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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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den bedauern oder auslachen, dem es eine
bittre oder schmerzhafte Empfindung macht,
wenn Menschen jenes Geschlechts ihn nicht
freundlich ansehen, oder ihn vergessen zu
haben scheinen? Meiner Gleichmüthigkeit
kommt es lächerlich vor, wenn diese wähnen,
ein vernünftiger, unbefangener Mensch wer-
de sich durch solchen Vergessensanschein ge-
kränkt oder gedemüthigt fühlen. Müßte
man sich nicht wundern über den, der bey
eignem innern Lebensfeuer einen schönange-
strichenen Ofen, oder italiänischen Marito,
(bey uns Feuerstübchen) zur Erwärmung
nothwendig hielte?

Meine Hingebung in alles, wovon ich
glaube, ich könne dadurch andern nützlich
oder lieb werden, schaffte mir unter meinen
zahlreichen Bekanntschaften mehr Beyfall,
als ich mir selbst zu geben geneigt bin; in-
dessen hat sie mich doch zu manchen, mir
eben nicht behaglichen Zeitverwendungen ge-
nöthigt, so daß diese Einsprüche in meine
häusliche Stille mich gewiß zum Verzicht
auf das aktive und passive Besuchswesen
gebracht haben würden, hätte mich nicht
zurückgehalten jene gutmüthige heimliche
Hoffnung, manches gute Saamenkorn bey

den bedauern oder auslachen, dem es eine
bittre oder ſchmerzhafte Empfindung macht,
wenn Menſchen jenes Geſchlechts ihn nicht
freundlich anſehen, oder ihn vergeſſen zu
haben ſcheinen? Meiner Gleichmuͤthigkeit
kommt es laͤcherlich vor, wenn dieſe waͤhnen,
ein vernuͤnftiger, unbefangener Menſch wer-
de ſich durch ſolchen Vergeſſensanſchein ge-
kraͤnkt oder gedemuͤthigt fuͤhlen. Muͤßte
man ſich nicht wundern uͤber den, der bey
eignem innern Lebensfeuer einen ſchoͤnange-
ſtrichenen Ofen, oder italiaͤniſchen Marito,
(bey uns Feuerſtuͤbchen) zur Erwaͤrmung
nothwendig hielte?

Meine Hingebung in alles, wovon ich
glaube, ich koͤnne dadurch andern nuͤtzlich
oder lieb werden, ſchaffte mir unter meinen
zahlreichen Bekanntſchaften mehr Beyfall,
als ich mir ſelbſt zu geben geneigt bin; in-
deſſen hat ſie mich doch zu manchen, mir
eben nicht behaglichen Zeitverwendungen ge-
noͤthigt, ſo daß dieſe Einſpruͤche in meine
haͤusliche Stille mich gewiß zum Verzicht
auf das aktive und paſſive Beſuchsweſen
gebracht haben wuͤrden, haͤtte mich nicht
zuruͤckgehalten jene gutmuͤthige heimliche
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[319/0336] den bedauern oder auslachen, dem es eine bittre oder ſchmerzhafte Empfindung macht, wenn Menſchen jenes Geſchlechts ihn nicht freundlich anſehen, oder ihn vergeſſen zu haben ſcheinen? Meiner Gleichmuͤthigkeit kommt es laͤcherlich vor, wenn dieſe waͤhnen, ein vernuͤnftiger, unbefangener Menſch wer- de ſich durch ſolchen Vergeſſensanſchein ge- kraͤnkt oder gedemuͤthigt fuͤhlen. Muͤßte man ſich nicht wundern uͤber den, der bey eignem innern Lebensfeuer einen ſchoͤnange- ſtrichenen Ofen, oder italiaͤniſchen Marito, (bey uns Feuerſtuͤbchen) zur Erwaͤrmung nothwendig hielte? Meine Hingebung in alles, wovon ich glaube, ich koͤnne dadurch andern nuͤtzlich oder lieb werden, ſchaffte mir unter meinen zahlreichen Bekanntſchaften mehr Beyfall, als ich mir ſelbſt zu geben geneigt bin; in- deſſen hat ſie mich doch zu manchen, mir eben nicht behaglichen Zeitverwendungen ge- noͤthigt, ſo daß dieſe Einſpruͤche in meine haͤusliche Stille mich gewiß zum Verzicht auf das aktive und paſſive Beſuchsweſen gebracht haben wuͤrden, haͤtte mich nicht zuruͤckgehalten jene gutmuͤthige heimliche Hoffnung, manches gute Saamenkorn bey

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/336>, abgerufen am 22.11.2024.