der Form gethan haben. Daß die Erschei¬ nungen sich drängen, ist begreiflich, weil die vorhergehende unmittelbarer den Sinn schärft, den Trieb entzündet. Selbst aber auch, wenn die Philosophie in der absoluten Form wird dargestellt seyn -- und war sie es denn noch nicht, so weit dieß überhaupt möglich ist? -- wird es niemand verwehrt seyn, sie wieder in besondere Formen zu fassen. Die Philo¬ sophen haben das ganz eigenthümlich voraus, daß sie in ihrer Wissenschaft eben so einig, als die Mathematiker sind, (alle waren es, die überhaupt dafür gelten konnten), und daß doch jeder gleich original seyn kann, was jene nicht können. Die andern Wissenschaften könnten sich Glück wünschen, wenn erst bey ihnen jener Wechsel der Formen ernstlicher einträte. Um die absolute Form zu gewin¬ nen, muß sich der Geist in allen versuchen, dieß ist das allgemeine Gesetz jeder freyen Bildung.
Mit der Nachrede, daß die Philosophie eine bloße Sache der Mode sey, kann es
der Form gethan haben. Daß die Erſchei¬ nungen ſich draͤngen, iſt begreiflich, weil die vorhergehende unmittelbarer den Sinn ſchaͤrft, den Trieb entzuͤndet. Selbſt aber auch, wenn die Philoſophie in der abſoluten Form wird dargeſtellt ſeyn — und war ſie es denn noch nicht, ſo weit dieß uͤberhaupt moͤglich iſt? — wird es niemand verwehrt ſeyn, ſie wieder in beſondere Formen zu faſſen. Die Philo¬ ſophen haben das ganz eigenthuͤmlich voraus, daß ſie in ihrer Wiſſenſchaft eben ſo einig, als die Mathematiker ſind, (alle waren es, die uͤberhaupt dafuͤr gelten konnten), und daß doch jeder gleich original ſeyn kann, was jene nicht koͤnnen. Die andern Wiſſenſchaften koͤnnten ſich Gluͤck wuͤnſchen, wenn erſt bey ihnen jener Wechſel der Formen ernſtlicher eintraͤte. Um die abſolute Form zu gewin¬ nen, muß ſich der Geiſt in allen verſuchen, dieß iſt das allgemeine Geſetz jeder freyen Bildung.
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der Form gethan haben. Daß die Erſchei¬
nungen ſich draͤngen, iſt begreiflich, weil die
vorhergehende unmittelbarer den Sinn ſchaͤrft,
den Trieb entzuͤndet. Selbſt aber auch, wenn
die Philoſophie in der abſoluten Form wird
dargeſtellt ſeyn — und war ſie es denn noch
nicht, ſo weit dieß uͤberhaupt moͤglich iſt? —
wird es niemand verwehrt ſeyn, ſie wieder
in beſondere Formen zu faſſen. Die Philo¬
ſophen haben das ganz eigenthuͤmlich voraus,
daß ſie in ihrer Wiſſenſchaft eben ſo einig,
als die Mathematiker ſind, (alle waren es,
die uͤberhaupt dafuͤr gelten konnten), und daß
doch jeder gleich original ſeyn kann, was jene
nicht koͤnnen. Die andern Wiſſenſchaften
koͤnnten ſich Gluͤck wuͤnſchen, wenn erſt bey
ihnen jener Wechſel der Formen ernſtlicher
eintraͤte. Um die abſolute Form zu gewin¬
nen, muß ſich der Geiſt in allen verſuchen,
dieß iſt das allgemeine Geſetz jeder freyen
Bildung.
Mit der Nachrede, daß die Philoſophie
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/126>, abgerufen am 25.11.2024.
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