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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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Indifferenz seines Besonderen mit seinem Allgemeinen oder Begriff. Die
Trübung für das Licht wird also nur da aufhören, wo diese relative
Gleichheit so weit aufgehoben ist, daß entweder das rein-Allgemeine oder
das rein-Besondere überwiegend ist -- also an den Enden der Cohä-
sionsreihe --, oder da, wo beide zur absoluten Indifferenz reducirt sind,
wie im Wasser, dessen Allgemeines das ganze Besondere, das Besondere
das ganze Allgemeine ist, oder da, wo auch der Streit der absoluten
Cohäsion (wodurch der Körper in sich selbst) und der relativen (wodurch
er dem Licht angehört) vollkommen ausgeglichen ist, und der Körper
ganz Erde und ganz Sonne ist. -- Die weiteren Erläuterungen dieser
Sätze gehören, wie von selbst offenbar ist, in eine andere Sphäre der
Untersuchung.

Ein solcher Körper nun, der in der vollkommenen Identität mit
dem Licht ist (und ein solcher wäre ein absolut-durchsichtiger Körper),
wäre dem Licht überall nicht mehr entgegengesetzt. Nur insofern der Körper
noch immer ein Besonderes bleibt oder dem Licht relativ -- zum Theil --
entgegengesetzt ist, synthesirt die absolute Identität, die hier als Schwer-
kraft der höheren Potenz eintritt, das Licht mit ihm (daß nämlich nicht
der Körper das Licht breche, folgt aus der Newtonschen Erfahrung,
daß die Brechung nicht unmittelbar, sondern in einiger Entfernung von
der Oberfläche des Körpers geschieht, wozu Newton eine actio in
distans
annimmt, die ich -- im Newtonschen Sinne -- nicht nur
hier, sondern überall verwerfe). Diese Synthese des Lichts und des
Körpers ist beim durchsichtigen und undurchsichtigen Körper gleicherweise
der Fall, nur daß dieser das Licht reflektirt, der durchsichtige Körper
aber nimmt es in sich selbst auf und durchdringt sich mit ihm. Da es
aber keine vollkommene Durchsichtigkeit gibt, sondern in denjenigen durch-
sichtigen Körpern, welche das Licht am meisten brechen, auch noch das
größte Uebergewicht der Besonderheit ist, so wird das Licht oder die
Identität im Licht selbst mit der Besonderheit oder Differenz synthesirt
und demnach getrübt. (Alle unsere durchsichtigen Körper sind trübende
Mittel). Es ist abermals weder das Licht für sich noch der Körper
für sich, sondern es ist das, worin beide eins sind, was die Farbe

Indifferenz ſeines Beſonderen mit ſeinem Allgemeinen oder Begriff. Die
Trübung für das Licht wird alſo nur da aufhören, wo dieſe relative
Gleichheit ſo weit aufgehoben iſt, daß entweder das rein-Allgemeine oder
das rein-Beſondere überwiegend iſt — alſo an den Enden der Cohä-
ſionsreihe —, oder da, wo beide zur abſoluten Indifferenz reducirt ſind,
wie im Waſſer, deſſen Allgemeines das ganze Beſondere, das Beſondere
das ganze Allgemeine iſt, oder da, wo auch der Streit der abſoluten
Cohäſion (wodurch der Körper in ſich ſelbſt) und der relativen (wodurch
er dem Licht angehört) vollkommen ausgeglichen iſt, und der Körper
ganz Erde und ganz Sonne iſt. — Die weiteren Erläuterungen dieſer
Sätze gehören, wie von ſelbſt offenbar iſt, in eine andere Sphäre der
Unterſuchung.

