Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.Freyheit, den Reichthum von Gegenstän- Jn einem zu engen Thale schweifen Freyheit, den Reichthum von Gegenſtaͤn- Jn einem zu engen Thale ſchweifen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0146" n="142"/> Freyheit, den Reichthum von Gegenſtaͤn-<lb/> den der Natur, womit es ausgeſtattet iſt,<lb/> mit ruhigem und heiterm Sinne in ſich<lb/> aufzunehmen.</p><lb/> <p>Jn einem zu engen Thale ſchweifen<lb/> zwar die Blicke nicht, wie in einem zu<lb/> weit ausgedehnten Thale ins Grenzenloſe<lb/> hinaus! ſie werden in einem beſtimmten<lb/> Kreiſe feſtgehalten; aber man fuͤhlt ſich da-<lb/> gegen zu ſehr eingeengt. Kommen dazu noch<lb/> hohe, ſchroffe Felſen, welche daſſelbe um-<lb/> ſchließen: ſo verleiden ſie das angenehme<lb/> Luſtwandeln, wobey man ſich erheitern<lb/> und zerſtreuen will, noch weit mehr.<lb/> Aber ſie gewinnen fuͤr ſeltnere Stunden,<lb/> wo wir dieſer Eindruͤcke faͤhig ſind, durch<lb/> ehrfurchtsvolle Schauerlichkeit.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [142/0146]
Freyheit, den Reichthum von Gegenſtaͤn-
den der Natur, womit es ausgeſtattet iſt,
mit ruhigem und heiterm Sinne in ſich
aufzunehmen.
Jn einem zu engen Thale ſchweifen
zwar die Blicke nicht, wie in einem zu
weit ausgedehnten Thale ins Grenzenloſe
hinaus! ſie werden in einem beſtimmten
Kreiſe feſtgehalten; aber man fuͤhlt ſich da-
gegen zu ſehr eingeengt. Kommen dazu noch
hohe, ſchroffe Felſen, welche daſſelbe um-
ſchließen: ſo verleiden ſie das angenehme
Luſtwandeln, wobey man ſich erheitern
und zerſtreuen will, noch weit mehr.
Aber ſie gewinnen fuͤr ſeltnere Stunden,
wo wir dieſer Eindruͤcke faͤhig ſind, durch
ehrfurchtsvolle Schauerlichkeit.
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Zitationshilfe: | Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/146>, abgerufen am 28.07.2024. |