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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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Götter an den menschlichen Handlungen wie im trojanischen Krieg.
Sogar Thiere werden in die Geschichte der Götter verflochten, wie in
der Geschichte von den zwölf Arbeiten des Hercules.

§. 36. Das Verhältniß der Abhängigkeit unter Göt-
tern kann nicht anders denn als Verhältniß der Zeugung
vorgestellt werden
(Theogonie). -- Denn Zeugung ist die einzige
Art der Abhängigkeit, bei welcher das Abhängige gleichwohl in sich
absolut bleibt. Nun wird aber zur Idee der Götter erfordert, daß
sie als besondere absolut seyen. Also etc.

Erläuterung. Die Zeugungen der Götter auseinander sind
wieder ein Sinnbild der Art, wie die Ideen ineinander sind und
auseinander hervorgehen. Die absolute Idee oder Gott begreift z. B.
alle Ideen in sich, und sofern diese als in ihm begriffene doch zugleich
wieder als für sich absolut gedacht werden, sind sie aus ihm gezeugt,
daher Jupiter Vater der Götter und Menschen, und selbst schon ge-
borene Wesen werden durch ihn wieder gezeugt, da mit ihm der Lauf
der Welt erst anhebt, und alles in ihm seyn muß, um in der Welt
zu seyn.

§. 37. Erklärung. Das Ganze der Götterdichtungen,
indem sie zur vollkommenen Objektivität oder unabhängigen poetischen
Existenz gelangen, ist die Mythologie. (Bloße Erklärung, also
keines Beweises bedürftig).

§. 38. Mythologie ist die nothwendige Bedingung
und der erste Stoff aller Kunst
.

Alles Bisherige der Beweis. Der nervus probandi liegt in der
Idee der Kunst als Darstellung des absolut, des an sich Schönen
durch besondere schöne Dinge; also Darstellung des Absoluten in Be-
grenzung ohne Aufhebung des Absoluten. Dieser Widerspruch ist nur
in den Ideen der Götter gelöst, die selbst wieder keine unabhängige,
wahrhaft objektive Existenz haben können als in der vollkommenen
Ausbildung zu einer eignen Welt und zu einem Ganzen der Dichtung,
welches Mythologie heißt.

Zur weiteren Erläuterung. -- Die Mythologie ist nichts

Götter an den menſchlichen Handlungen wie im trojaniſchen Krieg.
Sogar Thiere werden in die Geſchichte der Götter verflochten, wie in
der Geſchichte von den zwölf Arbeiten des Hercules.

§. 36. Das Verhältniß der Abhängigkeit unter Göt-
tern kann nicht anders denn als Verhältniß der Zeugung
vorgeſtellt werden
(Theogonie). — Denn Zeugung iſt die einzige
Art der Abhängigkeit, bei welcher das Abhängige gleichwohl in ſich
abſolut bleibt. Nun wird aber zur Idee der Götter erfordert, daß
ſie als beſondere abſolut ſeyen. Alſo ꝛc.

Erläuterung. Die Zeugungen der Götter auseinander ſind
wieder ein Sinnbild der Art, wie die Ideen ineinander ſind und
auseinander hervorgehen. Die abſolute Idee oder Gott begreift z. B.
alle Ideen in ſich, und ſofern dieſe als in ihm begriffene doch zugleich
wieder als für ſich abſolut gedacht werden, ſind ſie aus ihm gezeugt,
daher Jupiter Vater der Götter und Menſchen, und ſelbſt ſchon ge-
borene Weſen werden durch ihn wieder gezeugt, da mit ihm der Lauf
der Welt erſt anhebt, und alles in ihm ſeyn muß, um in der Welt
zu ſeyn.

§. 37. Erklärung. Das Ganze der Götterdichtungen,
indem ſie zur vollkommenen Objektivität oder unabhängigen poetiſchen
Exiſtenz gelangen, iſt die Mythologie. (Bloße Erklärung, alſo
keines Beweiſes bedürftig).

§. 38. Mythologie iſt die nothwendige Bedingung
und der erſte Stoff aller Kunſt
.

Alles Bisherige der Beweis. Der nervus probandi liegt in der
Idee der Kunſt als Darſtellung des abſolut, des an ſich Schönen
durch beſondere ſchöne Dinge; alſo Darſtellung des Abſoluten in Be-
grenzung ohne Aufhebung des Abſoluten. Dieſer Widerſpruch iſt nur
in den Ideen der Götter gelöst, die ſelbſt wieder keine unabhängige,
wahrhaft objektive Exiſtenz haben können als in der vollkommenen
Ausbildung zu einer eignen Welt und zu einem Ganzen der Dichtung,
welches Mythologie heißt.

Zur weiteren Erläuterung. — Die Mythologie iſt nichts

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[405/0081] Götter an den menſchlichen Handlungen wie im trojaniſchen Krieg. Sogar Thiere werden in die Geſchichte der Götter verflochten, wie in der Geſchichte von den zwölf Arbeiten des Hercules. §. 36. Das Verhältniß der Abhängigkeit unter Göt- tern kann nicht anders denn als Verhältniß der Zeugung vorgeſtellt werden (Theogonie). — Denn Zeugung iſt die einzige Art der Abhängigkeit, bei welcher das Abhängige gleichwohl in ſich abſolut bleibt. Nun wird aber zur Idee der Götter erfordert, daß ſie als beſondere abſolut ſeyen. Alſo ꝛc. Erläuterung. Die Zeugungen der Götter auseinander ſind wieder ein Sinnbild der Art, wie die Ideen ineinander ſind und auseinander hervorgehen. Die abſolute Idee oder Gott begreift z. B. alle Ideen in ſich, und ſofern dieſe als in ihm begriffene doch zugleich wieder als für ſich abſolut gedacht werden, ſind ſie aus ihm gezeugt, daher Jupiter Vater der Götter und Menſchen, und ſelbſt ſchon ge- borene Weſen werden durch ihn wieder gezeugt, da mit ihm der Lauf der Welt erſt anhebt, und alles in ihm ſeyn muß, um in der Welt zu ſeyn. §. 37. Erklärung. Das Ganze der Götterdichtungen, indem ſie zur vollkommenen Objektivität oder unabhängigen poetiſchen Exiſtenz gelangen, iſt die Mythologie. (Bloße Erklärung, alſo keines Beweiſes bedürftig). §. 38. Mythologie iſt die nothwendige Bedingung und der erſte Stoff aller Kunſt. Alles Bisherige der Beweis. Der nervus probandi liegt in der Idee der Kunſt als Darſtellung des abſolut, des an ſich Schönen durch beſondere ſchöne Dinge; alſo Darſtellung des Abſoluten in Be- grenzung ohne Aufhebung des Abſoluten. Dieſer Widerſpruch iſt nur in den Ideen der Götter gelöst, die ſelbſt wieder keine unabhängige, wahrhaft objektive Exiſtenz haben können als in der vollkommenen Ausbildung zu einer eignen Welt und zu einem Ganzen der Dichtung, welches Mythologie heißt. Zur weiteren Erläuterung. — Die Mythologie iſt nichts

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/81>, abgerufen am 24.11.2024.