich mit der Sylbenstecherey und Worterklärung zu beschäf¬ tigen, als das Christenthum und seine Leh¬ ren in universeller Beziehung zu fassen. Man kann sich indessen nicht des Gedankens erweh¬ ren, welch ein Hinderniß der Vollendung die sogenannten biblischen Bücher für dasselbe ge¬ wesen sind, die an ächt religiösem Gehalt keine Vergleichung mit so vielen andern der früheren und späteren Zeit, vornehmlich den Indischen, auch nur von ferne aushalten.
Man hat dem Gedanken der Hierarchie, dem Volk diese Bücher zu entziehen, eine bloß politische Absicht untergelegt: er möchte wohl den tiefern Grund haben, daß das Chri¬ stenthum als eine lebendige Religion, nicht als eine Vergangenheit, sondern als eine ewi¬ ge Gegenwart fortdaure, wie auch die Wun¬ der in der Kirche nicht aufhörten, welche der Protestantismus, auch darinn inconsequent, nur als vor Zeiten geschehen zuläßt. Eigentlich waren es diese Bücher, die als Urkunden, deren bloß die Geschichtforschung, nicht aber
laͤre Dogmatiken zu ſchreiben und ſich mit der Sylbenſtecherey und Worterklaͤrung zu beſchaͤf¬ tigen, als das Chriſtenthum und ſeine Leh¬ ren in univerſeller Beziehung zu faſſen. Man kann ſich indeſſen nicht des Gedankens erweh¬ ren, welch ein Hinderniß der Vollendung die ſogenannten bibliſchen Buͤcher fuͤr daſſelbe ge¬ weſen ſind, die an aͤcht religioͤſem Gehalt keine Vergleichung mit ſo vielen andern der fruͤheren und ſpaͤteren Zeit, vornehmlich den Indiſchen, auch nur von ferne aushalten.
Man hat dem Gedanken der Hierarchie, dem Volk dieſe Buͤcher zu entziehen, eine bloß politiſche Abſicht untergelegt: er moͤchte wohl den tiefern Grund haben, daß das Chri¬ ſtenthum als eine lebendige Religion, nicht als eine Vergangenheit, ſondern als eine ewi¬ ge Gegenwart fortdaure, wie auch die Wun¬ der in der Kirche nicht aufhoͤrten, welche der Proteſtantismus, auch darinn inconſequent, nur als vor Zeiten geſchehen zulaͤßt. Eigentlich waren es dieſe Buͤcher, die als Urkunden, deren bloß die Geſchichtforſchung, nicht aber
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laͤre Dogmatiken zu ſchreiben und ſich mit der
Sylbenſtecherey und Worterklaͤrung zu beſchaͤf¬
tigen, als das Chriſtenthum und ſeine Leh¬
ren in univerſeller Beziehung zu faſſen. Man
kann ſich indeſſen nicht des Gedankens erweh¬
ren, welch ein Hinderniß der Vollendung die
ſogenannten bibliſchen Buͤcher fuͤr daſſelbe ge¬
weſen ſind, die an aͤcht religioͤſem Gehalt
keine Vergleichung mit ſo vielen andern der
fruͤheren und ſpaͤteren Zeit, vornehmlich den
Indiſchen, auch nur von ferne aushalten.
Man hat dem Gedanken der Hierarchie,
dem Volk dieſe Buͤcher zu entziehen, eine
bloß politiſche Abſicht untergelegt: er moͤchte
wohl den tiefern Grund haben, daß das Chri¬
ſtenthum als eine lebendige Religion, nicht
als eine Vergangenheit, ſondern als eine ewi¬
ge Gegenwart fortdaure, wie auch die Wun¬
der in der Kirche nicht aufhoͤrten, welche der
Proteſtantismus, auch darinn inconſequent, nur
als vor Zeiten geſchehen zulaͤßt. Eigentlich
waren es dieſe Buͤcher, die als Urkunden,
deren bloß die Geſchichtforſchung, nicht aber
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/208>, abgerufen am 25.11.2024.
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