des Bajonets verbürgen mir schon das Un- terliegen der Franzosen, die Nachtheile eines langen Aufenthalts im Norden ungerechnet. Verspätete sich das handelssüchtige England nicht, wie gewöhnlich, mit Landungen und Geldbewilligungen, wie sehr könnte die gute Sache des Continents' jetzt befördert werden!
Bey allem Respekt vor Napoleons mi- litairischer und politischer Jntelligenz, scheint es mir doch, daß er den Entschluß zu diesem Kriege in einer Geistesabwesenheit gefaßt habe, und daß sein Beharren einen neuen Beweis für das alte: Hochmuth kommt nicht weit vor dem Fall, abgeben werde.
Behält Rußland die Oberhand, so wer- den die im Glück übermüthigen und im Un- glück niederträchtigen Pohlen, die ganze Schwere der wider sie geballten Siegerfaust fühlen, nicht unverdient für die Jnsolenz öffentlicher Reden bey augenscheinlichem Mangel an Kraft zum Handeln, und wirkt Alexanders gemüthliche Gesinnung nicht kräf- tig auf seinen persönlichen Freund Friedrich Wilhelm, so stürzt Preussen in einen Elends- grund, aus dem ihm selbst ein sehr weiser, höchst strenger und langregierender König erst mit vieler Mühe wird helfen können.
des Bajonets verbuͤrgen mir ſchon das Un- terliegen der Franzoſen, die Nachtheile eines langen Aufenthalts im Norden ungerechnet. Verſpaͤtete ſich das handelsſuͤchtige England nicht, wie gewoͤhnlich, mit Landungen und Geldbewilligungen, wie ſehr koͤnnte die gute Sache des Continents’ jetzt befoͤrdert werden!
Bey allem Reſpekt vor Napoleons mi- litairiſcher und politiſcher Jntelligenz, ſcheint es mir doch, daß er den Entſchluß zu dieſem Kriege in einer Geiſtesabweſenheit gefaßt habe, und daß ſein Beharren einen neuen Beweis fuͤr das alte: Hochmuth kommt nicht weit vor dem Fall, abgeben werde.
Behaͤlt Rußland die Oberhand, ſo wer- den die im Gluͤck uͤbermuͤthigen und im Un- gluͤck niedertraͤchtigen Pohlen, die ganze Schwere der wider ſie geballten Siegerfauſt fuͤhlen, nicht unverdient fuͤr die Jnſolenz oͤffentlicher Reden bey augenſcheinlichem Mangel an Kraft zum Handeln, und wirkt Alexanders gemuͤthliche Geſinnung nicht kraͤf- tig auf ſeinen perſoͤnlichen Freund Friedrich Wilhelm, ſo ſtuͤrzt Preuſſen in einen Elends- grund, aus dem ihm ſelbſt ein ſehr weiſer, hoͤchſt ſtrenger und langregierender Koͤnig erſt mit vieler Muͤhe wird helfen koͤnnen.
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des Bajonets verbuͤrgen mir ſchon das Un-
terliegen der Franzoſen, die Nachtheile eines
langen Aufenthalts im Norden ungerechnet.
Verſpaͤtete ſich das handelsſuͤchtige England
nicht, wie gewoͤhnlich, mit Landungen und
Geldbewilligungen, wie ſehr koͤnnte die gute
Sache des Continents’ jetzt befoͤrdert werden!
Bey allem Reſpekt vor Napoleons mi-
litairiſcher und politiſcher Jntelligenz, ſcheint
es mir doch, daß er den Entſchluß zu dieſem
Kriege in einer Geiſtesabweſenheit gefaßt
habe, und daß ſein Beharren einen neuen
Beweis fuͤr das alte: Hochmuth kommt
nicht weit vor dem Fall, abgeben werde.
Behaͤlt Rußland die Oberhand, ſo wer-
den die im Gluͤck uͤbermuͤthigen und im Un-
gluͤck niedertraͤchtigen Pohlen, die ganze
Schwere der wider ſie geballten Siegerfauſt
fuͤhlen, nicht unverdient fuͤr die Jnſolenz
oͤffentlicher Reden bey augenſcheinlichem
Mangel an Kraft zum Handeln, und wirkt
Alexanders gemuͤthliche Geſinnung nicht kraͤf-
tig auf ſeinen perſoͤnlichen Freund Friedrich
Wilhelm, ſo ſtuͤrzt Preuſſen in einen Elends-
grund, aus dem ihm ſelbſt ein ſehr weiſer,
hoͤchſt ſtrenger und langregierender Koͤnig
erſt mit vieler Muͤhe wird helfen koͤnnen.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/461>, abgerufen am 22.11.2024.
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