tung der spätern Philosophie zufolge nothwendig hatte, und aus welcher sie nur durch einen, sich selbst misverstehenden, Dogmatismus scheinbar gesetzt worden war, dadurch restituirt, daß sie als eine bloß im Handeln und für das Handeln stattfindende Realität anerkannt ist, und man muß demnach den Idealismus in dieser Form als die vollkommen ausgesprochene, zum Be¬ wußtseyn ihrer selbst gekommene, Philosophie der neuern Welt betrachten.
Im Cartesius, welcher ihr die erste Rich¬ tung auf die Subjectivität durch das cogito ergo sum gab, und dessen Einleitung der Phi¬ losophie (in seinen Meditationen) mit den spä¬ teren Begründungen derselben im Idealismus in der That ganz gleichlautend ist, konnten sich die Richtungen noch nicht rein gesondert darstel¬ len, die Subjectivität von der Objectivität nicht vollkommen geschieden erscheinen. Aber seine eigentliche Absicht, seine wahre Vorstel¬ lung von Gott, Welt, Seele hat er deutlicher als durch seine Philosophie, über welche man ihn wegen des Ruhens auf dem ontologischen
tung der ſpaͤtern Philoſophie zufolge nothwendig hatte, und aus welcher ſie nur durch einen, ſich ſelbſt misverſtehenden, Dogmatismus ſcheinbar geſetzt worden war, dadurch reſtituirt, daß ſie als eine bloß im Handeln und fuͤr das Handeln ſtattfindende Realitaͤt anerkannt iſt, und man muß demnach den Idealismus in dieſer Form als die vollkommen ausgeſprochene, zum Be¬ wußtſeyn ihrer ſelbſt gekommene, Philoſophie der neuern Welt betrachten.
Im Carteſius, welcher ihr die erſte Rich¬ tung auf die Subjectivitaͤt durch das cogito ergo ſum gab, und deſſen Einleitung der Phi¬ loſophie (in ſeinen Meditationen) mit den ſpaͤ¬ teren Begruͤndungen derſelben im Idealismus in der That ganz gleichlautend iſt, konnten ſich die Richtungen noch nicht rein geſondert darſtel¬ len, die Subjectivitaͤt von der Objectivitaͤt nicht vollkommen geſchieden erſcheinen. Aber ſeine eigentliche Abſicht, ſeine wahre Vorſtel¬ lung von Gott, Welt, Seele hat er deutlicher als durch ſeine Philoſophie, uͤber welche man ihn wegen des Ruhens auf dem ontologiſchen
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tung der ſpaͤtern Philoſophie zufolge nothwendig
hatte, und aus welcher ſie nur durch einen, ſich
ſelbſt misverſtehenden, Dogmatismus ſcheinbar
geſetzt worden war, dadurch reſtituirt, daß ſie
als eine bloß im Handeln und fuͤr das Handeln
ſtattfindende Realitaͤt anerkannt iſt, und man
muß demnach den Idealismus in dieſer Form
als die vollkommen ausgeſprochene, zum Be¬
wußtſeyn ihrer ſelbſt gekommene, Philoſophie
der neuern Welt betrachten.
Im Carteſius, welcher ihr die erſte Rich¬
tung auf die Subjectivitaͤt durch das cogito
ergo ſum gab, und deſſen Einleitung der Phi¬
loſophie (in ſeinen Meditationen) mit den ſpaͤ¬
teren Begruͤndungen derſelben im Idealismus
in der That ganz gleichlautend iſt, konnten ſich
die Richtungen noch nicht rein geſondert darſtel¬
len, die Subjectivitaͤt von der Objectivitaͤt
nicht vollkommen geſchieden erſcheinen. Aber
ſeine eigentliche Abſicht, ſeine wahre Vorſtel¬
lung von Gott, Welt, Seele hat er deutlicher
als durch ſeine Philoſophie, uͤber welche man
ihn wegen des Ruhens auf dem ontologiſchen
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/147>, abgerufen am 24.11.2024.
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