beynah ganz entbehrt werden könne. Für die Geschichte behält es einen sichern Werth, auch sollten Jesus Sirach, Salomons Sprüche, allen Neuen Testamenten beyge- fügt werden; Christi Bergpredigt bleibt in- dessen nnendlich reicher und nützlicher zur Geistes- und Herzens-Ausbildung, als alles, was Moses und die Propheten, den König David nicht ausgeschlossen, sagen.
Auch hab' ich in den drey letzten Mo- naten meine Biographie durchgesehen und hin und wieder kleine Beyschristen gemacht, besonders aber, um die mir durch Kolbens lehrreiche, obgleich etwas breitgerathne Schriften und durch die französische Natio- nalhäßlichkeit doppelt anstößig gewordnen fremden Wörter möglichst wegzuschaffen. Alle zu verwerfen, konnt ich mich nicht ent- schliessen, indem mir zuträglich scheint, wenig- stens die beyzubehalten, die dem Volk durch häufigen Gebrauch verständlicher geworden sind, als sie ihm durch Uebersetzungen oder Umschreibungen würden gemacht werden kön- nen. Von wirklichen Abänderungen, die nicht selten nöthig seyn mögen, hat mich die Besorgniß vor Verschlechterung, der das Alter ausgesetzt ist, abgehalten.
beynah ganz entbehrt werden koͤnne. Fuͤr die Geſchichte behaͤlt es einen ſichern Werth, auch ſollten Jeſus Sirach, Salomons Spruͤche, allen Neuen Teſtamenten beyge- fuͤgt werden; Chriſti Bergpredigt bleibt in- deſſen nnendlich reicher und nuͤtzlicher zur Geiſtes- und Herzens-Ausbildung, als alles, was Moſes und die Propheten, den Koͤnig David nicht ausgeſchloſſen, ſagen.
Auch hab’ ich in den drey letzten Mo- naten meine Biographie durchgeſehen und hin und wieder kleine Beyſchriſten gemacht, beſonders aber, um die mir durch Kolbens lehrreiche, obgleich etwas breitgerathne Schriften und durch die franzoͤſiſche Natio- nalhaͤßlichkeit doppelt anſtoͤßig gewordnen fremden Woͤrter moͤglichſt wegzuſchaffen. Alle zu verwerfen, konnt ich mich nicht ent- ſchlieſſen, indem mir zutraͤglich ſcheint, wenig- ſtens die beyzubehalten, die dem Volk durch haͤufigen Gebrauch verſtaͤndlicher geworden ſind, als ſie ihm durch Ueberſetzungen oder Umſchreibungen wuͤrden gemacht werden koͤn- nen. Von wirklichen Abaͤnderungen, die nicht ſelten noͤthig ſeyn moͤgen, hat mich die Beſorgniß vor Verſchlechterung, der das Alter ausgeſetzt iſt, abgehalten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0488"n="471"/>
beynah ganz entbehrt werden koͤnne. Fuͤr<lb/>
die Geſchichte behaͤlt es einen ſichern Werth,<lb/>
auch ſollten Jeſus Sirach, Salomons<lb/>
Spruͤche, allen Neuen Teſtamenten beyge-<lb/>
fuͤgt werden; Chriſti Bergpredigt bleibt in-<lb/>
deſſen nnendlich reicher und nuͤtzlicher zur<lb/>
Geiſtes- und Herzens-Ausbildung, als alles,<lb/>
was Moſes und die Propheten, den Koͤnig<lb/>
David nicht ausgeſchloſſen, ſagen.</p><lb/><p>Auch hab’ ich in den drey letzten Mo-<lb/>
naten meine Biographie durchgeſehen und<lb/>
hin und wieder kleine Beyſchriſten gemacht,<lb/>
beſonders aber, um die mir durch <hirendition="#g">Kolbens</hi><lb/>
lehrreiche, obgleich etwas breitgerathne<lb/>
Schriften und durch die franzoͤſiſche Natio-<lb/>
nalhaͤßlichkeit doppelt anſtoͤßig gewordnen<lb/>
fremden Woͤrter moͤglichſt wegzuſchaffen.<lb/>
Alle zu verwerfen, konnt ich mich nicht ent-<lb/>ſchlieſſen, indem mir zutraͤglich ſcheint, wenig-<lb/>ſtens die beyzubehalten, die dem Volk durch<lb/>
haͤufigen Gebrauch verſtaͤndlicher geworden<lb/>ſind, als ſie ihm durch Ueberſetzungen oder<lb/>
Umſchreibungen wuͤrden gemacht werden koͤn-<lb/>
nen. Von wirklichen Abaͤnderungen, die<lb/>
nicht ſelten noͤthig ſeyn moͤgen, hat mich die<lb/>
Beſorgniß vor Verſchlechterung, der das<lb/>
Alter ausgeſetzt iſt, abgehalten.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[471/0488]
beynah ganz entbehrt werden koͤnne. Fuͤr
die Geſchichte behaͤlt es einen ſichern Werth,
auch ſollten Jeſus Sirach, Salomons
Spruͤche, allen Neuen Teſtamenten beyge-
fuͤgt werden; Chriſti Bergpredigt bleibt in-
deſſen nnendlich reicher und nuͤtzlicher zur
Geiſtes- und Herzens-Ausbildung, als alles,
was Moſes und die Propheten, den Koͤnig
David nicht ausgeſchloſſen, ſagen.
Auch hab’ ich in den drey letzten Mo-
naten meine Biographie durchgeſehen und
hin und wieder kleine Beyſchriſten gemacht,
beſonders aber, um die mir durch Kolbens
lehrreiche, obgleich etwas breitgerathne
Schriften und durch die franzoͤſiſche Natio-
nalhaͤßlichkeit doppelt anſtoͤßig gewordnen
fremden Woͤrter moͤglichſt wegzuſchaffen.
Alle zu verwerfen, konnt ich mich nicht ent-
ſchlieſſen, indem mir zutraͤglich ſcheint, wenig-
ſtens die beyzubehalten, die dem Volk durch
haͤufigen Gebrauch verſtaͤndlicher geworden
ſind, als ſie ihm durch Ueberſetzungen oder
Umſchreibungen wuͤrden gemacht werden koͤn-
nen. Von wirklichen Abaͤnderungen, die
nicht ſelten noͤthig ſeyn moͤgen, hat mich die
Beſorgniß vor Verſchlechterung, der das
Alter ausgeſetzt iſt, abgehalten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/488>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.