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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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recht bekannt gewordnen Moritz Arndt
Umgang gehabt, worüber ich auch etwas
in der Biographie beygeschriftelt habe, daß
ich ferner dem Professor Vater, zu dessen
Geburtstagsfeyer ich am 27sten May einge-
laden war, das ihm vom Kaiser Alexander,
wegen seiner Verdienste um die russssche
Sprachlehre ertheilte Creutz des Wladimir-
ordens dritter Classe, welches ich an eben
diesem Tage vom Geheimen Staatsrath von
Schön erhalten hatte, nach einem Auf-
trage des Ministers Stein eingeknüpft
habe, und daß mich die hiesige königl. deut-
sche Gesellschaft, meiner Einwendungen unge-
achtet, zu ihrem zeitigen Direktor erwählt
hat, von welchem Aemtchen ich eben keine
Freudenkäppchen erwarte, weil ich das Di-
rigiren überhaupt für eine schwere Sache,
das Dirigiren einer Versammlung studirter
Menschen für die allerschwerste halte. Jch
will es indessen wagen, ob sich das Wagen
gleich für einen eisgrauen Kopf nicht sonder-
lich schickt und höchst selten gut einschlägt. --
Zum Glück ist meine neue Würde keinen
Stempelabgaben und Strafen unterworfen,
die ich bei Antretung meiner traurigen Erb-
schaft näher habe kennen lernen müssen.

recht bekannt gewordnen Moritz Arndt
Umgang gehabt, woruͤber ich auch etwas
in der Biographie beygeſchriftelt habe, daß
ich ferner dem Profeſſor Vater, zu deſſen
Geburtstagsfeyer ich am 27ſten May einge-
laden war, das ihm vom Kaiſer Alexander,
wegen ſeiner Verdienſte um die ruſſſſche
Sprachlehre ertheilte Creutz des Wladimir-
ordens dritter Claſſe, welches ich an eben
dieſem Tage vom Geheimen Staatsrath von
Schoͤn erhalten hatte, nach einem Auf-
trage des Miniſters Stein eingeknuͤpft
habe, und daß mich die hieſige koͤnigl. deut-
ſche Geſellſchaft, meiner Einwendungen unge-
achtet, zu ihrem zeitigen Direktor erwaͤhlt
hat, von welchem Aemtchen ich eben keine
Freudenkaͤppchen erwarte, weil ich das Di-
rigiren uͤberhaupt fuͤr eine ſchwere Sache,
das Dirigiren einer Verſammlung ſtudirter
Menſchen fuͤr die allerſchwerſte halte. Jch
will es indeſſen wagen, ob ſich das Wagen
gleich fuͤr einen eisgrauen Kopf nicht ſonder-
lich ſchickt und hoͤchſt ſelten gut einſchlaͤgt. —
Zum Gluͤck iſt meine neue Wuͤrde keinen
Stempelabgaben und Strafen unterworfen,
die ich bei Antretung meiner traurigen Erb-
ſchaft naͤher habe kennen lernen muͤſſen.

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[459/0476] recht bekannt gewordnen Moritz Arndt Umgang gehabt, woruͤber ich auch etwas in der Biographie beygeſchriftelt habe, daß ich ferner dem Profeſſor Vater, zu deſſen Geburtstagsfeyer ich am 27ſten May einge- laden war, das ihm vom Kaiſer Alexander, wegen ſeiner Verdienſte um die ruſſſſche Sprachlehre ertheilte Creutz des Wladimir- ordens dritter Claſſe, welches ich an eben dieſem Tage vom Geheimen Staatsrath von Schoͤn erhalten hatte, nach einem Auf- trage des Miniſters Stein eingeknuͤpft habe, und daß mich die hieſige koͤnigl. deut- ſche Geſellſchaft, meiner Einwendungen unge- achtet, zu ihrem zeitigen Direktor erwaͤhlt hat, von welchem Aemtchen ich eben keine Freudenkaͤppchen erwarte, weil ich das Di- rigiren uͤberhaupt fuͤr eine ſchwere Sache, das Dirigiren einer Verſammlung ſtudirter Menſchen fuͤr die allerſchwerſte halte. Jch will es indeſſen wagen, ob ſich das Wagen gleich fuͤr einen eisgrauen Kopf nicht ſonder- lich ſchickt und hoͤchſt ſelten gut einſchlaͤgt. — Zum Gluͤck iſt meine neue Wuͤrde keinen Stempelabgaben und Strafen unterworfen, die ich bei Antretung meiner traurigen Erb- ſchaft naͤher habe kennen lernen muͤſſen.

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/476>, abgerufen am 25.11.2024.