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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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die Geistes- und Herzens-Tugenden aller
Staatsmänner zum Einverständniß und wech-
felseitigem. Anerkennen ihrer Verdienste brin-
gen, und sie vor leichtsinniger Nachsicht gegen
den sträflichen Mißbrauch solcher Connivenz
bewahren möge, weil dadurch gewiß das Ge-
beihen ihrer Rathschläge befördert werden
würde.
Gelegentlich bekam ich einen selbstgeschrie-
benen Brief des Herrn von Hardenberg in ei-
ner Sache zu lesen, die sowohl seine eigne
Person, als den Staatsdienst betraf, reich
an Sachkenntniß, voll Schonung für andre,
ohne seiner Selbstwürdigung etwas zu verge-
"darf er nicht allein stehen bleiben, denn wie in je-
"der Kunst, also auch in dieser soll zuletzt das
"Schwerste mit Leichtigkeit ausgeführt werden. So
"soll der Vornehme, ohngeachtet aller Absonderung,
"immer mit andern verbunden scheinen, nirgends
"steif, überall gewandt seyn, immer als der erste
"erscheinen, und sich nie als ein solcher aufdrin-
"gen. Man sieht also, daß man, um vornehm zu
"scheinen, vornehm seyn müsse; man sieht, warum
"Frauen im Durchschnitt sich eher dieses Ansehen ge-
"ben können, als Männer, warum Hofleute und
"Soldaten am schnellsten zu diesem Anstande gelan-
"gen."
die Geiſtes- und Herzens-Tugenden aller
Staatsmaͤnner zum Einverſtaͤndniß und wech-
felſeitigem. Anerkennen ihrer Verdienſte brin-
gen, und ſie vor leichtſinniger Nachſicht gegen
den ſtraͤflichen Mißbrauch ſolcher Connivenz
bewahren moͤge, weil dadurch gewiß das Ge-
beihen ihrer Rathſchlaͤge befoͤrdert werden
wuͤrde.
Gelegentlich bekam ich einen ſelbſtgeſchrie-
benen Brief des Herrn von Hardenberg in ei-
ner Sache zu leſen, die ſowohl ſeine eigne
Perſon, als den Staatsdienſt betraf, reich
an Sachkenntniß, voll Schonung fuͤr andre,
ohne ſeiner Selbſtwuͤrdigung etwas zu verge-
„darf er nicht allein ſtehen bleiben, denn wie in je-
„der Kunſt, alſo auch in dieſer ſoll zuletzt das
„Schwerſte mit Leichtigkeit ausgefuͤhrt werden. So
„ſoll der Vornehme, ohngeachtet aller Abſonderung,
„immer mit andern verbunden ſcheinen, nirgends
„ſteif, uͤberall gewandt ſeyn, immer als der erſte
„erſcheinen, und ſich nie als ein ſolcher aufdrin-
„gen. Man ſieht alſo, daß man, um vornehm zu
„ſcheinen, vornehm ſeyn muͤſſe; man ſieht, warum
„Frauen im Durchſchnitt ſich eher dieſes Anſehen ge-
„ben koͤnnen, als Maͤnner, warum Hofleute und
„Soldaten am ſchnellſten zu dieſem Anſtande gelan-
„gen.“
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[12/0573] die Geiſtes- und Herzens-Tugenden aller Staatsmaͤnner zum Einverſtaͤndniß und wech- felſeitigem. Anerkennen ihrer Verdienſte brin- gen, und ſie vor leichtſinniger Nachſicht gegen den ſtraͤflichen Mißbrauch ſolcher Connivenz bewahren moͤge, weil dadurch gewiß das Ge- beihen ihrer Rathſchlaͤge befoͤrdert werden wuͤrde. Gelegentlich bekam ich einen ſelbſtgeſchrie- benen Brief des Herrn von Hardenberg in ei- ner Sache zu leſen, die ſowohl ſeine eigne Perſon, als den Staatsdienſt betraf, reich an Sachkenntniß, voll Schonung fuͤr andre, ohne ſeiner Selbſtwuͤrdigung etwas zu verge- *) *) „darf er nicht allein ſtehen bleiben, denn wie in je- „der Kunſt, alſo auch in dieſer ſoll zuletzt das „Schwerſte mit Leichtigkeit ausgefuͤhrt werden. So „ſoll der Vornehme, ohngeachtet aller Abſonderung, „immer mit andern verbunden ſcheinen, nirgends „ſteif, uͤberall gewandt ſeyn, immer als der erſte „erſcheinen, und ſich nie als ein ſolcher aufdrin- „gen. Man ſieht alſo, daß man, um vornehm zu „ſcheinen, vornehm ſeyn muͤſſe; man ſieht, warum „Frauen im Durchſchnitt ſich eher dieſes Anſehen ge- „ben koͤnnen, als Maͤnner, warum Hofleute und „Soldaten am ſchnellſten zu dieſem Anſtande gelan- „gen.“

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/573>, abgerufen am 24.11.2024.