Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.Sehr wahr schildert ein beliebter Der Zänker mit sich selbst, der zum Skelet sich denket, Manch Traumbuch über sich befragt, Unschlüßig was er wünscht, unwissend was ihn kränket, Arbeitstische, Comptoire, Toiletten der
Stadt hätte. Nicht minder gewiß ist, daß fremdes Mißvergnügen ansteckt oder doch den Frohsinn schwächt. Schon ein gleichgültiges Gesicht wirkt auf das Ge- müth nicht vortheilhaft, wenn es dasselbe auch nicht sofort verstimmt. Nun ent- binden aber öffentliche Spatziergänge die Menschen von ihren Geschäften und la- den sie zum Vergnügen ein: und solche verfehlen deshalb auch nicht ihren erhei- ternden Eindruck. Sehr wahr ſchildert ein beliebter Der Zaͤnker mit ſich ſelbſt, der zum Skelet ſich denket, Manch Traumbuch uͤber ſich befragt, Unſchluͤßig was er wuͤnſcht, unwiſſend was ihn kraͤnket, Arbeitstiſche, Comptoire, Toiletten der
Stadt haͤtte. Nicht minder gewiß iſt, daß fremdes Mißvergnuͤgen anſteckt oder doch den Frohſinn ſchwaͤcht. Schon ein gleichguͤltiges Geſicht wirkt auf das Ge- muͤth nicht vortheilhaft, wenn es daſſelbe auch nicht ſofort verſtimmt. Nun ent- binden aber oͤffentliche Spatziergaͤnge die Menſchen von ihren Geſchaͤften und la- den ſie zum Vergnuͤgen ein: und ſolche verfehlen deshalb auch nicht ihren erhei- ternden Eindruck. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0066" n="62"/> <p>Sehr wahr ſchildert ein beliebter<lb/> Dichter den Einfluß, den der Anblick<lb/> von Menſchen, aber nicht bloß auf den<lb/> Hypochondriſten aͤußert.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Der Zaͤnker mit ſich ſelbſt, der zum</l><lb/> <l>Skelet ſich denket,</l><lb/> <l>Manch Traumbuch uͤber ſich befragt,</l><lb/> <l>Unſchluͤßig was er wuͤnſcht, unwiſſend</l><lb/> <l>was ihn kraͤnket,</l> </lg><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_3_2" prev="#seg2pn_3_1" place="foot" n="*)">Arbeitstiſche, Comptoire, Toiletten der<lb/> Stadt haͤtte. Nicht minder gewiß iſt,<lb/> daß fremdes Mißvergnuͤgen anſteckt oder<lb/> doch den Frohſinn ſchwaͤcht. Schon ein<lb/> gleichguͤltiges Geſicht wirkt auf das Ge-<lb/> muͤth nicht vortheilhaft, wenn es daſſelbe<lb/> auch nicht ſofort verſtimmt. Nun ent-<lb/> binden aber oͤffentliche Spatziergaͤnge die<lb/> Menſchen von ihren Geſchaͤften und la-<lb/> den ſie zum Vergnuͤgen ein: und ſolche<lb/> verfehlen deshalb auch nicht ihren erhei-<lb/> ternden Eindruck.</note> </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [62/0066]
Sehr wahr ſchildert ein beliebter
Dichter den Einfluß, den der Anblick
von Menſchen, aber nicht bloß auf den
Hypochondriſten aͤußert.
Der Zaͤnker mit ſich ſelbſt, der zum
Skelet ſich denket,
Manch Traumbuch uͤber ſich befragt,
Unſchluͤßig was er wuͤnſcht, unwiſſend
was ihn kraͤnket,
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*) Arbeitstiſche, Comptoire, Toiletten der
Stadt haͤtte. Nicht minder gewiß iſt,
daß fremdes Mißvergnuͤgen anſteckt oder
doch den Frohſinn ſchwaͤcht. Schon ein
gleichguͤltiges Geſicht wirkt auf das Ge-
muͤth nicht vortheilhaft, wenn es daſſelbe
auch nicht ſofort verſtimmt. Nun ent-
binden aber oͤffentliche Spatziergaͤnge die
Menſchen von ihren Geſchaͤften und la-
den ſie zum Vergnuͤgen ein: und ſolche
verfehlen deshalb auch nicht ihren erhei-
ternden Eindruck.
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