gen, denen nichts als ein dürrer und un¬ fruchtbarer Verstand zu Theil geworden ist, sich durch ihre Verwunderung schadlos halten, daß man zur Philosophie Einbildungskraft fo¬ dere. Statt desjenigen, was allein so genannt werden kann, ist Ihnen nur die lebhafte Ideen¬ association, die das Denken erschwert oder die falsche Imagination als eine regellose Repro¬ duction sinnlicher Bilder bekannt. Jedes wah¬ re durch Einbildungskraft geschaffene Kunstwerk ist die Auflösung des gleichen Widerspruchs mit dem, der in den Ideen, vereinigt, dargestellt ist. Der bloß reflectirende Verstand begreift nur einfache Reihen und die Idee, als Syn¬ thesis von Entgegengesetzten, als Widerspruch.
Das productive Vermögen läßt sich, wo es ist, bilden, erhöhen und in's Unendliche durch sich selbst potenziiren: es läßt sich im Gegentheil auch im Keim ersticken oder wenig¬ stens in der Entwickelung hemmen. Wenn es daher eine Anweisung über das Studium der Philosophie geben kann, so muß diese mehr ne¬ gativer Art seyn. Man kann den Sinn für
gen, denen nichts als ein duͤrrer und un¬ fruchtbarer Verſtand zu Theil geworden iſt, ſich durch ihre Verwunderung ſchadlos halten, daß man zur Philoſophie Einbildungskraft fo¬ dere. Statt desjenigen, was allein ſo genannt werden kann, iſt Ihnen nur die lebhafte Ideen¬ aſſociation, die das Denken erſchwert oder die falſche Imagination als eine regelloſe Repro¬ duction ſinnlicher Bilder bekannt. Jedes wah¬ re durch Einbildungskraft geſchaffene Kunſtwerk iſt die Aufloͤſung des gleichen Widerſpruchs mit dem, der in den Ideen, vereinigt, dargeſtellt iſt. Der bloß reflectirende Verſtand begreift nur einfache Reihen und die Idee, als Syn¬ theſis von Entgegengeſetzten, als Widerſpruch.
Das productive Vermoͤgen laͤßt ſich, wo es iſt, bilden, erhoͤhen und in's Unendliche durch ſich ſelbſt potenziiren: es laͤßt ſich im Gegentheil auch im Keim erſticken oder wenig¬ ſtens in der Entwickelung hemmen. Wenn es daher eine Anweiſung uͤber das Studium der Philoſophie geben kann, ſo muß dieſe mehr ne¬ gativer Art ſeyn. Man kann den Sinn fuͤr
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gen, denen nichts als ein duͤrrer und un¬
fruchtbarer Verſtand zu Theil geworden iſt,
ſich durch ihre Verwunderung ſchadlos halten,
daß man zur Philoſophie Einbildungskraft fo¬
dere. Statt desjenigen, was allein ſo genannt
werden kann, iſt Ihnen nur die lebhafte Ideen¬
aſſociation, die das Denken erſchwert oder die
falſche Imagination als eine regelloſe Repro¬
duction ſinnlicher Bilder bekannt. Jedes wah¬
re durch Einbildungskraft geſchaffene Kunſtwerk
iſt die Aufloͤſung des gleichen Widerſpruchs mit
dem, der in den Ideen, vereinigt, dargeſtellt
iſt. Der bloß reflectirende Verſtand begreift
nur einfache Reihen und die Idee, als Syn¬
theſis von Entgegengeſetzten, als Widerſpruch.
Das productive Vermoͤgen laͤßt ſich, wo
es iſt, bilden, erhoͤhen und in's Unendliche
durch ſich ſelbſt potenziiren: es laͤßt ſich im
Gegentheil auch im Keim erſticken oder wenig¬
ſtens in der Entwickelung hemmen. Wenn es
daher eine Anweiſung uͤber das Studium der
Philoſophie geben kann, ſo muß dieſe mehr ne¬
gativer Art ſeyn. Man kann den Sinn fuͤr
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/133>, abgerufen am 25.11.2024.
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