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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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nur die alten Griechen und Römer nennen. Frank-
reich ist nur zu retten, wenn der König, größer als
eine leidenschaftliche Partey, die sich das Ansehn giebt,
in seinem Namen zu handeln, den festen Willen zeigt,
das Gute zu erhalten, es komme aus der Schreckens-
zeit der Revolution, oder aus den goldnen Tagen der
Monarchie, -- denn der Pöbel nur, er sey vornehm
oder gemein, gelehrt oder ungelehrt, verdammt oder
rühmt die Sache nach ihrem Namen; -- wenn er
Verirrungen vergiebt und Verbrechen bestraft, die Tu-
gend, das Verdienst ohne Rücksicht auf Abkunft und
Benennung schätzt, und allen Factionen durch Wort
und That beweißt, er sey der Fürst einer Nation, und
nicht das Haupt einer Kaste. Der König hat guten
Willen, und alles wird ihm gelingen, weiß er damit
eine gewisse Freyheit des Geistes und Energie des Cha-
rakters zu verbinden. Die Beschuldigung, das Herz
des verdorbnen Volkes hänge an dem verruchten Usur-
pator, ist abgeschmackt. Die Masse des Volks sieht
sich allenthalben ziemlich gleich, meint es gut mit dem,
von dem sie überzeugt ist, er meine es gut mit ihr."



G.
Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König,
Allergnädigster König und Herr.

Ew. Königlichen Majestät unermüdlicher Eifer,
das deutsche Wesen in allem auf den höchsten Ehren-
gipsel zu erheben, hat sich auch durch den Ankauf der
Justinianischen Gemäldesammlung so laut ausgesprochen,
daß man erwarten kann, der König, der für größten-
theils fremdlandige Kunstwerke der Malerey so viel
verwendet, werde auch für die inländische Dichtkunst
sich nicht weniger wohlthätig und großmüthig zeigen.

Ob nun gleich meine 80 Jahre mir nicht erlauben,
einen meiner Lieblingswünsche erreicht zu sehen: "daß
"zur Beförderung des Studiums unsrer deutschen
"Sprache und Dichtkunst, die Werke der vornehmsten
"Dichter des Mittelalters in lesbaren Ausgaben er-
"scheinen möchten,"
so kann ich doch nicht unterlassen

nur die alten Griechen und Roͤmer nennen. Frank-
reich iſt nur zu retten, wenn der Koͤnig, groͤßer als
eine leidenſchaftliche Partey, die ſich das Anſehn giebt,
in ſeinem Namen zu handeln, den feſten Willen zeigt,
das Gute zu erhalten, es komme aus der Schreckens-
zeit der Revolution, oder aus den goldnen Tagen der
Monarchie, — denn der Poͤbel nur, er ſey vornehm
oder gemein, gelehrt oder ungelehrt, verdammt oder
ruͤhmt die Sache nach ihrem Namen; — wenn er
Verirrungen vergiebt und Verbrechen beſtraft, die Tu-
gend, das Verdienſt ohne Ruͤckſicht auf Abkunft und
Benennung ſchaͤtzt, und allen Factionen durch Wort
und That beweißt, er ſey der Fuͤrſt einer Nation, und
nicht das Haupt einer Kaſte. Der Koͤnig hat guten
Willen, und alles wird ihm gelingen, weiß er damit
eine gewiſſe Freyheit des Geiſtes und Energie des Cha-
rakters zu verbinden. Die Beſchuldigung, das Herz
des verdorbnen Volkes haͤnge an dem verruchten Uſur-
pator, iſt abgeſchmackt. Die Maſſe des Volks ſieht
ſich allenthalben ziemlich gleich, meint es gut mit dem,
von dem ſie uͤberzeugt iſt, er meine es gut mit ihr.“



G.
Allerdurchlauchtigſter Großmaͤchtigſter Koͤnig,
Allergnaͤdigſter Koͤnig und Herr.

Ew. Koͤniglichen Majeſtaͤt unermuͤdlicher Eifer,
das deutſche Weſen in allem auf den hoͤchſten Ehren-
gipſel zu erheben, hat ſich auch durch den Ankauf der
Juſtinianiſchen Gemaͤldeſammlung ſo laut ausgeſprochen,
daß man erwarten kann, der Koͤnig, der fuͤr groͤßten-
theils fremdlandige Kunſtwerke der Malerey ſo viel
verwendet, werde auch fuͤr die inlaͤndiſche Dichtkunſt
ſich nicht weniger wohlthaͤtig und großmuͤthig zeigen.

Ob nun gleich meine 80 Jahre mir nicht erlauben,
einen meiner Lieblingswuͤnſche erreicht zu ſehen: „daß
„zur Befoͤrderung des Studiums unſrer deutſchen
„Sprache und Dichtkunſt, die Werke der vornehmſten
„Dichter des Mittelalters in lesbaren Ausgaben er-
„ſcheinen moͤchten,“
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[0560] nur die alten Griechen und Roͤmer nennen. Frank- reich iſt nur zu retten, wenn der Koͤnig, groͤßer als eine leidenſchaftliche Partey, die ſich das Anſehn giebt, in ſeinem Namen zu handeln, den feſten Willen zeigt, das Gute zu erhalten, es komme aus der Schreckens- zeit der Revolution, oder aus den goldnen Tagen der Monarchie, — denn der Poͤbel nur, er ſey vornehm oder gemein, gelehrt oder ungelehrt, verdammt oder ruͤhmt die Sache nach ihrem Namen; — wenn er Verirrungen vergiebt und Verbrechen beſtraft, die Tu- gend, das Verdienſt ohne Ruͤckſicht auf Abkunft und Benennung ſchaͤtzt, und allen Factionen durch Wort und That beweißt, er ſey der Fuͤrſt einer Nation, und nicht das Haupt einer Kaſte. Der Koͤnig hat guten Willen, und alles wird ihm gelingen, weiß er damit eine gewiſſe Freyheit des Geiſtes und Energie des Cha- rakters zu verbinden. Die Beſchuldigung, das Herz des verdorbnen Volkes haͤnge an dem verruchten Uſur- pator, iſt abgeſchmackt. Die Maſſe des Volks ſieht ſich allenthalben ziemlich gleich, meint es gut mit dem, von dem ſie uͤberzeugt iſt, er meine es gut mit ihr.“ G. Allerdurchlauchtigſter Großmaͤchtigſter Koͤnig, Allergnaͤdigſter Koͤnig und Herr. Ew. Koͤniglichen Majeſtaͤt unermuͤdlicher Eifer, das deutſche Weſen in allem auf den hoͤchſten Ehren- gipſel zu erheben, hat ſich auch durch den Ankauf der Juſtinianiſchen Gemaͤldeſammlung ſo laut ausgeſprochen, daß man erwarten kann, der Koͤnig, der fuͤr groͤßten- theils fremdlandige Kunſtwerke der Malerey ſo viel verwendet, werde auch fuͤr die inlaͤndiſche Dichtkunſt ſich nicht weniger wohlthaͤtig und großmuͤthig zeigen. Ob nun gleich meine 80 Jahre mir nicht erlauben, einen meiner Lieblingswuͤnſche erreicht zu ſehen: „daß „zur Befoͤrderung des Studiums unſrer deutſchen „Sprache und Dichtkunſt, die Werke der vornehmſten „Dichter des Mittelalters in lesbaren Ausgaben er- „ſcheinen moͤchten,“ ſo kann ich doch nicht unterlaſſen

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/560>, abgerufen am 23.11.2024.