Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

aufgeschrieben wurden, ob ich gleich von Ju-
gend an bis noch jetzt beständig eine Schreib-
tafel bey mir trage. *)

Jener Unbekanntschaft oder vielmehr der
Unversuchtheit mit und in der deutschen
Reimschmiederey ungeachtet, wagt ich es in
dieser Zeit auf die Hochzeit einer Cousine,
die einen damals vornehmen Mann, einen
Kriegsrath, heyrathete, ein eben nicht kur-
zes Lied zu reimen, das der Herr Prorektor,
zwar Gott Lob nicht länger, aber durch viele
Correkturen lesbarer zu machen sich bemühte,
und das der gewiß nicht erwartete Anlaß zu
meiner weitern poetischen Ausbildung wur-
de. So gab, wie ich in Heerens Heynischer
Biographie S. 15. gelesen habe, der Um-
stand, daß der blutarme junge Heyne beym
Schulexamen das Wort Austria in Vastari
auflößte, Gelegenheit, daß der Superinten-
dent Krüger auf seine Fähigkeiten aufmerk-
sam wurde, und der Knabe selbst Stoff zu
ihrer Entwickelung und Zutrauen zu ihnen
bekam.

*) Vom Unteerricht der Kinder nach pestalozzischer
Methode versprech' ich mir schon darum glückliche
Folgen, weil er zum Singen auf eine Art auführt,
die durchaus auf ihre Herzen vortheilhaft wirken
muß.

aufgeſchrieben wurden, ob ich gleich von Ju-
gend an bis noch jetzt beſtaͤndig eine Schreib-
tafel bey mir trage. *)

Jener Unbekanntſchaft oder vielmehr der
Unverſuchtheit mit und in der deutſchen
Reimſchmiederey ungeachtet, wagt ich es in
dieſer Zeit auf die Hochzeit einer Couſine,
die einen damals vornehmen Mann, einen
Kriegsrath, heyrathete, ein eben nicht kur-
zes Lied zu reimen, das der Herr Prorektor,
zwar Gott Lob nicht laͤnger, aber durch viele
Correkturen lesbarer zu machen ſich bemuͤhte,
und das der gewiß nicht erwartete Anlaß zu
meiner weitern poetiſchen Ausbildung wur-
de. So gab, wie ich in Heerens Heyniſcher
Biographie S. 15. geleſen habe, der Um-
ſtand, daß der blutarme junge Heyne beym
Schulexamen das Wort Auſtria in Vaſtari
aufloͤßte, Gelegenheit, daß der Superinten-
dent Kruͤger auf ſeine Faͤhigkeiten aufmerk-
ſam wurde, und der Knabe ſelbſt Stoff zu
ihrer Entwickelung und Zutrauen zu ihnen
bekam.

*) Vom Unteerricht der Kinder nach peſtalozziſcher
Methode verſprech’ ich mir ſchon darum gluͤckliche
Folgen, weil er zum Singen auf eine Art aufuͤhrt,
die durchaus auf ihre Herzen vortheilhaft wirken
muß.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="27"/>
aufge&#x017F;chrieben wurden, ob ich gleich von Ju-<lb/>
gend an bis noch jetzt be&#x017F;ta&#x0364;ndig eine Schreib-<lb/>
tafel bey mir trage. <note place="foot" n="*)">Vom Unteerricht der Kinder nach pe&#x017F;talozzi&#x017F;cher<lb/>
Methode ver&#x017F;prech&#x2019; ich mir &#x017F;chon darum glu&#x0364;ckliche<lb/>
Folgen, weil er zum Singen auf eine Art aufu&#x0364;hrt,<lb/>
die durchaus auf ihre Herzen vortheilhaft wirken<lb/>
muß.</note></p><lb/>
        <p>Jener Unbekannt&#x017F;chaft oder vielmehr der<lb/>
Unver&#x017F;uchtheit mit und in der deut&#x017F;chen<lb/>
Reim&#x017F;chmiederey ungeachtet, wagt ich es in<lb/>
die&#x017F;er Zeit auf die Hochzeit einer Cou&#x017F;ine,<lb/>
die einen <hi rendition="#g">damals</hi> vornehmen Mann, einen<lb/>
Kriegsrath, heyrathete, ein eben nicht kur-<lb/>
zes Lied zu reimen, das der Herr Prorektor,<lb/>
zwar Gott Lob nicht la&#x0364;nger, aber durch viele<lb/>
Correkturen lesbarer zu machen &#x017F;ich bemu&#x0364;hte,<lb/>
und das der gewiß nicht erwartete Anlaß zu<lb/>
meiner weitern poeti&#x017F;chen Ausbildung wur-<lb/>
de. So gab, wie ich in Heerens Heyni&#x017F;cher<lb/>
Biographie S. 15. gele&#x017F;en habe, der Um-<lb/>
&#x017F;tand, daß der blutarme junge <hi rendition="#g">Heyne</hi> beym<lb/>
Schulexamen das Wort <hi rendition="#aq">Au&#x017F;tria</hi> in <hi rendition="#aq">Va&#x017F;tari</hi><lb/>
auflo&#x0364;ßte, Gelegenheit, daß der Superinten-<lb/>
dent Kru&#x0364;ger auf &#x017F;eine Fa&#x0364;higkeiten aufmerk-<lb/>
&#x017F;am wurde, und der Knabe &#x017F;elb&#x017F;t Stoff zu<lb/>
ihrer Entwickelung und Zutrauen zu ihnen<lb/>
bekam.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0044] aufgeſchrieben wurden, ob ich gleich von Ju- gend an bis noch jetzt beſtaͤndig eine Schreib- tafel bey mir trage. *) Jener Unbekanntſchaft oder vielmehr der Unverſuchtheit mit und in der deutſchen Reimſchmiederey ungeachtet, wagt ich es in dieſer Zeit auf die Hochzeit einer Couſine, die einen damals vornehmen Mann, einen Kriegsrath, heyrathete, ein eben nicht kur- zes Lied zu reimen, das der Herr Prorektor, zwar Gott Lob nicht laͤnger, aber durch viele Correkturen lesbarer zu machen ſich bemuͤhte, und das der gewiß nicht erwartete Anlaß zu meiner weitern poetiſchen Ausbildung wur- de. So gab, wie ich in Heerens Heyniſcher Biographie S. 15. geleſen habe, der Um- ſtand, daß der blutarme junge Heyne beym Schulexamen das Wort Auſtria in Vaſtari aufloͤßte, Gelegenheit, daß der Superinten- dent Kruͤger auf ſeine Faͤhigkeiten aufmerk- ſam wurde, und der Knabe ſelbſt Stoff zu ihrer Entwickelung und Zutrauen zu ihnen bekam. *) Vom Unteerricht der Kinder nach peſtalozziſcher Methode verſprech’ ich mir ſchon darum gluͤckliche Folgen, weil er zum Singen auf eine Art aufuͤhrt, die durchaus auf ihre Herzen vortheilhaft wirken muß.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/44
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/44>, abgerufen am 24.11.2024.