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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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besten thun, wenn sie es nicht zum Versuch
kommen lassen, um nicht zu erfahren, daß
man auch auf dieser Reise Rechnungen ohne
Wirth mache.

Sankt Paul hat, obgleich in einem
andern Sinn, von der Ehe gesagt; es liege
in ihr ein großes Geheimniß: ich mag da-
her auch über und aus der meinigen nicht
schwazzen. Daß elektrische Wolken meinen
Ehestandshimmel bisweilen getrübt haben,
kann ich nicht leugnen; dies scheint in der
Natur der Matrimonial-Atmosphäre zu lie-
gen. Eben so aufrichtig bekenn ich aber auch
zur Ehre meiner mit mir alt gewordenen,
verständigen und in allen weiblichen Geschäf-
ten keiner nachstehenden Susanne Elisa-
beth,
daß mir in meinem Leben keine ihres
Geschlechtes begegnet sey, die ich zur Gat-
tin für mich passender gefunden hätte, und
der frühere Tod des einen von uns wird
gewiß dem Nachbleibenden viel Thränen der
aufrichtigsten Trauer kosten.

Zum Beschluß noch etwas über meine
Leserey, über Tod und Religion.

Da ich bei Büchern so dachte, wie Ho-
lofernes nach Buch Judith XII., 12. über
die Weiber, die in sein Lager kamen, so

las

beſten thun, wenn ſie es nicht zum Verſuch
kommen laſſen, um nicht zu erfahren, daß
man auch auf dieſer Reiſe Rechnungen ohne
Wirth mache.

Sankt Paul hat, obgleich in einem
andern Sinn, von der Ehe geſagt; es liege
in ihr ein großes Geheimniß: ich mag da-
her auch uͤber und aus der meinigen nicht
ſchwazzen. Daß elektriſche Wolken meinen
Eheſtandshimmel bisweilen getruͤbt haben,
kann ich nicht leugnen; dies ſcheint in der
Natur der Matrimonial-Atmoſphaͤre zu lie-
gen. Eben ſo aufrichtig bekenn ich aber auch
zur Ehre meiner mit mir alt gewordenen,
verſtaͤndigen und in allen weiblichen Geſchaͤf-
ten keiner nachſtehenden Suſanne Eliſa-
beth,
daß mir in meinem Leben keine ihres
Geſchlechtes begegnet ſey, die ich zur Gat-
tin fuͤr mich paſſender gefunden haͤtte, und
der fruͤhere Tod des einen von uns wird
gewiß dem Nachbleibenden viel Thraͤnen der
aufrichtigſten Trauer koſten.

Zum Beſchluß noch etwas uͤber meine
Leſerey, uͤber Tod und Religion.

Da ich bei Buͤchern ſo dachte, wie Ho-
lofernes nach Buch Judith XII., 12. uͤber
die Weiber, die in ſein Lager kamen, ſo

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[368/0385] beſten thun, wenn ſie es nicht zum Verſuch kommen laſſen, um nicht zu erfahren, daß man auch auf dieſer Reiſe Rechnungen ohne Wirth mache. Sankt Paul hat, obgleich in einem andern Sinn, von der Ehe geſagt; es liege in ihr ein großes Geheimniß: ich mag da- her auch uͤber und aus der meinigen nicht ſchwazzen. Daß elektriſche Wolken meinen Eheſtandshimmel bisweilen getruͤbt haben, kann ich nicht leugnen; dies ſcheint in der Natur der Matrimonial-Atmoſphaͤre zu lie- gen. Eben ſo aufrichtig bekenn ich aber auch zur Ehre meiner mit mir alt gewordenen, verſtaͤndigen und in allen weiblichen Geſchaͤf- ten keiner nachſtehenden Suſanne Eliſa- beth, daß mir in meinem Leben keine ihres Geſchlechtes begegnet ſey, die ich zur Gat- tin fuͤr mich paſſender gefunden haͤtte, und der fruͤhere Tod des einen von uns wird gewiß dem Nachbleibenden viel Thraͤnen der aufrichtigſten Trauer koſten. Zum Beſchluß noch etwas uͤber meine Leſerey, uͤber Tod und Religion. Da ich bei Buͤchern ſo dachte, wie Ho- lofernes nach Buch Judith XII., 12. uͤber die Weiber, die in ſein Lager kamen, ſo las

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/385>, abgerufen am 26.11.2024.