für die allein seligmachende Monarchie, war ich sehr für erstere eingenommen, mußte mich aber oft auslachen lassen, wenn ich unter Monarchisten behauptete: Ludwig XVI. würde den Thron verlieren, und unter De- mokraten: Frankreich würde keine Republik werden, noch weniger es bleiben.
Bald nach meiner Rückkehr ins Vater- land verkauft' ich mein schön eingerrchtetes Guth, um ein anderes zu kaufen, von dem aber weder Boden noch Lage dem ersten gleich kamen. Vielleicht wär' ich ganz aus Preußen gezogen, hätte nicht die höchsttrau- rige Lage, in die meine, jetzt schon gestorbne Schwester mit 3 Töchtern durch die unver- antwortliche Führung ihres, nun auch schon begrabnen Mannes gerieth, mich am vater- ländischen Boden festgehalten. Jndessen be- wog sie mich doch mit zur Verlassung der Nachbarschaft ihres für sie verlornen Land- guthes.
Um mich vom Bücherkaufwurm loszu- machen, hatt' ich vor meinem Abzuge aus Sprietlack meine sehr ausgesuchte Bücher- sammlung der Königsbergischen drey Kro- nenloge für 1500 Rthlr. verkauft, die sel- bige aber ohne Rücksicht, in den Verdacht zu
fuͤr die allein ſeligmachende Monarchie, war ich ſehr fuͤr erſtere eingenommen, mußte mich aber oft auslachen laſſen, wenn ich unter Monarchiſten behauptete: Ludwig XVI. wuͤrde den Thron verlieren, und unter De- mokraten: Frankreich wuͤrde keine Republik werden, noch weniger es bleiben.
Bald nach meiner Ruͤckkehr ins Vater- land verkauft’ ich mein ſchoͤn eingerrchtetes Guth, um ein anderes zu kaufen, von dem aber weder Boden noch Lage dem erſten gleich kamen. Vielleicht waͤr’ ich ganz aus Preußen gezogen, haͤtte nicht die hoͤchſttrau- rige Lage, in die meine, jetzt ſchon geſtorbne Schweſter mit 3 Toͤchtern durch die unver- antwortliche Fuͤhrung ihres, nun auch ſchon begrabnen Mannes gerieth, mich am vater- laͤndiſchen Boden feſtgehalten. Jndeſſen be- wog ſie mich doch mit zur Verlaſſung der Nachbarſchaft ihres fuͤr ſie verlornen Land- guthes.
Um mich vom Buͤcherkaufwurm loszu- machen, hatt’ ich vor meinem Abzuge aus Sprietlack meine ſehr ausgeſuchte Buͤcher- ſammlung der Koͤnigsbergiſchen drey Kro- nenloge fuͤr 1500 Rthlr. verkauft, die ſel- bige aber ohne Ruͤckſicht, in den Verdacht zu
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fuͤr die allein ſeligmachende Monarchie, war
ich ſehr fuͤr erſtere eingenommen, mußte
mich aber oft auslachen laſſen, wenn ich
unter Monarchiſten behauptete: Ludwig XVI.
wuͤrde den Thron verlieren, und unter De-
mokraten: Frankreich wuͤrde keine Republik
werden, noch weniger es bleiben.
Bald nach meiner Ruͤckkehr ins Vater-
land verkauft’ ich mein ſchoͤn eingerrchtetes
Guth, um ein anderes zu kaufen, von dem
aber weder Boden noch Lage dem erſten
gleich kamen. Vielleicht waͤr’ ich ganz aus
Preußen gezogen, haͤtte nicht die hoͤchſttrau-
rige Lage, in die meine, jetzt ſchon geſtorbne
Schweſter mit 3 Toͤchtern durch die unver-
antwortliche Fuͤhrung ihres, nun auch ſchon
begrabnen Mannes gerieth, mich am vater-
laͤndiſchen Boden feſtgehalten. Jndeſſen be-
wog ſie mich doch mit zur Verlaſſung der
Nachbarſchaft ihres fuͤr ſie verlornen Land-
guthes.
Um mich vom Buͤcherkaufwurm loszu-
machen, hatt’ ich vor meinem Abzuge aus
Sprietlack meine ſehr ausgeſuchte Buͤcher-
ſammlung der Koͤnigsbergiſchen drey Kro-
nenloge fuͤr 1500 Rthlr. verkauft, die ſel-
bige aber ohne Ruͤckſicht, in den Verdacht zu
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/250>, abgerufen am 22.11.2024.
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