Wenn ich den sehr gemein gewordenen Vorwurf, daß die Philosophie der Religion und dem Staate gefährlich sey, nicht mit Stillschweigen übergehe, so ist es, weil ich glaube, daß die meisten, die sich hierauf entgeg¬ nend haben vernehmen lassen, nicht im Stande gewesen sind, das gehörige zu sagen.
Die nächste Antwort wäre wohl die: was mag das für ein Staat und was mag das für eine Religion seyn, denen die Philosophie ge¬ fährlich seyn kann? Wäre dies wirklich der Fall, so müßte die Schuld an der vorgeblichen Religion und dem angeblichen Staat liegen. Die Philosophie folgt nur ihren innern Grün¬ den und kann sich wenig bekümmern, ob alles, was von Menschen gemacht ist, damit überein¬ stimme. Von der Religion rede ich hier nicht; ich behalte mir vor, in der Folge die innigste Einheit beyder, und wie die eine die andere er¬ zeugt, darzuthun.
Was den Staat betrifft, so will ich die
Wenn ich den ſehr gemein gewordenen Vorwurf, daß die Philoſophie der Religion und dem Staate gefaͤhrlich ſey, nicht mit Stillſchweigen uͤbergehe, ſo iſt es, weil ich glaube, daß die meiſten, die ſich hierauf entgeg¬ nend haben vernehmen laſſen, nicht im Stande geweſen ſind, das gehoͤrige zu ſagen.
Die naͤchſte Antwort waͤre wohl die: was mag das fuͤr ein Staat und was mag das fuͤr eine Religion ſeyn, denen die Philoſophie ge¬ faͤhrlich ſeyn kann? Waͤre dies wirklich der Fall, ſo muͤßte die Schuld an der vorgeblichen Religion und dem angeblichen Staat liegen. Die Philoſophie folgt nur ihren innern Gruͤn¬ den und kann ſich wenig bekuͤmmern, ob alles, was von Menſchen gemacht iſt, damit uͤberein¬ ſtimme. Von der Religion rede ich hier nicht; ich behalte mir vor, in der Folge die innigſte Einheit beyder, und wie die eine die andere er¬ zeugt, darzuthun.
Was den Staat betrifft, ſo will ich die
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Wenn ich den ſehr gemein gewordenen
Vorwurf, daß die Philoſophie der Religion
und dem Staate gefaͤhrlich ſey, nicht mit
Stillſchweigen uͤbergehe, ſo iſt es, weil ich
glaube, daß die meiſten, die ſich hierauf entgeg¬
nend haben vernehmen laſſen, nicht im Stande
geweſen ſind, das gehoͤrige zu ſagen.
Die naͤchſte Antwort waͤre wohl die: was
mag das fuͤr ein Staat und was mag das fuͤr
eine Religion ſeyn, denen die Philoſophie ge¬
faͤhrlich ſeyn kann? Waͤre dies wirklich der
Fall, ſo muͤßte die Schuld an der vorgeblichen
Religion und dem angeblichen Staat liegen.
Die Philoſophie folgt nur ihren innern Gruͤn¬
den und kann ſich wenig bekuͤmmern, ob alles,
was von Menſchen gemacht iſt, damit uͤberein¬
ſtimme. Von der Religion rede ich hier nicht;
ich behalte mir vor, in der Folge die innigſte
Einheit beyder, und wie die eine die andere er¬
zeugt, darzuthun.
Was den Staat betrifft, ſo will ich die
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/112>, abgerufen am 22.11.2024.
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