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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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leichtsinnigen Zeiten das Bestreben, sein Ver-
mögen haushälterisch zu erhalten, Lob, wenn
gleich Lord Lauderdale auf solches Spa-
ren keinen großen Werth setzt? -- ohne jene
animosen Verkennungen würde ihm gewiß
zum Lobe angerechnet seyn das Viele, was
er erduldet und sich baar hat kosten lassen,
um die pestalozzische Lehr- und Erziehungs-
methode, von welcher Geist er wahrlich
mehr verstand, als viele, die für und wider
selbige geschrieben und über selbige geschwatzt
haben -- schneller in Gang zu bringen,
und ihr unter den jungen Studirenden
Freunde zu schaffen. --

Jetzt auch ein Wörtchen über die wohl-
wollende Art, mit der man mich behandelt. --
Waren es nicht ebenfalls Meinungen und
Nebenumstände, die mich in den Ruf kom-
men ließen, ein ziemlich kluger, und selbst
in Wissenschaften nicht unerfahrner Mensch
zu seyn, bey dem es sich Raths zu erholen
lohnte, und mit dem sich auch ein Gelehrter
über sein Fach unterhalten könne, ob ich
mir gleich weder einer vorzüglichen Klugheit
bewußt bin, noch irgend eine Wissenschaft
förmlich ausstudirt habe, und in manchen
ganz unwissend bin. Beruhte also mein

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leichtſinnigen Zeiten das Beſtreben, ſein Ver-
moͤgen haushaͤlteriſch zu erhalten, Lob, wenn
gleich Lord Lauderdale auf ſolches Spa-
ren keinen großen Werth ſetzt? — ohne jene
animoſen Verkennungen wuͤrde ihm gewiß
zum Lobe angerechnet ſeyn das Viele, was
er erduldet und ſich baar hat koſten laſſen,
um die peſtalozziſche Lehr- und Erziehungs-
methode, von welcher Geiſt er wahrlich
mehr verſtand, als viele, die fuͤr und wider
ſelbige geſchrieben und uͤber ſelbige geſchwatzt
haben — ſchneller in Gang zu bringen,
und ihr unter den jungen Studirenden
Freunde zu ſchaffen. —

Jetzt auch ein Woͤrtchen uͤber die wohl-
wollende Art, mit der man mich behandelt. —
Waren es nicht ebenfalls Meinungen und
Nebenumſtaͤnde, die mich in den Ruf kom-
men ließen, ein ziemlich kluger, und ſelbſt
in Wiſſenſchaften nicht unerfahrner Menſch
zu ſeyn, bey dem es ſich Raths zu erholen
lohnte, und mit dem ſich auch ein Gelehrter
uͤber ſein Fach unterhalten koͤnne, ob ich
mir gleich weder einer vorzuͤglichen Klugheit
bewußt bin, noch irgend eine Wiſſenſchaft
foͤrmlich ausſtudirt habe, und in manchen
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[289/0306] leichtſinnigen Zeiten das Beſtreben, ſein Ver- moͤgen haushaͤlteriſch zu erhalten, Lob, wenn gleich Lord Lauderdale auf ſolches Spa- ren keinen großen Werth ſetzt? — ohne jene animoſen Verkennungen wuͤrde ihm gewiß zum Lobe angerechnet ſeyn das Viele, was er erduldet und ſich baar hat koſten laſſen, um die peſtalozziſche Lehr- und Erziehungs- methode, von welcher Geiſt er wahrlich mehr verſtand, als viele, die fuͤr und wider ſelbige geſchrieben und uͤber ſelbige geſchwatzt haben — ſchneller in Gang zu bringen, und ihr unter den jungen Studirenden Freunde zu ſchaffen. — Jetzt auch ein Woͤrtchen uͤber die wohl- wollende Art, mit der man mich behandelt. — Waren es nicht ebenfalls Meinungen und Nebenumſtaͤnde, die mich in den Ruf kom- men ließen, ein ziemlich kluger, und ſelbſt in Wiſſenſchaften nicht unerfahrner Menſch zu ſeyn, bey dem es ſich Raths zu erholen lohnte, und mit dem ſich auch ein Gelehrter uͤber ſein Fach unterhalten koͤnne, ob ich mir gleich weder einer vorzuͤglichen Klugheit bewußt bin, noch irgend eine Wiſſenſchaft foͤrmlich ausſtudirt habe, und in manchen ganz unwiſſend bin. Beruhte alſo mein T

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/306>, abgerufen am 22.11.2024.