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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859.

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dort ist Begrenzung, Endlichkeit herrschend, hier Unendlichkeit. -- Auch:
dort Seyn, hier Werden. Die Gestalten der ersten Welt bleibend,
ewig, die Naturwesen einer höheren Ordnung, hier vorübergehende Er-
scheinungen.

§. 50. Dort wird Polytheismus durch Naturbegren-
zung
(von dem hergenommen, was in den Raum fällt), hier nur
durch Begrenzung in der Zeit möglich seyn
.

Folgt von selbst. Alle Anschauung Gottes nur in der Geschichte.

Anmerkung. Inwiefern das Unendliche hier in das Endliche
kommt, so wird es nur seyn, um dieses an sich (selbst) und durch sein
Beispiel zu vernichten, und so die Grenze der zwei Welten zu machen.
Daher nothwendig die Idee der späteren Welt: Menschwerdung und
Tod Gottes.

§. 51. In der ersten Art der Mythologie ist die Natur
das Offenbare, die ideelle Welt ist das Geheime, in der
andern wird die ideelle Welt offenbar, und die Natur tritt
ins Mysterium zurück
. -- Folgt von selbst.

§. 52. Dort ist die Religion auf die Mythologie, hier
vielmehr die Mythologie auf die Religion gegründet
. --
Denn Religion: Poesie wieder = subjektiv: objektiv. Das Endliche
wird im Unendlichen angeschaut durch Religion, wodurch mir erst
auch das Endliche zum Reflex des Unendlichen wird, das Unendliche im
Endlichen dagegen symbolisch, und insofern mythologisch.

Erläuterung. Die griechische Mythologie war nicht als solche
Religion; sie ist an sich nur als Poesie zu begreifen; Religion wurde
sie erst in dem Verhältniß, welches sich der Mensch nun selbst zu
den Göttern (dem Unendlichen) gab in religiösen Handlungen u. s. w.
Im Christenthum ist dieses Verhältniß das erste, und jede mögliche
Symbolik des Unendlichen, alle Mythologie also auch, davon abhängig
gemacht.

Zusatz 1. Die Religion selbst mußte dort mehr als Naturreli-
gion, hier konnte sie nur als geoffenbarte erscheinen. -- Folgt aus
§. 47 und 48.

dort iſt Begrenzung, Endlichkeit herrſchend, hier Unendlichkeit. — Auch:
dort Seyn, hier Werden. Die Geſtalten der erſten Welt bleibend,
ewig, die Naturweſen einer höheren Ordnung, hier vorübergehende Er-
ſcheinungen.

§. 50. Dort wird Polytheismus durch Naturbegren-
zung
(von dem hergenommen, was in den Raum fällt), hier nur
durch Begrenzung in der Zeit möglich ſeyn
.

Folgt von ſelbſt. Alle Anſchauung Gottes nur in der Geſchichte.

Anmerkung. Inwiefern das Unendliche hier in das Endliche
kommt, ſo wird es nur ſeyn, um dieſes an ſich (ſelbſt) und durch ſein
Beiſpiel zu vernichten, und ſo die Grenze der zwei Welten zu machen.
Daher nothwendig die Idee der ſpäteren Welt: Menſchwerdung und
Tod Gottes.

§. 51. In der erſten Art der Mythologie iſt die Natur
das Offenbare, die ideelle Welt iſt das Geheime, in der
andern wird die ideelle Welt offenbar, und die Natur tritt
ins Myſterium zurück
. — Folgt von ſelbſt.

§. 52. Dort iſt die Religion auf die Mythologie, hier
vielmehr die Mythologie auf die Religion gegründet
. —
Denn Religion: Poeſie wieder = ſubjektiv: objektiv. Das Endliche
wird im Unendlichen angeſchaut durch Religion, wodurch mir erſt
auch das Endliche zum Reflex des Unendlichen wird, das Unendliche im
Endlichen dagegen ſymboliſch, und inſofern mythologiſch.

Erläuterung. Die griechiſche Mythologie war nicht als ſolche
Religion; ſie iſt an ſich nur als Poeſie zu begreifen; Religion wurde
ſie erſt in dem Verhältniß, welches ſich der Menſch nun ſelbſt zu
den Göttern (dem Unendlichen) gab in religiöſen Handlungen u. ſ. w.
Im Chriſtenthum iſt dieſes Verhältniß das erſte, und jede mögliche
Symbolik des Unendlichen, alle Mythologie alſo auch, davon abhängig
gemacht.

Zuſatz 1. Die Religion ſelbſt mußte dort mehr als Naturreli-
gion, hier konnte ſie nur als geoffenbarte erſcheinen. — Folgt aus
§. 47 und 48.

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[454/0130] dort iſt Begrenzung, Endlichkeit herrſchend, hier Unendlichkeit. — Auch: dort Seyn, hier Werden. Die Geſtalten der erſten Welt bleibend, ewig, die Naturweſen einer höheren Ordnung, hier vorübergehende Er- ſcheinungen. §. 50. Dort wird Polytheismus durch Naturbegren- zung (von dem hergenommen, was in den Raum fällt), hier nur durch Begrenzung in der Zeit möglich ſeyn. Folgt von ſelbſt. Alle Anſchauung Gottes nur in der Geſchichte. Anmerkung. Inwiefern das Unendliche hier in das Endliche kommt, ſo wird es nur ſeyn, um dieſes an ſich (ſelbſt) und durch ſein Beiſpiel zu vernichten, und ſo die Grenze der zwei Welten zu machen. Daher nothwendig die Idee der ſpäteren Welt: Menſchwerdung und Tod Gottes. §. 51. In der erſten Art der Mythologie iſt die Natur das Offenbare, die ideelle Welt iſt das Geheime, in der andern wird die ideelle Welt offenbar, und die Natur tritt ins Myſterium zurück. — Folgt von ſelbſt. §. 52. Dort iſt die Religion auf die Mythologie, hier vielmehr die Mythologie auf die Religion gegründet. — Denn Religion: Poeſie wieder = ſubjektiv: objektiv. Das Endliche wird im Unendlichen angeſchaut durch Religion, wodurch mir erſt auch das Endliche zum Reflex des Unendlichen wird, das Unendliche im Endlichen dagegen ſymboliſch, und inſofern mythologiſch. Erläuterung. Die griechiſche Mythologie war nicht als ſolche Religion; ſie iſt an ſich nur als Poeſie zu begreifen; Religion wurde ſie erſt in dem Verhältniß, welches ſich der Menſch nun ſelbſt zu den Göttern (dem Unendlichen) gab in religiöſen Handlungen u. ſ. w. Im Chriſtenthum iſt dieſes Verhältniß das erſte, und jede mögliche Symbolik des Unendlichen, alle Mythologie alſo auch, davon abhängig gemacht. Zuſatz 1. Die Religion ſelbſt mußte dort mehr als Naturreli- gion, hier konnte ſie nur als geoffenbarte erſcheinen. — Folgt aus §. 47 und 48.

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/130>, abgerufen am 26.11.2024.