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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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symbolisch. Thierstücke können also nur entweder durch das Heraus-
heben der symbolischen Bedeutung der Gestalten durch kräftige Dar-
stellung oder nur durch eine höhere Beziehung einigen Kunstwerth
haben. Einige holländische Maler sind bis zu Darstellung von Hühner-
höfen heruntergegangen. Wenn eine solche Schilderei noch einigermaßen
tolerirt wird, so ist es, weil auch ein Hühnerhof auf das Innere eines
Hauses, die Armuth oder den Reichthum des Besitzers kann schließen
lassen. Höhere Beziehung und Bedeutung erhalten Thierstücke, wo
Thiere wirklich in Handlung und im Kampf entweder untereinander
oder mit Menschen dargestellt werden. Die tiefste Note des historischen
Gemäldes bezeichnen die Jagdstücke.

Die folgende Kunststufe ist die, wo das Licht äußerlich unorganisch,
aber beweglich, und insofern lebendig ist. Diese die Landschafts-
malerei
. In dieser Gattung wird außer dem Gegenstand, dem
Körper, das Licht selbst als solches zum Gegenstand. Diese Gattung
bedarf nicht nur des Raums zu ihrem Gemälde, sondern sie geht
ausdrücklich sogar auf Darstellung des Raums als solchen aus. Die
Gegenstände der zuvor genannten Gattungen sind, so untergeordnet sie
in anderer Rücksicht seyn mögen, doch an und für sich selbst bedeutend;
von ihnen ist eine wahrhaft objektive Darstellung möglich. In der
Landschaftsmalerei ist überall nur subjektive Darstellung möglich, denn
die Landschaft hat nur im Auge des Betrachters Realität. Die Land-
schaftsmalerei geht nothwendig auf die empirische Wahrheit, und das
Höchste, was sie vermag, ist, diese selbst wieder als eine Hülle zu
gebrauchen, durch die sie eine höhere Art der Wahrheit durchscheinen
läßt. Aber eben nur die Hülle wird dargestellt, der wahre Gegenstand,
die Idee, bleibt gestaltlos, und es ist von dem Betrachter abhängig
gemacht, sie aus dem duftigen und formlosen Wesen herauszufinden.
Es ist nicht zu leugnen, daß Verhältnisse des allgemeinen Lichts zu
einem ausgebreiteten Ganzen von Gegenständen, je nachdem es offen-
barer oder verhüllter, stärker und unterschiedener, oder schwächer und
gleichsam schwimmender über der Natur liegt, gewisse Zustände der
Seele hervorrufen, auf eine indirekte Weise Ideen, oder vielmehr nur

ſymboliſch. Thierſtücke können alſo nur entweder durch das Heraus-
heben der ſymboliſchen Bedeutung der Geſtalten durch kräftige Dar-
ſtellung oder nur durch eine höhere Beziehung einigen Kunſtwerth
haben. Einige holländiſche Maler ſind bis zu Darſtellung von Hühner-
höfen heruntergegangen. Wenn eine ſolche Schilderei noch einigermaßen
tolerirt wird, ſo iſt es, weil auch ein Hühnerhof auf das Innere eines
Hauſes, die Armuth oder den Reichthum des Beſitzers kann ſchließen
laſſen. Höhere Beziehung und Bedeutung erhalten Thierſtücke, wo
Thiere wirklich in Handlung und im Kampf entweder untereinander
oder mit Menſchen dargeſtellt werden. Die tiefſte Note des hiſtoriſchen
Gemäldes bezeichnen die Jagdſtücke.

