Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

Professor Bessel, der nicht nur in
seiner Lieblingswissenschaft ein vollendeter
Mann, sondern auch im bürgerlichen Leben
sehr liebenswürdig ist, hatte von mir ein
Paar Worte zum Einlegen verlangt, und
ich schickte ihm vorstehende, gewiß mehr
zum Scherz, als im Ernst, so wie auch
Anno 1813. einige Jnschriften auf eine
schwarze Steintafel, von denen er folgende
vorzog:

der Erdendruck (1800) verwehrte uns
hier nicht den Weg zum Himmlischen,
rieth aber zu dem alten bekannten:
Per aspera ad Astra.

Sonderbar ist es doch, daß in den
preußischen Unglücksjahren mehr für die
Wissenschaften gethan und auf sie verwendet
wird, als in jenen Zeiten geschah, in de-
nen die Monarchie unter Friedrich II. sich
so wohl befand, und für den Nahr- und
Wehrstand reichlich gesorgt wurde. Sollte
die jetzige Ausgabwillfährigkeit aus einer
verborgen iiegenden Ahnung entspringen,
daß es unmöglich sey, sich aus dem Versin-
ken der physischen und politischen Kräfte auf
einem andern Wege zu retten, als auf der
wissenschaftlichen Culturbahn? Es wäre

Profeſſor Beſſel, der nicht nur in
ſeiner Lieblingswiſſenſchaft ein vollendeter
Mann, ſondern auch im buͤrgerlichen Leben
ſehr liebenswuͤrdig iſt, hatte von mir ein
Paar Worte zum Einlegen verlangt, und
ich ſchickte ihm vorſtehende, gewiß mehr
zum Scherz, als im Ernſt, ſo wie auch
Anno 1813. einige Jnſchriften auf eine
ſchwarze Steintafel, von denen er folgende
vorzog:

der Erdendruck (1800) verwehrte uns
hier nicht den Weg zum Himmliſchen,
rieth aber zu dem alten bekannten:
Per aſpera ad Astra.

Sonderbar iſt es doch, daß in den
preußiſchen Ungluͤcksjahren mehr fuͤr die
Wiſſenſchaften gethan und auf ſie verwendet
wird, als in jenen Zeiten geſchah, in de-
nen die Monarchie unter Friedrich II. ſich
ſo wohl befand, und fuͤr den Nahr- und
Wehrſtand reichlich geſorgt wurde. Sollte
die jetzige Ausgabwillfaͤhrigkeit aus einer
verborgen iiegenden Ahnung entſpringen,
daß es unmoͤglich ſey, ſich aus dem Verſin-
ken der phyſiſchen und politiſchen Kraͤfte auf
einem andern Wege zu retten, als auf der
wiſſenſchaftlichen Culturbahn? Es waͤre

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0435" n="418"/>
          <p>Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#g">Be&#x017F;&#x017F;el,</hi> der nicht nur in<lb/>
&#x017F;einer Lieblingswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft ein vollendeter<lb/>
Mann, &#x017F;ondern auch im bu&#x0364;rgerlichen Leben<lb/>
&#x017F;ehr liebenswu&#x0364;rdig i&#x017F;t, hatte von mir ein<lb/>
Paar Worte zum Einlegen verlangt, und<lb/>
ich &#x017F;chickte ihm vor&#x017F;tehende, gewiß mehr<lb/>
zum Scherz, als im Ern&#x017F;t, &#x017F;o wie auch<lb/><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1813. einige Jn&#x017F;chriften auf eine<lb/>
&#x017F;chwarze Steintafel, von denen er folgende<lb/>
vorzog:</p><lb/>
          <cit>
            <quote>der Erdendruck (1800) verwehrte uns<lb/>
hier nicht den Weg zum Himmli&#x017F;chen,<lb/>
rieth aber zu dem alten bekannten:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Per a&#x017F;pera ad Astra.</hi></hi></quote>
          </cit><lb/>
          <p>Sonderbar i&#x017F;t es doch, daß in den<lb/>
preußi&#x017F;chen Unglu&#x0364;cksjahren mehr fu&#x0364;r die<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften gethan und auf &#x017F;ie verwendet<lb/>
wird, als in jenen Zeiten ge&#x017F;chah, in de-<lb/>
nen die Monarchie unter Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;o wohl befand, und fu&#x0364;r den Nahr- und<lb/>
Wehr&#x017F;tand reichlich ge&#x017F;orgt wurde. Sollte<lb/>
die jetzige Ausgabwillfa&#x0364;hrigkeit aus einer<lb/>
verborgen iiegenden Ahnung ent&#x017F;pringen,<lb/>
daß es unmo&#x0364;glich &#x017F;ey, &#x017F;ich aus dem Ver&#x017F;in-<lb/>
ken der phy&#x017F;i&#x017F;chen und politi&#x017F;chen Kra&#x0364;fte auf<lb/>
einem andern Wege zu retten, als auf der<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Culturbahn? Es wa&#x0364;re<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[418/0435] Profeſſor Beſſel, der nicht nur in ſeiner Lieblingswiſſenſchaft ein vollendeter Mann, ſondern auch im buͤrgerlichen Leben ſehr liebenswuͤrdig iſt, hatte von mir ein Paar Worte zum Einlegen verlangt, und ich ſchickte ihm vorſtehende, gewiß mehr zum Scherz, als im Ernſt, ſo wie auch Anno 1813. einige Jnſchriften auf eine ſchwarze Steintafel, von denen er folgende vorzog: der Erdendruck (1800) verwehrte uns hier nicht den Weg zum Himmliſchen, rieth aber zu dem alten bekannten: Per aſpera ad Astra. Sonderbar iſt es doch, daß in den preußiſchen Ungluͤcksjahren mehr fuͤr die Wiſſenſchaften gethan und auf ſie verwendet wird, als in jenen Zeiten geſchah, in de- nen die Monarchie unter Friedrich II. ſich ſo wohl befand, und fuͤr den Nahr- und Wehrſtand reichlich geſorgt wurde. Sollte die jetzige Ausgabwillfaͤhrigkeit aus einer verborgen iiegenden Ahnung entſpringen, daß es unmoͤglich ſey, ſich aus dem Verſin- ken der phyſiſchen und politiſchen Kraͤfte auf einem andern Wege zu retten, als auf der wiſſenſchaftlichen Culturbahn? Es waͤre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/435
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/435>, abgerufen am 25.11.2024.