posthumes du Duc de Nivernois p. Fr. Neufchateau. Paris 1807. Göttingsch. G. A. No. 7. von 1809 p. 67.)
Der verstorbne Minister von Gaudi, der ein kluger, äußerst witziger, gewandter Mann war, gab durch seine Scherztreiberey fast zu oft Gelegenheit, sich mit ihm al pari zu setzen. Hier fällt mir eine Stelle aus der vorher schon angeführten Recension der Lettres et Pensees du Prince de Ligne bey, wo es heißt: "Das Esprit- "machen ist zwar nicht die schändlichste, "und aus natürlichen Gründen nicht die ge- "wöhnlichste Neigung der Großen, hat aber "doch viel dazu beygetragen, den Menschen "den wahren Halt des Gemüthes, der nur "aus einer innern vollen Ueberzeugung ent- "steht, durch das Blitzen des Espritmachens, "das gerade des Heiligsten und Ehrwürdig- "sten am wenigsten schonte, zu rauben. Es "verführt auch die Großen selbst, mehr in "gesetzlose, gefährliche, schlecht berechnete "Plane hinein zu gehen, als sie wahr- "scheinlich ohne selbiges gethan hätten. Wo "Witz und Bonmots für Gründe gewöhn- "lich gelten, da hat der Geist der Unruhe, "der Durst nach Gloriole nur zu leicht ge-
poſthumes du Duc de Nivernois p. Fr. Neufchateau. Paris 1807. Goͤttingſch. G. A. No. 7. von 1809 p. 67.)
Der verſtorbne Miniſter von Gaudi, der ein kluger, aͤußerſt witziger, gewandter Mann war, gab durch ſeine Scherztreiberey faſt zu oft Gelegenheit, ſich mit ihm al pari zu ſetzen. Hier faͤllt mir eine Stelle aus der vorher ſchon angefuͤhrten Recenſion der Lettres et Penſees du Prince de Ligne bey, wo es heißt: „Das Esprit- „machen iſt zwar nicht die ſchaͤndlichſte, „und aus natuͤrlichen Gruͤnden nicht die ge- „woͤhnlichſte Neigung der Großen, hat aber „doch viel dazu beygetragen, den Menſchen „den wahren Halt des Gemuͤthes, der nur „aus einer innern vollen Ueberzeugung ent- „ſteht, durch das Blitzen des Espritmachens, „das gerade des Heiligſten und Ehrwuͤrdig- „ſten am wenigſten ſchonte, zu rauben. Es „verfuͤhrt auch die Großen ſelbſt, mehr in „geſetzloſe, gefaͤhrliche, ſchlecht berechnete „Plane hinein zu gehen, als ſie wahr- „ſcheinlich ohne ſelbiges gethan haͤtten. Wo „Witz und Bonmots fuͤr Gruͤnde gewoͤhn- „lich gelten, da hat der Geiſt der Unruhe, „der Durſt nach Gloriole nur zu leicht ge-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0358"n="341"/><hirendition="#aq">poſthumes du Duc de Nivernois p. Fr.<lb/>
Neufchateau. Paris</hi> 1807. Goͤttingſch. G.<lb/>
A. No. 7. von 1809 <hirendition="#aq">p.</hi> 67.)</p><lb/><p>Der verſtorbne Miniſter von <hirendition="#g">Gaudi,</hi><lb/>
der ein kluger, aͤußerſt witziger, gewandter<lb/>
Mann war, gab durch ſeine Scherztreiberey<lb/>
faſt zu oft Gelegenheit, ſich mit ihm <hirendition="#aq">al<lb/>
pari</hi> zu ſetzen. Hier faͤllt mir eine Stelle<lb/>
aus der vorher ſchon angefuͤhrten Recenſion<lb/>
der <hirendition="#aq">Lettres et Penſees du Prince de<lb/>
Ligne</hi> bey, wo es heißt: <cit><quote>„Das <hirendition="#g">Esprit-<lb/>„machen</hi> iſt zwar nicht die ſchaͤndlichſte,<lb/>„und aus natuͤrlichen Gruͤnden nicht die ge-<lb/>„woͤhnlichſte Neigung der Großen, hat aber<lb/>„doch viel dazu beygetragen, den Menſchen<lb/>„den wahren Halt des Gemuͤthes, der nur<lb/>„aus einer innern vollen Ueberzeugung ent-<lb/>„ſteht, durch das Blitzen des Espritmachens,<lb/>„das gerade des Heiligſten und Ehrwuͤrdig-<lb/>„ſten am wenigſten ſchonte, zu rauben. Es<lb/>„verfuͤhrt auch die Großen ſelbſt, mehr in<lb/>„geſetzloſe, gefaͤhrliche, ſchlecht berechnete<lb/>„Plane hinein zu gehen, als ſie wahr-<lb/>„ſcheinlich ohne ſelbiges gethan haͤtten. Wo<lb/>„Witz und Bonmots fuͤr Gruͤnde gewoͤhn-<lb/>„lich gelten, da hat der Geiſt der Unruhe,<lb/>„der Durſt nach Gloriole nur zu leicht ge-<lb/></quote></cit></p></div></body></text></TEI>
[341/0358]
poſthumes du Duc de Nivernois p. Fr.
Neufchateau. Paris 1807. Goͤttingſch. G.
A. No. 7. von 1809 p. 67.)
Der verſtorbne Miniſter von Gaudi,
der ein kluger, aͤußerſt witziger, gewandter
Mann war, gab durch ſeine Scherztreiberey
faſt zu oft Gelegenheit, ſich mit ihm al
pari zu ſetzen. Hier faͤllt mir eine Stelle
aus der vorher ſchon angefuͤhrten Recenſion
der Lettres et Penſees du Prince de
Ligne bey, wo es heißt: „Das Esprit-
„machen iſt zwar nicht die ſchaͤndlichſte,
„und aus natuͤrlichen Gruͤnden nicht die ge-
„woͤhnlichſte Neigung der Großen, hat aber
„doch viel dazu beygetragen, den Menſchen
„den wahren Halt des Gemuͤthes, der nur
„aus einer innern vollen Ueberzeugung ent-
„ſteht, durch das Blitzen des Espritmachens,
„das gerade des Heiligſten und Ehrwuͤrdig-
„ſten am wenigſten ſchonte, zu rauben. Es
„verfuͤhrt auch die Großen ſelbſt, mehr in
„geſetzloſe, gefaͤhrliche, ſchlecht berechnete
„Plane hinein zu gehen, als ſie wahr-
„ſcheinlich ohne ſelbiges gethan haͤtten. Wo
„Witz und Bonmots fuͤr Gruͤnde gewoͤhn-
„lich gelten, da hat der Geiſt der Unruhe,
„der Durſt nach Gloriole nur zu leicht ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/358>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.