Die folgende Kunſtſtufe iſt die, wo das Licht äußerlich unorganiſch,
aber beweglich, und inſofern lebendig iſt. Dieſe die Landſchafts-
malerei
. In dieſer Gattung wird außer dem Gegenſtand, dem
Körper, das Licht ſelbſt als ſolches zum Gegenſtand. Dieſe Gattung
bedarf nicht nur des Raums zu ihrem Gemälde, ſondern ſie geht
ausdrücklich ſogar auf Darſtellung des Raums als ſolchen aus. Die
Gegenſtände der zuvor genannten Gattungen ſind, ſo untergeordnet ſie
in anderer Rückſicht ſeyn mögen, doch an und für ſich ſelbſt bedeutend;
von ihnen iſt eine wahrhaft objektive Darſtellung möglich. In der
Landſchaftsmalerei iſt überall nur ſubjektive Darſtellung möglich, denn
die Landſchaft hat nur im Auge des Betrachters Realität. Die Land-
ſchaftsmalerei geht nothwendig auf die empiriſche Wahrheit, und das
Höchſte, was ſie vermag, iſt, dieſe ſelbſt wieder als eine Hülle zu
gebrauchen, durch die ſie eine höhere Art der Wahrheit durchſcheinen
läßt. Aber eben nur die Hülle wird dargeſtellt, der wahre Gegenſtand,
die Idee, bleibt geſtaltlos, und es iſt von dem Betrachter abhängig
gemacht, ſie aus dem duftigen und formloſen Weſen herauszufinden.
Es iſt nicht zu leugnen, daß Verhältniſſe des allgemeinen Lichts zu
einem ausgebreiteten Ganzen von Gegenſtänden, je nachdem es offen-
barer oder verhüllter, ſtärker und unterſchiedener, oder ſchwächer und
gleichſam ſchwimmender über der Natur liegt, gewiſſe Zuſtände der
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[544/0220] ſymboliſch. Thierſtücke können alſo nur entweder durch das Heraus- heben der ſymboliſchen Bedeutung der Geſtalten durch kräftige Dar- ſtellung oder nur durch eine höhere Beziehung einigen Kunſtwerth haben. Einige holländiſche Maler ſind bis zu Darſtellung von Hühner- höfen heruntergegangen. Wenn eine ſolche Schilderei noch einigermaßen tolerirt wird, ſo iſt es, weil auch ein Hühnerhof auf das Innere eines Hauſes, die Armuth oder den Reichthum des Beſitzers kann ſchließen laſſen. Höhere Beziehung und Bedeutung erhalten Thierſtücke, wo Thiere wirklich in Handlung und im Kampf entweder untereinander oder mit Menſchen dargeſtellt werden. Die tiefſte Note des hiſtoriſchen Gemäldes bezeichnen die Jagdſtücke. Die folgende Kunſtſtufe iſt die, wo das Licht äußerlich unorganiſch, aber beweglich, und inſofern lebendig iſt. Dieſe die Landſchafts- malerei. In dieſer Gattung wird außer dem Gegenſtand, dem Körper, das Licht ſelbſt als ſolches zum Gegenſtand. Dieſe Gattung bedarf nicht nur des Raums zu ihrem Gemälde, ſondern ſie geht ausdrücklich ſogar auf Darſtellung des Raums als ſolchen aus. Die Gegenſtände der zuvor genannten Gattungen ſind, ſo untergeordnet ſie in anderer Rückſicht ſeyn mögen, doch an und für ſich ſelbſt bedeutend; von ihnen iſt eine wahrhaft objektive Darſtellung möglich. In der Landſchaftsmalerei iſt überall nur ſubjektive Darſtellung möglich, denn die Landſchaft hat nur im Auge des Betrachters Realität. Die Land- ſchaftsmalerei geht nothwendig auf die empiriſche Wahrheit, und das Höchſte, was ſie vermag, iſt, dieſe ſelbſt wieder als eine Hülle zu gebrauchen, durch die ſie eine höhere Art der Wahrheit durchſcheinen läßt. Aber eben nur die Hülle wird dargeſtellt, der wahre Gegenſtand, die Idee, bleibt geſtaltlos, und es iſt von dem Betrachter abhängig gemacht, ſie aus dem duftigen und formloſen Weſen herauszufinden. Es iſt nicht zu leugnen, daß Verhältniſſe des allgemeinen Lichts zu einem ausgebreiteten Ganzen von Gegenſtänden, je nachdem es offen- barer oder verhüllter, ſtärker und unterſchiedener, oder ſchwächer und gleichſam ſchwimmender über der Natur liegt, gewiſſe Zuſtände der Seele hervorrufen, auf eine indirekte Weiſe Ideen, oder vielmehr nur

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/220>, abgerufen am 24.11.2024.