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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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hang zum Nachlesen anvertraute, so hab'
ich selbiges zwar nach meinem besten Willen
und Gewissen besorgt, weiß aber nicht, wie
viele von meinen Abänderungen man kirch-
lich-gerecht genug befunden habe, indem ich
mein durchgebleyfedertes Exemplar nicht
weiter gesehen. Bis jetzt 1814. hat aber
die allgemeine Einführung dieses Gesangbu-
ches nicht Statt finden können, aus Ursa-
chen, die ich verschweige, weil ihre Anfüh-
rung die Sperrkette persönlicher Ab- und
Rücksichten doch nicht wegnehmen und die
in vielen alten kräftigen Liedern schlecht ge-
machten Abänderungen nicht verbessern wür-
de. *)

Mein Dichten und Trachten ging und
geht immer darauf hinaus, meine Mittel-
mäßigkeit auf eine meinen Jahren und Lau-
nen angemeßne Art zu genießen, weil ich
fest glaube, daß kein Sterblicher glücklich

*) Ob die neue Zusammentragung, bey der der Ober-
consistorialrath Borowsky die Auswahl der alten
und der Consistorialrath Krause die der neuen
Lieder übernommen hat, besser gedeihen werde,
weil sie mit förmlich obrigkeitlichem Vorbewußt
geschieht, wird die Zeit lehren, die ich aber wohl
nicht zu erleben hoffe.

hang zum Nachleſen anvertraute, ſo hab’
ich ſelbiges zwar nach meinem beſten Willen
und Gewiſſen beſorgt, weiß aber nicht, wie
viele von meinen Abaͤnderungen man kirch-
lich-gerecht genug befunden habe, indem ich
mein durchgebleyfedertes Exemplar nicht
weiter geſehen. Bis jetzt 1814. hat aber
die allgemeine Einfuͤhrung dieſes Geſangbu-
ches nicht Statt finden koͤnnen, aus Urſa-
chen, die ich verſchweige, weil ihre Anfuͤh-
rung die Sperrkette perſoͤnlicher Ab- und
Ruͤckſichten doch nicht wegnehmen und die
in vielen alten kraͤftigen Liedern ſchlecht ge-
machten Abaͤnderungen nicht verbeſſern wuͤr-
de. *)

Mein Dichten und Trachten ging und
geht immer darauf hinaus, meine Mittel-
maͤßigkeit auf eine meinen Jahren und Lau-
nen angemeßne Art zu genießen, weil ich
feſt glaube, daß kein Sterblicher gluͤcklich

*) Ob die neue Zuſammentragung, bey der der Ober-
conſiſtorialrath Borowsky die Auswahl der alten
und der Conſiſtorialrath Krauſe die der neuen
Lieder uͤbernommen hat, beſſer gedeihen werde,
weil ſie mit foͤrmlich obrigkeitlichem Vorbewußt
geſchieht, wird die Zeit lehren, die ich aber wohl
nicht zu erleben hoffe.
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[250/0267] hang zum Nachleſen anvertraute, ſo hab’ ich ſelbiges zwar nach meinem beſten Willen und Gewiſſen beſorgt, weiß aber nicht, wie viele von meinen Abaͤnderungen man kirch- lich-gerecht genug befunden habe, indem ich mein durchgebleyfedertes Exemplar nicht weiter geſehen. Bis jetzt 1814. hat aber die allgemeine Einfuͤhrung dieſes Geſangbu- ches nicht Statt finden koͤnnen, aus Urſa- chen, die ich verſchweige, weil ihre Anfuͤh- rung die Sperrkette perſoͤnlicher Ab- und Ruͤckſichten doch nicht wegnehmen und die in vielen alten kraͤftigen Liedern ſchlecht ge- machten Abaͤnderungen nicht verbeſſern wuͤr- de. *) Mein Dichten und Trachten ging und geht immer darauf hinaus, meine Mittel- maͤßigkeit auf eine meinen Jahren und Lau- nen angemeßne Art zu genießen, weil ich feſt glaube, daß kein Sterblicher gluͤcklich *) Ob die neue Zuſammentragung, bey der der Ober- conſiſtorialrath Borowsky die Auswahl der alten und der Conſiſtorialrath Krauſe die der neuen Lieder uͤbernommen hat, beſſer gedeihen werde, weil ſie mit foͤrmlich obrigkeitlichem Vorbewußt geſchieht, wird die Zeit lehren, die ich aber wohl nicht zu erleben hoffe.

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/267>, abgerufen am 27.11.2024.