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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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chischen Mythologie. Aber das Allgemeine ist nur als Möglichkeit
darin. Das An-sich davon ist weder allegorisch noch schematisch, son-
dern die absolute Indifferenz beider -- das Symbolische. Diese In-
differenz war hier das Erste. Homeros hat diese Mythen nicht erst
unabhängig poetisch und symbolisch gemacht, sie waren dieß gleich im
Anfang; daß man das Allegorische in ihnen sonderte, war ein Einfall
späterer Zeiten, der erst nach Erlöschung alles poetischen Geistes möglich
war. So läßt es sich auch, wie ich im Folgenden zeigen werde, hin-
länglich evident machen, daß der homerische Mythos, und insofern
Homer selbst, in der griechischen Poesie absolut das Erste und der
Anfang ist. Die allegorischen Poesien und Philosopheme, wie es Heyne
nennt, sind durchaus das Werk späterer Zeiten. Die Synthesis ist
das Erste. Dieß ist das allgemeine Gesetz der griechischen Bildung,
welche eben dadurch ihre Absolutheit beweist. So sehen wir auch
deutlich, daß die Mythologie sich schließt, sowie die Allegorie anfängt.
Der Schluß der griechischen Mythe ist die bekannte Allegorie von Amor
und Psyche.

Die gänzliche Entfernung der griechischen Phantasie vom Allego-
rischen zeigt sich vorzüglich darin, daß selbst Personificata, die man
am ehesten für allegorische Wesen halten könnte, wie z. B. die Eris
(Zwietracht) doch durchaus nicht bloß als Wesen, die etwas bedeuten
sollen, sondern als reelle Wesen, die zugleich das sind, was sie be-
deuten, behandelt werden. (Gegensatz der Neueren hierin: Dante alle-
gorisch im höchsten Styl, dann Ariosto, Tasso. Beispiel: Voltaires
Henriade, wo das Allegorische ganz sichtbar und grob).

Der Begriff des Symbolischen ist jetzt durch den Gegensatz hin-
länglich erläutert. Man kann die Stufenfolge der drei Darstellungs-
arten wieder als eine Stufenfolge von Potenzen ansehen. Insofern
sind sie wieder allgemeine Kategorien. Man kann sagen: die Natur in
der Körperreihe allegorisirt bloß, da nur Besonderes Allgemeines be-
deutet, ohne es selbst zu seyn; daher keine Gattungen. Im Licht
im Gegensatz mit den Körpern ist sie schematisirend, im Organischen
symbolisch, denn hier ist der unendliche Begriff dem Objekt selbst

chiſchen Mythologie. Aber das Allgemeine iſt nur als Möglichkeit
darin. Das An-ſich davon iſt weder allegoriſch noch ſchematiſch, ſon-
dern die abſolute Indifferenz beider — das Symboliſche. Dieſe In-
differenz war hier das Erſte. Homeros hat dieſe Mythen nicht erſt
unabhängig poetiſch und ſymboliſch gemacht, ſie waren dieß gleich im
Anfang; daß man das Allegoriſche in ihnen ſonderte, war ein Einfall
ſpäterer Zeiten, der erſt nach Erlöſchung alles poetiſchen Geiſtes möglich
war. So läßt es ſich auch, wie ich im Folgenden zeigen werde, hin-
länglich evident machen, daß der homeriſche Mythos, und inſofern
Homer ſelbſt, in der griechiſchen Poeſie abſolut das Erſte und der
Anfang iſt. Die allegoriſchen Poeſien und Philoſopheme, wie es Heyne
nennt, ſind durchaus das Werk ſpäterer Zeiten. Die Syntheſis iſt
das Erſte. Dieß iſt das allgemeine Geſetz der griechiſchen Bildung,
welche eben dadurch ihre Abſolutheit beweist. So ſehen wir auch
deutlich, daß die Mythologie ſich ſchließt, ſowie die Allegorie anfängt.
Der Schluß der griechiſchen Mythe iſt die bekannte Allegorie von Amor
und Pſyche.

