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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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sollte der Mann aus mehr als Einer Ursache
seyn. Poetische Liebe find ich zur Ehestif-
tung entbehrlich, dagegen die Sorge für
anständiges, wenn auch nur bey Sparsam-
keit zureichendes Auskommen so unentbehr-
lich, daß ich ohne selbiges eine glückliche
Ehe beynah für unmöglich halte. Nächst
dem gehörigen Auskommen setz ich das wech-
selseitige Zutrauen, dessen natürliche und
gewöhnliche Folge die Freundschaft ist, die
eigentlich im ganzen Umfange nur unter Ehe-
leuten statt findet, und die ich zu den höch-
sten Lebensgenüßen rechne, weil sie schon
durch ein Nebeneinanderseyn befriedigt. Jch
spreche darüber aus Erfahrung, da ich weiß,
wie behaglich es mir war, wenn meine Frau
mit ihrem Buch oder ihrer Handarbeit sich
in meiner Stube aufhielt, ohne alle weitre
gesprächliche Unterhaltung, ob mir gleich das
gesprächsarme Beysammenseyn mit bloßen
Besuchern ganz unendlich lästig fällt und ich
daher lieber zu manchem selbst hingehe, um
das Weggehen in meiner Gewalt zu behalten.
Auch die Schönheit mag ich nicht zu den.
Nothwendigkeiten des Eheglücks zählen.
Einer meiner alten Bekannten hatte unter
seinen stereotypischen Einfällen auch den:

ſollte der Mann aus mehr als Einer Urſache
ſeyn. Poetiſche Liebe find ich zur Eheſtif-
tung entbehrlich, dagegen die Sorge fuͤr
anſtaͤndiges, wenn auch nur bey Sparſam-
keit zureichendes Auskommen ſo unentbehr-
lich, daß ich ohne ſelbiges eine gluͤckliche
Ehe beynah fuͤr unmoͤglich halte. Naͤchſt
dem gehoͤrigen Auskommen ſetz ich das wech-
ſelſeitige Zutrauen, deſſen natuͤrliche und
gewoͤhnliche Folge die Freundſchaft iſt, die
eigentlich im ganzen Umfange nur unter Ehe-
leuten ſtatt findet, und die ich zu den hoͤch-
ſten Lebensgenuͤßen rechne, weil ſie ſchon
durch ein Nebeneinanderſeyn befriedigt. Jch
ſpreche daruͤber aus Erfahrung, da ich weiß,
wie behaglich es mir war, wenn meine Frau
mit ihrem Buch oder ihrer Handarbeit ſich
in meiner Stube aufhielt, ohne alle weitre
geſpraͤchliche Unterhaltung, ob mir gleich das
geſpraͤchsarme Beyſammenſeyn mit bloßen
Beſuchern ganz unendlich laͤſtig faͤllt und ich
daher lieber zu manchem ſelbſt hingehe, um
das Weggehen in meiner Gewalt zu behalten.
Auch die Schoͤnheit mag ich nicht zu den.
Nothwendigkeiten des Ehegluͤcks zaͤhlen.
Einer meiner alten Bekannten hatte unter
ſeinen ſtereotypiſchen Einfaͤllen auch den:

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[366/0383] ſollte der Mann aus mehr als Einer Urſache ſeyn. Poetiſche Liebe find ich zur Eheſtif- tung entbehrlich, dagegen die Sorge fuͤr anſtaͤndiges, wenn auch nur bey Sparſam- keit zureichendes Auskommen ſo unentbehr- lich, daß ich ohne ſelbiges eine gluͤckliche Ehe beynah fuͤr unmoͤglich halte. Naͤchſt dem gehoͤrigen Auskommen ſetz ich das wech- ſelſeitige Zutrauen, deſſen natuͤrliche und gewoͤhnliche Folge die Freundſchaft iſt, die eigentlich im ganzen Umfange nur unter Ehe- leuten ſtatt findet, und die ich zu den hoͤch- ſten Lebensgenuͤßen rechne, weil ſie ſchon durch ein Nebeneinanderſeyn befriedigt. Jch ſpreche daruͤber aus Erfahrung, da ich weiß, wie behaglich es mir war, wenn meine Frau mit ihrem Buch oder ihrer Handarbeit ſich in meiner Stube aufhielt, ohne alle weitre geſpraͤchliche Unterhaltung, ob mir gleich das geſpraͤchsarme Beyſammenſeyn mit bloßen Beſuchern ganz unendlich laͤſtig faͤllt und ich daher lieber zu manchem ſelbſt hingehe, um das Weggehen in meiner Gewalt zu behalten. Auch die Schoͤnheit mag ich nicht zu den. Nothwendigkeiten des Ehegluͤcks zaͤhlen. Einer meiner alten Bekannten hatte unter ſeinen ſtereotypiſchen Einfaͤllen auch den:

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/383>, abgerufen am 26.11.2024.