Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite
Dritter Abschnitt.
Construktion des Besonderen oder der Form der Kunst.

Mit der vollendeten Construktion des Stoffs der Kunst, welcher
in der Mythologie liegt, tritt für uns ein neuer Gegensatz ein. Wir
begannen von der Construktion der Kunst als realer Darstellung des
Absoluten. Diese konnte nicht real seyn, ohne jenes durch einzelne end-
liche Dinge darzustellen. Wir machten die Synthesis des Absoluten mit
der Begrenzung; es entstand uns daraus die Ideenwelt der Kunst,
aber auch diese ist in Bezug auf die Darstellung selbst wieder nur
Stoff oder Allgemeines, dem die Form oder das Besondere ent-
gegensteht.

Wie geht jener allgemeine Stoff über in die besondere Form und
wird Materie des besonderen Kunstwerks?

Es läßt sich aus dem zu Anfang aufgestellten Princip zum voraus
einsehen, daß es auch hier darauf ankommen wird, die beiden Ent-
gegengesetzten absolut zu synthesiren, Stoff und Form durch eine neue
Synthese in Indifferenz darzustellen. Hierauf beziehen sich die folgen-
den Sätze, mit denen wir zur Construktion des Kunstwerks als solches
fortgehen.

§. 62. Das unmittelbar Hervorbringende des Kunst-
werks oder des einzelnen wirklichen Dings, durch welches
in der idealen Welt das Absolute real-objektiv wird, ist

Dritter Abſchnitt.
Conſtruktion des Beſonderen oder der Form der Kunſt.

Mit der vollendeten Conſtruktion des Stoffs der Kunſt, welcher
in der Mythologie liegt, tritt für uns ein neuer Gegenſatz ein. Wir
begannen von der Conſtruktion der Kunſt als realer Darſtellung des
Abſoluten. Dieſe konnte nicht real ſeyn, ohne jenes durch einzelne end-
liche Dinge darzuſtellen. Wir machten die Syntheſis des Abſoluten mit
der Begrenzung; es entſtand uns daraus die Ideenwelt der Kunſt,
aber auch dieſe iſt in Bezug auf die Darſtellung ſelbſt wieder nur
Stoff oder Allgemeines, dem die Form oder das Beſondere ent-
gegenſteht.

Wie geht jener allgemeine Stoff über in die beſondere Form und
wird Materie des beſonderen Kunſtwerks?

Es läßt ſich aus dem zu Anfang aufgeſtellten Princip zum voraus
einſehen, daß es auch hier darauf ankommen wird, die beiden Ent-
gegengeſetzten abſolut zu ſyntheſiren, Stoff und Form durch eine neue
Syntheſe in Indifferenz darzuſtellen. Hierauf beziehen ſich die folgen-
den Sätze, mit denen wir zur Conſtruktion des Kunſtwerks als ſolches
fortgehen.

§. 62. Das unmittelbar Hervorbringende des Kunſt-
werks oder des einzelnen wirklichen Dings, durch welches
in der idealen Welt das Abſolute real-objektiv wird, iſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0134" n="[458]"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Dritter Ab&#x017F;chnitt.</hi><lb/><hi rendition="#g">Con&#x017F;truktion des Be&#x017F;onderen oder der Form der Kun&#x017F;t</hi>.</head><lb/>
            <p>Mit der vollendeten Con&#x017F;truktion des Stoffs der Kun&#x017F;t, welcher<lb/>
in der Mythologie liegt, tritt für uns ein neuer Gegen&#x017F;atz ein. Wir<lb/>
begannen von der Con&#x017F;truktion der Kun&#x017F;t als <hi rendition="#g">realer</hi> Dar&#x017F;tellung des<lb/>
Ab&#x017F;oluten. Die&#x017F;e konnte nicht real &#x017F;eyn, ohne jenes durch einzelne end-<lb/>
liche Dinge darzu&#x017F;tellen. Wir machten die Synthe&#x017F;is des Ab&#x017F;oluten mit<lb/>
der Begrenzung; es ent&#x017F;tand uns daraus die Ideenwelt der Kun&#x017F;t,<lb/>
aber auch die&#x017F;e i&#x017F;t in Bezug auf die Dar&#x017F;tellung &#x017F;elb&#x017F;t wieder nur<lb/>
Stoff oder Allgemeines, dem die Form oder das Be&#x017F;ondere ent-<lb/>
gegen&#x017F;teht.</p><lb/>
            <p>Wie geht jener allgemeine Stoff über in die be&#x017F;ondere Form und<lb/>
wird Materie des be&#x017F;onderen Kun&#x017F;twerks?</p><lb/>
            <p>Es läßt &#x017F;ich aus dem zu Anfang aufge&#x017F;tellten Princip zum voraus<lb/>
ein&#x017F;ehen, daß es auch hier darauf ankommen wird, die beiden Ent-<lb/>
gegenge&#x017F;etzten ab&#x017F;olut zu &#x017F;ynthe&#x017F;iren, Stoff und Form durch eine neue<lb/>
Synthe&#x017F;e in Indifferenz darzu&#x017F;tellen. Hierauf beziehen &#x017F;ich die folgen-<lb/>
den Sätze, mit denen wir zur Con&#x017F;truktion des Kun&#x017F;twerks als &#x017F;olches<lb/>
fortgehen.</p><lb/>
            <p>§. 62. <hi rendition="#g">Das unmittelbar Hervorbringende des Kun&#x017F;t-<lb/>
werks oder des einzelnen wirklichen Dings, durch welches<lb/>
in der idealen Welt das Ab&#x017F;olute real-objektiv wird, i&#x017F;t<lb/></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[458]/0134] Dritter Abſchnitt. Conſtruktion des Beſonderen oder der Form der Kunſt. Mit der vollendeten Conſtruktion des Stoffs der Kunſt, welcher in der Mythologie liegt, tritt für uns ein neuer Gegenſatz ein. Wir begannen von der Conſtruktion der Kunſt als realer Darſtellung des Abſoluten. Dieſe konnte nicht real ſeyn, ohne jenes durch einzelne end- liche Dinge darzuſtellen. Wir machten die Syntheſis des Abſoluten mit der Begrenzung; es entſtand uns daraus die Ideenwelt der Kunſt, aber auch dieſe iſt in Bezug auf die Darſtellung ſelbſt wieder nur Stoff oder Allgemeines, dem die Form oder das Beſondere ent- gegenſteht. Wie geht jener allgemeine Stoff über in die beſondere Form und wird Materie des beſonderen Kunſtwerks? Es läßt ſich aus dem zu Anfang aufgeſtellten Princip zum voraus einſehen, daß es auch hier darauf ankommen wird, die beiden Ent- gegengeſetzten abſolut zu ſyntheſiren, Stoff und Form durch eine neue Syntheſe in Indifferenz darzuſtellen. Hierauf beziehen ſich die folgen- den Sätze, mit denen wir zur Conſtruktion des Kunſtwerks als ſolches fortgehen. §. 62. Das unmittelbar Hervorbringende des Kunſt- werks oder des einzelnen wirklichen Dings, durch welches in der idealen Welt das Abſolute real-objektiv wird, iſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/134
Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. [458]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/134>, abgerufen am 20.11.2024.