Anführen muß ich aber doch, daß es mir viel Mühe gekostet, die Besorgniß vor der Beschuldigung einer bey dieser Gelegenheit geäußerten Eitelkeit zu überwinden, denn Mirabeau antwortete einem damals sehr be- kannten Schriftsteller, der etwas wider ihn geschrieben hatte: es schiene ihm, als ob er zu ihm spräche: rendes moi un peu ridi- cule, pour que je profite de votre im- mortalite. -- Bey mir ist das wahrlich nicht der Fall, und meine Zeitgenossen hät- ten das Weglassen meines Namens vom Stein für eine hochmüthige Demuth erklä- ren können. Hoffentlich wird die folgende Generation milder urtheilen und mich, der nie mit etwas zu prahlen versuchte, mit sol- chem Verdacht verschonen.
Jm August 1809. wurde das Haus, in welchem ich wohnte, vom Könige gekauft, und der Kronprinz bezog mit seinen damali- gen Lehrern und Erziehern, Delbrück und Gaudi, die untern Zimmer, so daß ich bis zu meinem Auszug um Michael hier Gele- genheit hatte, den Kronprinzen oft zu sehen. Jn einer kleinen Gesellschaft wurden bey- nah wöchentlich Vorlesungen gehalten, die er sowohl, als ein Paar ihm zugesellte junge
Anfuͤhren muß ich aber doch, daß es mir viel Muͤhe gekoſtet, die Beſorgniß vor der Beſchuldigung einer bey dieſer Gelegenheit geaͤußerten Eitelkeit zu uͤberwinden, denn Mirabeau antwortete einem damals ſehr be- kannten Schriftſteller, der etwas wider ihn geſchrieben hatte: es ſchiene ihm, als ob er zu ihm ſpraͤche: rendés moi un peu ridi- cule, pour que je profite de vôtre im- mortalité. — Bey mir iſt das wahrlich nicht der Fall, und meine Zeitgenoſſen haͤt- ten das Weglaſſen meines Namens vom Stein fuͤr eine hochmuͤthige Demuth erklaͤ- ren koͤnnen. Hoffentlich wird die folgende Generation milder urtheilen und mich, der nie mit etwas zu prahlen verſuchte, mit ſol- chem Verdacht verſchonen.
Jm Auguſt 1809. wurde das Haus, in welchem ich wohnte, vom Koͤnige gekauft, und der Kronprinz bezog mit ſeinen damali- gen Lehrern und Erziehern, Delbruͤck und Gaudi, die untern Zimmer, ſo daß ich bis zu meinem Auszug um Michael hier Gele- genheit hatte, den Kronprinzen oft zu ſehen. Jn einer kleinen Geſellſchaft wurden bey- nah woͤchentlich Vorleſungen gehalten, die er ſowohl, als ein Paar ihm zugeſellte junge
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Anfuͤhren muß ich aber doch, daß es mir
viel Muͤhe gekoſtet, die Beſorgniß vor der
Beſchuldigung einer bey dieſer Gelegenheit
geaͤußerten Eitelkeit zu uͤberwinden, denn
Mirabeau antwortete einem damals ſehr be-
kannten Schriftſteller, der etwas wider ihn
geſchrieben hatte: es ſchiene ihm, als ob er
zu ihm ſpraͤche: rendés moi un peu ridi-
cule, pour que je profite de vôtre im-
mortalité. — Bey mir iſt das wahrlich
nicht der Fall, und meine Zeitgenoſſen haͤt-
ten das Weglaſſen meines Namens vom
Stein fuͤr eine hochmuͤthige Demuth erklaͤ-
ren koͤnnen. Hoffentlich wird die folgende
Generation milder urtheilen und mich, der
nie mit etwas zu prahlen verſuchte, mit ſol-
chem Verdacht verſchonen.
Jm Auguſt 1809. wurde das Haus, in
welchem ich wohnte, vom Koͤnige gekauft,
und der Kronprinz bezog mit ſeinen damali-
gen Lehrern und Erziehern, Delbruͤck und
Gaudi, die untern Zimmer, ſo daß ich bis
zu meinem Auszug um Michael hier Gele-
genheit hatte, den Kronprinzen oft zu ſehen.
Jn einer kleinen Geſellſchaft wurden bey-
nah woͤchentlich Vorleſungen gehalten, die
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/327>, abgerufen am 25.11.2024.
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