Ein ſolcher Körper nun, der in der vollkommenen Identität mit
dem Licht iſt (und ein ſolcher wäre ein abſolut-durchſichtiger Körper),
wäre dem Licht überall nicht mehr entgegengeſetzt. Nur inſofern der Körper
noch immer ein Beſonderes bleibt oder dem Licht relativ — zum Theil —
entgegengeſetzt iſt, ſyntheſirt die abſolute Identität, die hier als Schwer-
kraft der höheren Potenz eintritt, das Licht mit ihm (daß nämlich nicht
der Körper das Licht breche, folgt aus der Newtonſchen Erfahrung,
daß die Brechung nicht unmittelbar, ſondern in einiger Entfernung von
der Oberfläche des Körpers geſchieht, wozu Newton eine actio in
distans
annimmt, die ich — im Newtonſchen Sinne — nicht nur
hier, ſondern überall verwerfe). Dieſe Syntheſe des Lichts und des
Körpers iſt beim durchſichtigen und undurchſichtigen Körper gleicherweiſe
der Fall, nur daß dieſer das Licht reflektirt, der durchſichtige Körper
aber nimmt es in ſich ſelbſt auf und durchdringt ſich mit ihm. Da es
aber keine vollkommene Durchſichtigkeit gibt, ſondern in denjenigen durch-
ſichtigen Körpern, welche das Licht am meiſten brechen, auch noch das
größte Uebergewicht der Beſonderheit iſt, ſo wird das Licht oder die
Identität im Licht ſelbſt mit der Beſonderheit oder Differenz ſyntheſirt
und demnach getrübt. (Alle unſere durchſichtigen Körper ſind trübende
Mittel). Es iſt abermals weder das Licht für ſich noch der Körper
für ſich, ſondern es iſt das, worin beide eins ſind, was die Farbe

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[511/0187] Indifferenz ſeines Beſonderen mit ſeinem Allgemeinen oder Begriff. Die Trübung für das Licht wird alſo nur da aufhören, wo dieſe relative Gleichheit ſo weit aufgehoben iſt, daß entweder das rein-Allgemeine oder das rein-Beſondere überwiegend iſt — alſo an den Enden der Cohä- ſionsreihe —, oder da, wo beide zur abſoluten Indifferenz reducirt ſind, wie im Waſſer, deſſen Allgemeines das ganze Beſondere, das Beſondere das ganze Allgemeine iſt, oder da, wo auch der Streit der abſoluten Cohäſion (wodurch der Körper in ſich ſelbſt) und der relativen (wodurch er dem Licht angehört) vollkommen ausgeglichen iſt, und der Körper ganz Erde und ganz Sonne iſt. — Die weiteren Erläuterungen dieſer Sätze gehören, wie von ſelbſt offenbar iſt, in eine andere Sphäre der Unterſuchung. Ein ſolcher Körper nun, der in der vollkommenen Identität mit dem Licht iſt (und ein ſolcher wäre ein abſolut-durchſichtiger Körper), wäre dem Licht überall nicht mehr entgegengeſetzt. Nur inſofern der Körper noch immer ein Beſonderes bleibt oder dem Licht relativ — zum Theil — entgegengeſetzt iſt, ſyntheſirt die abſolute Identität, die hier als Schwer- kraft der höheren Potenz eintritt, das Licht mit ihm (daß nämlich nicht der Körper das Licht breche, folgt aus der Newtonſchen Erfahrung, daß die Brechung nicht unmittelbar, ſondern in einiger Entfernung von der Oberfläche des Körpers geſchieht, wozu Newton eine actio in distans annimmt, die ich — im Newtonſchen Sinne — nicht nur hier, ſondern überall verwerfe). Dieſe Syntheſe des Lichts und des Körpers iſt beim durchſichtigen und undurchſichtigen Körper gleicherweiſe der Fall, nur daß dieſer das Licht reflektirt, der durchſichtige Körper aber nimmt es in ſich ſelbſt auf und durchdringt ſich mit ihm. Da es aber keine vollkommene Durchſichtigkeit gibt, ſondern in denjenigen durch- ſichtigen Körpern, welche das Licht am meiſten brechen, auch noch das größte Uebergewicht der Beſonderheit iſt, ſo wird das Licht oder die Identität im Licht ſelbſt mit der Beſonderheit oder Differenz ſyntheſirt und demnach getrübt. (Alle unſere durchſichtigen Körper ſind trübende Mittel). Es iſt abermals weder das Licht für ſich noch der Körper für ſich, ſondern es iſt das, worin beide eins ſind, was die Farbe

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/187>, abgerufen am 24.11.2024.