Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

es nicht zu menschenfeindlich seyn zu denken,
daß sonst gebildete Staatskünstler nicht gute
Absichten gehabt hätten? Jch bin geneigt
zu glauben, die Vorsicht lasse, um ihrer
guten Absichten willen, selbst die zu ihrer
Erreichung verkehrt angewandten Mittel doch
gut gedeihen. Der himmlische Vater wird
nie müde, in schwachen Kindern mächtig zu
seyn, und so wird es auch ein glückliches
Ende nehmen mit mir, der sich diesem Vater
unbedingt hingegeben hat.



Nachschrift den 11ten August 1814.

Von den kleinen Opfern, womit Freun-
de und Freundinnen mir eine Theilnahme
an meinem Geburtstage bezeuget, rührten
mich am meisten ein Paar Blumen-Kränze
und Sträuße, die mir meines Hauswirths
Motherby allerliebste Kinder, Nanzi und
Robert, brachten. Gott segne sie und ihre
gentalischen Eltern!

Die vorzüglichste Art, mit der man die-
sesmal den 8ten August ausgezeichnet hat,
scheint meine eigne Ahnung, daß er wohl
mein letzter seyn werde, auch in meinen
Freunden erweckt zu haben. -- Wie mein
Gott will, so gescheh's allezeit, sein Will

es nicht zu menſchenfeindlich ſeyn zu denken,
daß ſonſt gebildete Staatskuͤnſtler nicht gute
Abſichten gehabt haͤtten? Jch bin geneigt
zu glauben, die Vorſicht laſſe, um ihrer
guten Abſichten willen, ſelbſt die zu ihrer
Erreichung verkehrt angewandten Mittel doch
gut gedeihen. Der himmliſche Vater wird
nie muͤde, in ſchwachen Kindern maͤchtig zu
ſeyn, und ſo wird es auch ein gluͤckliches
Ende nehmen mit mir, der ſich dieſem Vater
unbedingt hingegeben hat.



Nachſchrift den 11ten Auguſt 1814.

Von den kleinen Opfern, womit Freun-
de und Freundinnen mir eine Theilnahme
an meinem Geburtstage bezeuget, ruͤhrten
mich am meiſten ein Paar Blumen-Kraͤnze
und Straͤuße, die mir meines Hauswirths
Motherby allerliebſte Kinder, Nanzi und
Robert, brachten. Gott ſegne ſie und ihre
gentaliſchen Eltern!

Die vorzuͤglichſte Art, mit der man die-
ſesmal den 8ten Auguſt ausgezeichnet hat,
ſcheint meine eigne Ahnung, daß er wohl
mein letzter ſeyn werde, auch in meinen
Freunden erweckt zu haben. — Wie mein
Gott will, ſo geſcheh’s allezeit, ſein Will

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0490" n="473"/>
es nicht zu men&#x017F;chenfeindlich &#x017F;eyn zu denken,<lb/>
daß &#x017F;on&#x017F;t gebildete Staatsku&#x0364;n&#x017F;tler nicht gute<lb/>
Ab&#x017F;ichten gehabt ha&#x0364;tten? Jch bin geneigt<lb/>
zu glauben, die Vor&#x017F;icht la&#x017F;&#x017F;e, um ihrer<lb/>
guten Ab&#x017F;ichten willen, &#x017F;elb&#x017F;t die zu ihrer<lb/>
Erreichung verkehrt angewandten Mittel doch<lb/>
gut gedeihen. Der himmli&#x017F;che Vater wird<lb/>
nie mu&#x0364;de, in &#x017F;chwachen Kindern ma&#x0364;chtig zu<lb/>
&#x017F;eyn, und &#x017F;o wird es auch ein glu&#x0364;ckliches<lb/>
Ende nehmen mit mir, der &#x017F;ich die&#x017F;em Vater<lb/>
unbedingt hingegeben hat.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Nach&#x017F;chrift den 11ten Augu&#x017F;t 1814.</head><lb/>
          <p>Von den kleinen Opfern, womit Freun-<lb/>
de und Freundinnen mir eine Theilnahme<lb/>
an meinem Geburtstage bezeuget, ru&#x0364;hrten<lb/>
mich am mei&#x017F;ten ein Paar Blumen-Kra&#x0364;nze<lb/>
und Stra&#x0364;uße, die mir meines Hauswirths<lb/>
Motherby allerlieb&#x017F;te Kinder, <hi rendition="#g">Nanzi</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Robert,</hi> brachten. Gott &#x017F;egne &#x017F;ie und ihre<lb/>
gentali&#x017F;chen Eltern!</p><lb/>
          <p>Die vorzu&#x0364;glich&#x017F;te Art, mit der man die-<lb/>
&#x017F;esmal den 8ten Augu&#x017F;t ausgezeichnet hat,<lb/>
&#x017F;cheint meine eigne Ahnung, daß er wohl<lb/>
mein letzter &#x017F;eyn werde, auch in meinen<lb/>
Freunden erweckt zu haben. &#x2014; Wie mein<lb/>
Gott will, &#x017F;o ge&#x017F;cheh&#x2019;s allezeit, &#x017F;ein Will<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[473/0490] es nicht zu menſchenfeindlich ſeyn zu denken, daß ſonſt gebildete Staatskuͤnſtler nicht gute Abſichten gehabt haͤtten? Jch bin geneigt zu glauben, die Vorſicht laſſe, um ihrer guten Abſichten willen, ſelbſt die zu ihrer Erreichung verkehrt angewandten Mittel doch gut gedeihen. Der himmliſche Vater wird nie muͤde, in ſchwachen Kindern maͤchtig zu ſeyn, und ſo wird es auch ein gluͤckliches Ende nehmen mit mir, der ſich dieſem Vater unbedingt hingegeben hat. Nachſchrift den 11ten Auguſt 1814. Von den kleinen Opfern, womit Freun- de und Freundinnen mir eine Theilnahme an meinem Geburtstage bezeuget, ruͤhrten mich am meiſten ein Paar Blumen-Kraͤnze und Straͤuße, die mir meines Hauswirths Motherby allerliebſte Kinder, Nanzi und Robert, brachten. Gott ſegne ſie und ihre gentaliſchen Eltern! Die vorzuͤglichſte Art, mit der man die- ſesmal den 8ten Auguſt ausgezeichnet hat, ſcheint meine eigne Ahnung, daß er wohl mein letzter ſeyn werde, auch in meinen Freunden erweckt zu haben. — Wie mein Gott will, ſo geſcheh’s allezeit, ſein Will

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/490
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/490>, abgerufen am 22.11.2024.