Charakter des Engländers mehr Originali- tät. Sehr richtig schildert Roucher, der Verfasser des Gedichts les Mois, selbst Franzos, diesen verschiedenen National- geist. "Die unterrichteten, aufgeklärten Personen, welche allein die Klasse desje- nigen Theils einer Nation bilden, von welchem der eigentliche Nationalgeist in der Literatur ausgeht, leben in England viel auf dem Lande; und dieser beständige Aufenthalt giebt ihnen täglich Gelegenheit, eine Menge von Gegenständen mit ihrem Geiste zu ergreifen und in ihren Jdeen- und Gefühlskreis aufzunehmen, welche sie mit Vergnügen erfüllen, und welche uns nichts sagen, weil sie für uns Franzosen, bey unserer Eingenommenheit für das Stadtleben, die so weit geht, daß wir noch dann, wenn wir aufs Land ziehn, die Stadt mit uns herumtragen, nicht da sind. Jndeß: die Zeit wird kommen,
Charakter des Englaͤnders mehr Originali- taͤt. Sehr richtig ſchildert Roucher, der Verfaſſer des Gedichts les Mois, ſelbſt Franzos, dieſen verſchiedenen National- geiſt. „Die unterrichteten, aufgeklaͤrten Perſonen, welche allein die Klaſſe desje- nigen Theils einer Nation bilden, von welchem der eigentliche Nationalgeiſt in der Literatur ausgeht, leben in England viel auf dem Lande; und dieſer beſtaͤndige Aufenthalt giebt ihnen taͤglich Gelegenheit, eine Menge von Gegenſtaͤnden mit ihrem Geiſte zu ergreifen und in ihren Jdeen- und Gefuͤhlskreis aufzunehmen, welche ſie mit Vergnuͤgen erfuͤllen, und welche uns nichts ſagen, weil ſie fuͤr uns Franzoſen, bey unſerer Eingenommenheit fuͤr das Stadtleben, die ſo weit geht, daß wir noch dann, wenn wir aufs Land ziehn, die Stadt mit uns herumtragen, nicht da ſind. Jndeß: die Zeit wird kommen,
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Charakter des Englaͤnders mehr Originali-
taͤt. Sehr richtig ſchildert Roucher,
der Verfaſſer des Gedichts les Mois, ſelbſt
Franzos, dieſen verſchiedenen National-
geiſt. „Die unterrichteten, aufgeklaͤrten
Perſonen, welche allein die Klaſſe desje-
nigen Theils einer Nation bilden, von
welchem der eigentliche Nationalgeiſt in
der Literatur ausgeht, leben in England
viel auf dem Lande; und dieſer beſtaͤndige
Aufenthalt giebt ihnen taͤglich Gelegenheit,
eine Menge von Gegenſtaͤnden mit ihrem
Geiſte zu ergreifen und in ihren Jdeen-
und Gefuͤhlskreis aufzunehmen, welche ſie
mit Vergnuͤgen erfuͤllen, und welche uns
nichts ſagen, weil ſie fuͤr uns Franzoſen,
bey unſerer Eingenommenheit fuͤr das
Stadtleben, die ſo weit geht, daß wir
noch dann, wenn wir aufs Land ziehn,
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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/227>, abgerufen am 24.11.2024.
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