v. J. hätte genießen können. Ohne Ewalds Anweisung, ein gutes Mädchen und eine gute Frau zu werden, war diese beydes im hohen Grad gewesen, und selten hab ich so viel Verstand mit so viel Gemüthlichkeit und fein scherzhafter Laune glücklicher ver- bunden gesehen, wie bey ihr, die viele Jahre mit Beyfall in der Welt gelebt hatte und eben so zufrieden in ihrer kleinen Wittwen- stiftswohnung das Leben vollendete.
Den hiesigen Professor Hüllmann führte mir der damalige Professor, jetzige Staatsrath Süwern zu, und ich faßte gleich beym ersten Besuch ein solches Zu- trauen zu ihm, daß ich, als mein Freund Nicolovius, der meinen schriftlichen Nach- laß zu besorgen übernommen hatte, nach Berlin zu gehen bestimmt war, mich ent- schloß, dem Geschichtslehrer Hüllmann die Herausgabe dieser Biographie sowohl, als das Lebens- und Todesrecht über meine sämmt- lichen Papierschaften zu übertragen. Viel- leicht kann er noch manches aus den Brie- fen benutzen, deren Abdruck ich hiemit völlig untersage; lieber mögen sie auf der könig- lichen Bibliothek oder im sogenannten gehei- men Archiv niedergelegt werden, weil es
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v. J. haͤtte genießen koͤnnen. Ohne Ewalds Anweiſung, ein gutes Maͤdchen und eine gute Frau zu werden, war dieſe beydes im hohen Grad geweſen, und ſelten hab ich ſo viel Verſtand mit ſo viel Gemuͤthlichkeit und fein ſcherzhafter Laune gluͤcklicher ver- bunden geſehen, wie bey ihr, die viele Jahre mit Beyfall in der Welt gelebt hatte und eben ſo zufrieden in ihrer kleinen Wittwen- ſtiftswohnung das Leben vollendete.
Den hieſigen Profeſſor Huͤllmann fuͤhrte mir der damalige Profeſſor, jetzige Staatsrath Suͤwern zu, und ich faßte gleich beym erſten Beſuch ein ſolches Zu- trauen zu ihm, daß ich, als mein Freund Nicolovius, der meinen ſchriftlichen Nach- laß zu beſorgen uͤbernommen hatte, nach Berlin zu gehen beſtimmt war, mich ent- ſchloß, dem Geſchichtslehrer Huͤllmann die Herausgabe dieſer Biographie ſowohl, als das Lebens- und Todesrecht uͤber meine ſaͤmmt- lichen Papierſchaften zu uͤbertragen. Viel- leicht kann er noch manches aus den Brie- fen benutzen, deren Abdruck ich hiemit voͤllig unterſage; lieber moͤgen ſie auf der koͤnig- lichen Bibliothek oder im ſogenannten gehei- men Archiv niedergelegt werden, weil es
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v. J. haͤtte genießen koͤnnen. Ohne Ewalds
Anweiſung, ein gutes Maͤdchen und eine
gute Frau zu werden, war dieſe beydes im
hohen Grad geweſen, und ſelten hab ich ſo
viel Verſtand mit ſo viel Gemuͤthlichkeit
und fein ſcherzhafter Laune gluͤcklicher ver-
bunden geſehen, wie bey ihr, die viele Jahre
mit Beyfall in der Welt gelebt hatte und
eben ſo zufrieden in ihrer kleinen Wittwen-
ſtiftswohnung das Leben vollendete.
Den hieſigen Profeſſor Huͤllmann
fuͤhrte mir der damalige Profeſſor, jetzige
Staatsrath Suͤwern zu, und ich faßte
gleich beym erſten Beſuch ein ſolches Zu-
trauen zu ihm, daß ich, als mein Freund
Nicolovius, der meinen ſchriftlichen Nach-
laß zu beſorgen uͤbernommen hatte, nach
Berlin zu gehen beſtimmt war, mich ent-
ſchloß, dem Geſchichtslehrer Huͤllmann die
Herausgabe dieſer Biographie ſowohl, als
das Lebens- und Todesrecht uͤber meine ſaͤmmt-
lichen Papierſchaften zu uͤbertragen. Viel-
leicht kann er noch manches aus den Brie-
fen benutzen, deren Abdruck ich hiemit voͤllig
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/321>, abgerufen am 22.11.2024.
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