eultät gekommenen L'Estocq waren, Can- didat beyder Rechte werden konnte; unter- dessen las ich doch unbeschreiblich lieber im Hagedorn etc. als im Böhmer und Hel- neccius, und den Horaz liebt' ich bis zum Auswendiglernen.
Wilhelm von L'Estocq wurde nun zur preußischen Armee geschafft, wo er unter den damaligen Ziethenschen Husaren seinen Sol- datenlauf anhob. Jch sollte beym Panier der Themis bleiben, und um nicht während des russischen Jnterims einen Dienst anneh- men zu dürfen, zumal da die Drangsale, die meine Eltern auf dem Lande beym Ein- rücken der feindlichen Truppen gelitten, sie ihrem angebohrnen Könige wo möglich noch ergebener und ihnen die Russen noch ver- haßter gemacht hatten, überredete mich mein bisheriger Lehrer, die höchst unbedeutende Secretairstelle bey einem damals in Königs- berg lebenden Herzoge Carl von Holstein- Beck anzunehmen. Dieser, eine kärgliche Pension aus Dännemark genießende Fürst wurde von vielen für einen Geisteszwerg an- gesehen, ob ich gleich in der Folge fand, daß mancher seiner Hochrichter ein wahrer Liliputer gegen ihn war. Sein größter Feh-
eultaͤt gekommenen L’Eſtocq waren, Can- didat beyder Rechte werden konnte; unter- deſſen las ich doch unbeſchreiblich lieber im Hagedorn ꝛc. als im Boͤhmer und Hel- neccius, und den Horaz liebt’ ich bis zum Auswendiglernen.
Wilhelm von L’Eſtocq wurde nun zur preußiſchen Armee geſchafft, wo er unter den damaligen Ziethenſchen Huſaren ſeinen Sol- datenlauf anhob. Jch ſollte beym Panier der Themis bleiben, und um nicht waͤhrend des ruſſiſchen Jnterims einen Dienſt anneh- men zu duͤrfen, zumal da die Drangſale, die meine Eltern auf dem Lande beym Ein- ruͤcken der feindlichen Truppen gelitten, ſie ihrem angebohrnen Koͤnige wo moͤglich noch ergebener und ihnen die Ruſſen noch ver- haßter gemacht hatten, uͤberredete mich mein bisheriger Lehrer, die hoͤchſt unbedeutende Secretairſtelle bey einem damals in Koͤnigs- berg lebenden Herzoge Carl von Holſtein- Beck anzunehmen. Dieſer, eine kaͤrgliche Penſion aus Daͤnnemark genießende Fuͤrſt wurde von vielen fuͤr einen Geiſteszwerg an- geſehen, ob ich gleich in der Folge fand, daß mancher ſeiner Hochrichter ein wahrer Liliputer gegen ihn war. Sein groͤßter Feh-
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eultaͤt gekommenen L’Eſtocq waren, Can-
didat beyder Rechte werden konnte; unter-
deſſen las ich doch unbeſchreiblich lieber im
Hagedorn ꝛc. als im Boͤhmer und Hel-
neccius, und den Horaz liebt’ ich bis
zum Auswendiglernen.
Wilhelm von L’Eſtocq wurde nun zur
preußiſchen Armee geſchafft, wo er unter den
damaligen Ziethenſchen Huſaren ſeinen Sol-
datenlauf anhob. Jch ſollte beym Panier
der Themis bleiben, und um nicht waͤhrend
des ruſſiſchen Jnterims einen Dienſt anneh-
men zu duͤrfen, zumal da die Drangſale,
die meine Eltern auf dem Lande beym Ein-
ruͤcken der feindlichen Truppen gelitten, ſie
ihrem angebohrnen Koͤnige wo moͤglich noch
ergebener und ihnen die Ruſſen noch ver-
haßter gemacht hatten, uͤberredete mich mein
bisheriger Lehrer, die hoͤchſt unbedeutende
Secretairſtelle bey einem damals in Koͤnigs-
berg lebenden Herzoge Carl von Holſtein-
Beck anzunehmen. Dieſer, eine kaͤrgliche
Penſion aus Daͤnnemark genießende Fuͤrſt
wurde von vielen fuͤr einen Geiſteszwerg an-
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daß mancher ſeiner Hochrichter ein wahrer
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/88>, abgerufen am 25.11.2024.
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