behandelt hat, muß mich entschuldigen, daß ich Jhres Todes, dessen ich schon erwähnt habe, nochmals gedenke.
Nicht der König allein, sondern der Staat überhaupt hat durch diesen Sterbefall einen unersetzlichen Verlust erlitten. So abgeneigt Sie sich immer von aller Einmi- schung in Regierungs-Angelegenheiten mir und andern gezeigt hatte, so hat doch zu- verläßig. Jhr bloßes Mitdaseyn oft durch eine sanfte Aeußerung, so zu sagen im Vorbeygehen, viel Gutes gestiftet, man- ches Böse oder Lästige abgewendet. Jhr irdisches Daseyn war ein himmlischer Ge- nius für den Sie ehrenden und liebenden König, dem seine tiefe Trauer, wenn sie auch nie aufhörte, nicht verdacht werden kann. Wer Sie näher gekannt hat, be- klagt gewiß den, zwar Jhr selbst vortheilhaf- ten Hingang in eine Welt, in der Jhre jetzige Lage gegen die unvortheilhafte in der unsrigen sehr abstechen muß, allein so we- nig mich auch die um Sie angelegte Welt- trauer befremdet, so kann ich doch die Art von Hausirerey nicht billigen, die geistliche und weltliche Denkmal-Unternehmer mit Jhrem Andenken treiben, und die in Spie-
behandelt hat, muß mich entſchuldigen, daß ich Jhres Todes, deſſen ich ſchon erwaͤhnt habe, nochmals gedenke.
Nicht der Koͤnig allein, ſondern der Staat uͤberhaupt hat durch dieſen Sterbefall einen unerſetzlichen Verluſt erlitten. So abgeneigt Sie ſich immer von aller Einmi- ſchung in Regierungs-Angelegenheiten mir und andern gezeigt hatte, ſo hat doch zu- verlaͤßig. Jhr bloßes Mitdaſeyn oft durch eine ſanfte Aeußerung, ſo zu ſagen im Vorbeygehen, viel Gutes geſtiftet, man- ches Boͤſe oder Laͤſtige abgewendet. Jhr irdiſches Daſeyn war ein himmliſcher Ge- nius fuͤr den Sie ehrenden und liebenden Koͤnig, dem ſeine tiefe Trauer, wenn ſie auch nie aufhoͤrte, nicht verdacht werden kann. Wer Sie naͤher gekannt hat, be- klagt gewiß den, zwar Jhr ſelbſt vortheilhaf- ten Hingang in eine Welt, in der Jhre jetzige Lage gegen die unvortheilhafte in der unſrigen ſehr abſtechen muß, allein ſo we- nig mich auch die um Sie angelegte Welt- trauer befremdet, ſo kann ich doch die Art von Hauſirerey nicht billigen, die geiſtliche und weltliche Denkmal-Unternehmer mit Jhrem Andenken treiben, und die in Spie-
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[407/0424]
behandelt hat, muß mich entſchuldigen, daß
ich Jhres Todes, deſſen ich ſchon erwaͤhnt
habe, nochmals gedenke.
Nicht der Koͤnig allein, ſondern der
Staat uͤberhaupt hat durch dieſen Sterbefall
einen unerſetzlichen Verluſt erlitten. So
abgeneigt Sie ſich immer von aller Einmi-
ſchung in Regierungs-Angelegenheiten mir
und andern gezeigt hatte, ſo hat doch zu-
verlaͤßig. Jhr bloßes Mitdaſeyn oft
durch eine ſanfte Aeußerung, ſo zu ſagen
im Vorbeygehen, viel Gutes geſtiftet, man-
ches Boͤſe oder Laͤſtige abgewendet. Jhr
irdiſches Daſeyn war ein himmliſcher Ge-
nius fuͤr den Sie ehrenden und liebenden
Koͤnig, dem ſeine tiefe Trauer, wenn ſie
auch nie aufhoͤrte, nicht verdacht werden
kann. Wer Sie naͤher gekannt hat, be-
klagt gewiß den, zwar Jhr ſelbſt vortheilhaf-
ten Hingang in eine Welt, in der Jhre
jetzige Lage gegen die unvortheilhafte in der
unſrigen ſehr abſtechen muß, allein ſo we-
nig mich auch die um Sie angelegte Welt-
trauer befremdet, ſo kann ich doch die Art
von Hauſirerey nicht billigen, die geiſtliche
und weltliche Denkmal-Unternehmer mit
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/424>, abgerufen am 25.11.2024.
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