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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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ist, ist mystisch. -- Dieß der Begriff, den wir von mystisch festsetzen,
und der also als Erklärung keines Beweises bedarf.

Zusatz 1. Mysticismus also = subjektiver Symbolik.

Zusatz 2. Mysticismus an und für sich selbst ist unpoetisch --
denn er ist der entgegengesetzte Pol der Poesie, welche die Einheit des
Unendlichen und Endlichen im Endlichen. -- Es versteht sich, daß
von Mysticismus an und für sich die Rede ist, nicht, inwiefern er selbst
wieder objektiv werden kann, z. B. in sittlicher Gesinnung u. s. w.

§. 57. Das Gesetz der ersten Art der Kunst ist Unwan-
delbarkeit in sich selbst, das der andern Fortschritt im
Wechsel
. -- Folgt schon aus der Entgegensetzung beider als Natur
und Freiheit.

§. 58. Dort ist das Exemplarische oder die Urbildlich-
keit, hier die Originalität herrschend
. -- Denn dort erscheint
das Allgemeine als Besonderes, die Gattung als Individuum, hier
dagegen soll das Individuum als Gattung, das Besondere als Allge-
meines erscheinen. -- Dort ist der Ausgangspunkt identisch (omeros),
Einer, nämlich das Allgemeine selbst, hier aber ist der Ausgangspunkt
immer und nothwendig ein verschiedener, weil er im Besonderen liegt.

Der Unterschied der Originalität von der Besonderheit
besteht darin, daß jene vom Besonderen sich zum Allgemeinen, Univer-
sellen bildet 1.

§. 59. Die andere Art der Kunst ist nur als Ueber-
gang oder als in der Nichtabsolutheit im Gegensatz mit
der ersten
. -- Denn die vollkommene Einbildung des Endlichen ins
Unendliche wird auch die des Universums ins Endliche wieder mit sich
führen.

Zusatz. In diesem Uebergang, wo die Originalität das Herrschende
ist, ist es nothwendig, daß das Individuum sich selbst aus der Beson-
derheit den universellen Stoff schaffe.

§. 60. Die Forderung der Absolutheit in Ansehung

1 Man vergl. den Aufsatz: Ueber das Wesen der philosophischen Kritik über-
haupt u. s. w. Krit. Journal I, 1, S. XI. (oben S. 8). D. H.

iſt, iſt myſtiſch. — Dieß der Begriff, den wir von myſtiſch feſtſetzen,
und der alſo als Erklärung keines Beweiſes bedarf.

Zuſatz 1. Myſticismus alſo = ſubjektiver Symbolik.

Zuſatz 2. Myſticismus an und für ſich ſelbſt iſt unpoetiſch —
denn er iſt der entgegengeſetzte Pol der Poeſie, welche die Einheit des
Unendlichen und Endlichen im Endlichen. — Es verſteht ſich, daß
von Myſticismus an und für ſich die Rede iſt, nicht, inwiefern er ſelbſt
wieder objektiv werden kann, z. B. in ſittlicher Geſinnung u. ſ. w.

§. 57. Das Geſetz der erſten Art der Kunſt iſt Unwan-
delbarkeit in ſich ſelbſt, das der andern Fortſchritt im
Wechſel
. — Folgt ſchon aus der Entgegenſetzung beider als Natur
und Freiheit.

§. 58. Dort iſt das Exemplariſche oder die Urbildlich-
keit, hier die Originalität herrſchend
. — Denn dort erſcheint
das Allgemeine als Beſonderes, die Gattung als Individuum, hier
dagegen ſoll das Individuum als Gattung, das Beſondere als Allge-
meines erſcheinen. — Dort iſt der Ausgangspunkt identiſch (ὅμηρος),
Einer, nämlich das Allgemeine ſelbſt, hier aber iſt der Ausgangspunkt
immer und nothwendig ein verſchiedener, weil er im Beſonderen liegt.

Der Unterſchied der Originalität von der Beſonderheit
beſteht darin, daß jene vom Beſonderen ſich zum Allgemeinen, Univer-
ſellen bildet 1.

§. 59. Die andere Art der Kunſt iſt nur als Ueber-
gang oder als in der Nichtabſolutheit im Gegenſatz mit
der erſten
. — Denn die vollkommene Einbildung des Endlichen ins
Unendliche wird auch die des Univerſums ins Endliche wieder mit ſich
führen.

Zuſatz. In dieſem Uebergang, wo die Originalität das Herrſchende
iſt, iſt es nothwendig, daß das Individuum ſich ſelbſt aus der Beſon-
derheit den univerſellen Stoff ſchaffe.

§. 60. Die Forderung der Abſolutheit in Anſehung

1 Man vergl. den Aufſatz: Ueber das Weſen der philoſophiſchen Kritik über-
haupt u. ſ. w. Krit. Journal I, 1, S. XI. (oben S. 8). D. H.
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[456/0132] iſt, iſt myſtiſch. — Dieß der Begriff, den wir von myſtiſch feſtſetzen, und der alſo als Erklärung keines Beweiſes bedarf. Zuſatz 1. Myſticismus alſo = ſubjektiver Symbolik. Zuſatz 2. Myſticismus an und für ſich ſelbſt iſt unpoetiſch — denn er iſt der entgegengeſetzte Pol der Poeſie, welche die Einheit des Unendlichen und Endlichen im Endlichen. — Es verſteht ſich, daß von Myſticismus an und für ſich die Rede iſt, nicht, inwiefern er ſelbſt wieder objektiv werden kann, z. B. in ſittlicher Geſinnung u. ſ. w. §. 57. Das Geſetz der erſten Art der Kunſt iſt Unwan- delbarkeit in ſich ſelbſt, das der andern Fortſchritt im Wechſel. — Folgt ſchon aus der Entgegenſetzung beider als Natur und Freiheit. §. 58. Dort iſt das Exemplariſche oder die Urbildlich- keit, hier die Originalität herrſchend. — Denn dort erſcheint das Allgemeine als Beſonderes, die Gattung als Individuum, hier dagegen ſoll das Individuum als Gattung, das Beſondere als Allge- meines erſcheinen. — Dort iſt der Ausgangspunkt identiſch (ὅμηρος), Einer, nämlich das Allgemeine ſelbſt, hier aber iſt der Ausgangspunkt immer und nothwendig ein verſchiedener, weil er im Beſonderen liegt. Der Unterſchied der Originalität von der Beſonderheit beſteht darin, daß jene vom Beſonderen ſich zum Allgemeinen, Univer- ſellen bildet 1. §. 59. Die andere Art der Kunſt iſt nur als Ueber- gang oder als in der Nichtabſolutheit im Gegenſatz mit der erſten. — Denn die vollkommene Einbildung des Endlichen ins Unendliche wird auch die des Univerſums ins Endliche wieder mit ſich führen. Zuſatz. In dieſem Uebergang, wo die Originalität das Herrſchende iſt, iſt es nothwendig, daß das Individuum ſich ſelbſt aus der Beſon- derheit den univerſellen Stoff ſchaffe. §. 60. Die Forderung der Abſolutheit in Anſehung 1 Man vergl. den Aufſatz: Ueber das Weſen der philoſophiſchen Kritik über- haupt u. ſ. w. Krit. Journal I, 1, S. XI. (oben S. 8). D. H.

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/132>, abgerufen am 26.11.2024.