wenig kennen, der sich diese Aufgabe nicht befriedigend lösen könnte. Man lese nur die Schriften der Gelehrten, in welchen der Keim des Christenthums nicht nur im Judenthum, sondern selbst in einem einzelnen religiösen Verein, der vor jenem existirte, nachgewie¬ sen ist; ja man bedarf dessen nicht einmal, obgleich, um diesen Zusammenhang darzule¬ gen, der Bericht des Josephus und die Spu¬ ren der christlichen Geschichtsbücher selbst noch nicht einmal gehörig benutzt sind. Genug, Christus als der Einzelne, ist eine völlig be¬ greifliche Person, und es war eine absolute Nothwendigkeit, ihn als symbolische Person und in höherer Bedeutung zu fassen.
Will man die Ausbreitung des Christen¬ thums als ein besonderes Werk der göttlichen Vorsehung betrachten? Man lerne die Zeit kennen, in der es seine ersten Eroberungen machte, um es als eine bloß einzelne Erschei¬ nung des allgemeinen Geistes derselben zu er¬ kennen. Nicht das Christenthum hat diesen erschaffen, sondern es selbst war nur eine vor¬
wenig kennen, der ſich dieſe Aufgabe nicht befriedigend loͤſen koͤnnte. Man leſe nur die Schriften der Gelehrten, in welchen der Keim des Chriſtenthums nicht nur im Judenthum, ſondern ſelbſt in einem einzelnen religioͤſen Verein, der vor jenem exiſtirte, nachgewie¬ ſen iſt; ja man bedarf deſſen nicht einmal, obgleich, um dieſen Zuſammenhang darzule¬ gen, der Bericht des Joſephus und die Spu¬ ren der chriſtlichen Geſchichtsbuͤcher ſelbſt noch nicht einmal gehoͤrig benutzt ſind. Genug, Chriſtus als der Einzelne, iſt eine voͤllig be¬ greifliche Perſon, und es war eine abſolute Nothwendigkeit, ihn als ſymboliſche Perſon und in hoͤherer Bedeutung zu faſſen.
Will man die Ausbreitung des Chriſten¬ thums als ein beſonderes Werk der goͤttlichen Vorſehung betrachten? Man lerne die Zeit kennen, in der es ſeine erſten Eroberungen machte, um es als eine bloß einzelne Erſchei¬ nung des allgemeinen Geiſtes derſelben zu er¬ kennen. Nicht das Chriſtenthum hat dieſen erſchaffen, ſondern es ſelbſt war nur eine vor¬
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wenig kennen, der ſich dieſe Aufgabe nicht
befriedigend loͤſen koͤnnte. Man leſe nur die
Schriften der Gelehrten, in welchen der Keim
des Chriſtenthums nicht nur im Judenthum,
ſondern ſelbſt in einem einzelnen religioͤſen
Verein, der vor jenem exiſtirte, nachgewie¬
ſen iſt; ja man bedarf deſſen nicht einmal,
obgleich, um dieſen Zuſammenhang darzule¬
gen, der Bericht des Joſephus und die Spu¬
ren der chriſtlichen Geſchichtsbuͤcher ſelbſt noch
nicht einmal gehoͤrig benutzt ſind. Genug,
Chriſtus als der Einzelne, iſt eine voͤllig be¬
greifliche Perſon, und es war eine abſolute
Nothwendigkeit, ihn als ſymboliſche Perſon
und in hoͤherer Bedeutung zu faſſen.
Will man die Ausbreitung des Chriſten¬
thums als ein beſonderes Werk der goͤttlichen
Vorſehung betrachten? Man lerne die Zeit
kennen, in der es ſeine erſten Eroberungen
machte, um es als eine bloß einzelne Erſchei¬
nung des allgemeinen Geiſtes derſelben zu er¬
kennen. Nicht das Chriſtenthum hat dieſen
erſchaffen, ſondern es ſelbſt war nur eine vor¬
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/199>, abgerufen am 22.11.2024.
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