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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

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zur Charakteristik der Verschiedenheit dieser
Spatziergänge in Paris von dem geübten
Beobachter selbst. "So viel ihrer sind,
so sehr sind sie in Absicht des Lokale, des
Publikums, das dahin kommt, der Zeit,
wo es dahin kommt, und der Genüsse,
die es da findet, unter einander verschie-
den. Anziehend sind sie alle für den Be-
obachter, und wenn der eine weniger man-
nigfaltig und prächtig ist, als der andere,
so biethet er dagegen wieder Stoff zu Be-
merkungen dar, die der andere nicht ver-
anlaßt." Zuerst einiges daraus über die
alten Boulevards. "Jch war in dem vor-
nehmern, mithin stillern Theile der alten
Boulevards. An beyden Seiten der Alleen
stehen Palläste, deren Bewohner theils
schon auf dem Lande, theils noch an den
Toiletten waren. Nur hier und da stand
eine Dame auf dem Balkon in einem Ne-
glige, das ihr Stunden gekostet hatte,

zur Charakteriſtik der Verſchiedenheit dieſer
Spatziergaͤnge in Paris von dem geuͤbten
Beobachter ſelbſt. „So viel ihrer ſind,
ſo ſehr ſind ſie in Abſicht des Lokale, des
Publikums, das dahin kommt, der Zeit,
wo es dahin kommt, und der Genuͤſſe,
die es da findet, unter einander verſchie-
den. Anziehend ſind ſie alle fuͤr den Be-
obachter, und wenn der eine weniger man-
nigfaltig und praͤchtig iſt, als der andere,
ſo biethet er dagegen wieder Stoff zu Be-
merkungen dar, die der andere nicht ver-
anlaßt.“ Zuerſt einiges daraus uͤber die
alten Boulevards. „Jch war in dem vor-
nehmern, mithin ſtillern Theile der alten
Boulevards. An beyden Seiten der Alleen
ſtehen Pallaͤſte, deren Bewohner theils
ſchon auf dem Lande, theils noch an den
Toiletten waren. Nur hier und da ſtand
eine Dame auf dem Balkon in einem Ne-
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[229/0233] zur Charakteriſtik der Verſchiedenheit dieſer Spatziergaͤnge in Paris von dem geuͤbten Beobachter ſelbſt. „So viel ihrer ſind, ſo ſehr ſind ſie in Abſicht des Lokale, des Publikums, das dahin kommt, der Zeit, wo es dahin kommt, und der Genuͤſſe, die es da findet, unter einander verſchie- den. Anziehend ſind ſie alle fuͤr den Be- obachter, und wenn der eine weniger man- nigfaltig und praͤchtig iſt, als der andere, ſo biethet er dagegen wieder Stoff zu Be- merkungen dar, die der andere nicht ver- anlaßt.“ Zuerſt einiges daraus uͤber die alten Boulevards. „Jch war in dem vor- nehmern, mithin ſtillern Theile der alten Boulevards. An beyden Seiten der Alleen ſtehen Pallaͤſte, deren Bewohner theils ſchon auf dem Lande, theils noch an den Toiletten waren. Nur hier und da ſtand eine Dame auf dem Balkon in einem Ne- glige, das ihr Stunden gekoſtet hatte,

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Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/233>, abgerufen am 24.11.2024.