Die gänzliche Entfernung der griechiſchen Phantaſie vom Allego-
riſchen zeigt ſich vorzüglich darin, daß ſelbſt Perſonificata, die man
am eheſten für allegoriſche Weſen halten könnte, wie z. B. die Eris
(Zwietracht) doch durchaus nicht bloß als Weſen, die etwas bedeuten
ſollen, ſondern als reelle Weſen, die zugleich das ſind, was ſie be-
deuten, behandelt werden. (Gegenſatz der Neueren hierin: Dante alle-
goriſch im höchſten Styl, dann Arioſto, Taſſo. Beiſpiel: Voltaires
Henriade, wo das Allegoriſche ganz ſichtbar und grob).

Der Begriff des Symboliſchen iſt jetzt durch den Gegenſatz hin-
länglich erläutert. Man kann die Stufenfolge der drei Darſtellungs-
arten wieder als eine Stufenfolge von Potenzen anſehen. Inſofern
ſind ſie wieder allgemeine Kategorien. Man kann ſagen: die Natur in
der Körperreihe allegoriſirt bloß, da nur Beſonderes Allgemeines be-
deutet, ohne es ſelbſt zu ſeyn; daher keine Gattungen. Im Licht
im Gegenſatz mit den Körpern iſt ſie ſchematiſirend, im Organiſchen
ſymboliſch, denn hier iſt der unendliche Begriff dem Objekt ſelbſt

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[410/0086] chiſchen Mythologie. Aber das Allgemeine iſt nur als Möglichkeit darin. Das An-ſich davon iſt weder allegoriſch noch ſchematiſch, ſon- dern die abſolute Indifferenz beider — das Symboliſche. Dieſe In- differenz war hier das Erſte. Homeros hat dieſe Mythen nicht erſt unabhängig poetiſch und ſymboliſch gemacht, ſie waren dieß gleich im Anfang; daß man das Allegoriſche in ihnen ſonderte, war ein Einfall ſpäterer Zeiten, der erſt nach Erlöſchung alles poetiſchen Geiſtes möglich war. So läßt es ſich auch, wie ich im Folgenden zeigen werde, hin- länglich evident machen, daß der homeriſche Mythos, und inſofern Homer ſelbſt, in der griechiſchen Poeſie abſolut das Erſte und der Anfang iſt. Die allegoriſchen Poeſien und Philoſopheme, wie es Heyne nennt, ſind durchaus das Werk ſpäterer Zeiten. Die Syntheſis iſt das Erſte. Dieß iſt das allgemeine Geſetz der griechiſchen Bildung, welche eben dadurch ihre Abſolutheit beweist. So ſehen wir auch deutlich, daß die Mythologie ſich ſchließt, ſowie die Allegorie anfängt. Der Schluß der griechiſchen Mythe iſt die bekannte Allegorie von Amor und Pſyche. Die gänzliche Entfernung der griechiſchen Phantaſie vom Allego- riſchen zeigt ſich vorzüglich darin, daß ſelbſt Perſonificata, die man am eheſten für allegoriſche Weſen halten könnte, wie z. B. die Eris (Zwietracht) doch durchaus nicht bloß als Weſen, die etwas bedeuten ſollen, ſondern als reelle Weſen, die zugleich das ſind, was ſie be- deuten, behandelt werden. (Gegenſatz der Neueren hierin: Dante alle- goriſch im höchſten Styl, dann Arioſto, Taſſo. Beiſpiel: Voltaires Henriade, wo das Allegoriſche ganz ſichtbar und grob). Der Begriff des Symboliſchen iſt jetzt durch den Gegenſatz hin- länglich erläutert. Man kann die Stufenfolge der drei Darſtellungs- arten wieder als eine Stufenfolge von Potenzen anſehen. Inſofern ſind ſie wieder allgemeine Kategorien. Man kann ſagen: die Natur in der Körperreihe allegoriſirt bloß, da nur Beſonderes Allgemeines be- deutet, ohne es ſelbſt zu ſeyn; daher keine Gattungen. Im Licht im Gegenſatz mit den Körpern iſt ſie ſchematiſirend, im Organiſchen ſymboliſch, denn hier iſt der unendliche Begriff dem Objekt ſelbſt

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/86>, abgerufen am 24.11.2024.