der ist der beste, -- heißt's in einem meiner Lieblingslieder. --
Vorgestern sagte mir ein kluger lieber Mann: er bewundre meinen noch immer beybehaltnen Einfluß, bei meiner zunehmen- den Anspruchlosigkeit, und ich erwiederte ihm: eben diese von jeher geäußerte An- spruchlosigkeit hilft mir die Mitmenschen überzeugen, daß ich es mit keinem schlimm meine und keinem zu etwas rathe, was ich an seiner Stelle nicht selbst würde gethan haben; nachdem man mich immer so han- deln gesehen, hat man mich im Besitz dieses von mir sehr werthgehaltenen Glücks gelassen, und glaubt jetzt mich ganz berechtiget zu sei- nem Genusse.
Wenn nun gleich der freundschaftlich frohe Ton, der unter den vom Herrn Land- hofmeister von Auerswald zur Feyer meines Geburtstags in der drey Kronen Loge eingeladnen Gästen herrschte, jetzt schon verhallt ist, so ist doch der Toast, den ein Freund, der bey seiner sonstigen Abneigung von allen Versen ein höchst glücklicher Toast- Jmprovisator ist, bey Tisch ausbrachte, mir geblieben, und ich trag ihn hier ein:
der iſt der beſte, — heißt’s in einem meiner Lieblingslieder. —
Vorgeſtern ſagte mir ein kluger lieber Mann: er bewundre meinen noch immer beybehaltnen Einfluß, bei meiner zunehmen- den Anſpruchloſigkeit, und ich erwiederte ihm: eben dieſe von jeher geaͤußerte An- ſpruchloſigkeit hilft mir die Mitmenſchen uͤberzeugen, daß ich es mit keinem ſchlimm meine und keinem zu etwas rathe, was ich an ſeiner Stelle nicht ſelbſt wuͤrde gethan haben; nachdem man mich immer ſo han- deln geſehen, hat man mich im Beſitz dieſes von mir ſehr werthgehaltenen Gluͤcks gelaſſen, und glaubt jetzt mich ganz berechtiget zu ſei- nem Genuſſe.
Wenn nun gleich der freundſchaftlich frohe Ton, der unter den vom Herrn Land- hofmeiſter von Auerswald zur Feyer meines Geburtstags in der drey Kronen Loge eingeladnen Gaͤſten herrſchte, jetzt ſchon verhallt iſt, ſo iſt doch der Toaſt, den ein Freund, der bey ſeiner ſonſtigen Abneigung von allen Verſen ein hoͤchſt gluͤcklicher Toaſt- Jmproviſator iſt, bey Tiſch ausbrachte, mir geblieben, und ich trag ihn hier ein:
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der iſt der beſte, — heißt’s in einem meiner
Lieblingslieder. —
Vorgeſtern ſagte mir ein kluger lieber
Mann: er bewundre meinen noch immer
beybehaltnen Einfluß, bei meiner zunehmen-
den Anſpruchloſigkeit, und ich erwiederte
ihm: eben dieſe von jeher geaͤußerte An-
ſpruchloſigkeit hilft mir die Mitmenſchen
uͤberzeugen, daß ich es mit keinem ſchlimm
meine und keinem zu etwas rathe, was ich
an ſeiner Stelle nicht ſelbſt wuͤrde gethan
haben; nachdem man mich immer ſo han-
deln geſehen, hat man mich im Beſitz dieſes
von mir ſehr werthgehaltenen Gluͤcks gelaſſen,
und glaubt jetzt mich ganz berechtiget zu ſei-
nem Genuſſe.
Wenn nun gleich der freundſchaftlich
frohe Ton, der unter den vom Herrn Land-
hofmeiſter von Auerswald zur Feyer
meines Geburtstags in der drey Kronen
Loge eingeladnen Gaͤſten herrſchte, jetzt ſchon
verhallt iſt, ſo iſt doch der Toaſt, den ein
Freund, der bey ſeiner ſonſtigen Abneigung
von allen Verſen ein hoͤchſt gluͤcklicher Toaſt-
Jmproviſator iſt, bey Tiſch ausbrachte, mir
geblieben, und ich trag ihn hier ein:
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/491>, abgerufen am 25.11.2024.
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