Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

den Pferden, die ich so sehr liebe, daß eine
englischgrausame Anstrengung oder Be-
handlung eines Gauls mein ganzes Blut
in Bewegung bringt, daß ich noch jetzt kein
schönes Pferd auf der Straße unbemerkt
vorbey lasse und an einem geschickten Pfer-
debändiger ein großes Gefallen finde, ob ich
gleich selbst nie guter Reiter gewesen bin
und mir die Ueppigkeit, die in manchen Ve-
terinairschulen mit Pferdekuren getrieben
wird, äußerst zuwider ist, besonders da in
den Hospitälern und Lazarethen so vielfältig
Kargheit und Sorglosigkeit herrschen. Die
Schaafsköpfe waren am meisten monoto-
nisch -- wie gewöhnlich.

Ob ich gleich von der Landwirthschaft,
für die ich nie rechten Sinn gehabt habe,
blutwenig verstand, so wußt ich mich doch
durch das, was ich theils von praktischen
Wirthen, theils von meinen eignen Leuten
darüber sprechen gehört, besonders auch aus
den Urtheilen letztrer über dahin einschla-
gende und an andern Orten bemerkte Feh-
ler, in den Credit ziemlicher Verständigkeit
in diesem Fach zu setzen; vorzüglich auch
durchs Abhelfen solcher Mängel, die sie aus
langer Gewohnheit nicht wahrnahmen. So

den Pferden, die ich ſo ſehr liebe, daß eine
engliſchgrauſame Anſtrengung oder Be-
handlung eines Gauls mein ganzes Blut
in Bewegung bringt, daß ich noch jetzt kein
ſchoͤnes Pferd auf der Straße unbemerkt
vorbey laſſe und an einem geſchickten Pfer-
debaͤndiger ein großes Gefallen finde, ob ich
gleich ſelbſt nie guter Reiter geweſen bin
und mir die Ueppigkeit, die in manchen Ve-
terinairſchulen mit Pferdekuren getrieben
wird, aͤußerſt zuwider iſt, beſonders da in
den Hoſpitaͤlern und Lazarethen ſo vielfaͤltig
Kargheit und Sorgloſigkeit herrſchen. Die
Schaafskoͤpfe waren am meiſten monoto-
niſch — wie gewoͤhnlich.

Ob ich gleich von der Landwirthſchaft,
fuͤr die ich nie rechten Sinn gehabt habe,
blutwenig verſtand, ſo wußt ich mich doch
durch das, was ich theils von praktiſchen
Wirthen, theils von meinen eignen Leuten
daruͤber ſprechen gehoͤrt, beſonders auch aus
den Urtheilen letztrer uͤber dahin einſchla-
gende und an andern Orten bemerkte Feh-
ler, in den Credit ziemlicher Verſtaͤndigkeit
in dieſem Fach zu ſetzen; vorzuͤglich auch
durchs Abhelfen ſolcher Maͤngel, die ſie aus
langer Gewohnheit nicht wahrnahmen. So

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="212"/>
den Pferden, die ich &#x017F;o &#x017F;ehr liebe, daß eine<lb/>
engli&#x017F;chgrau&#x017F;ame An&#x017F;trengung oder Be-<lb/>
handlung eines Gauls mein ganzes Blut<lb/>
in Bewegung bringt, daß ich noch jetzt kein<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nes Pferd auf der Straße unbemerkt<lb/>
vorbey la&#x017F;&#x017F;e und an einem ge&#x017F;chickten Pfer-<lb/>
deba&#x0364;ndiger ein großes Gefallen finde, ob ich<lb/>
gleich &#x017F;elb&#x017F;t nie guter Reiter gewe&#x017F;en bin<lb/>
und mir die Ueppigkeit, die in manchen Ve-<lb/>
terinair&#x017F;chulen mit Pferdekuren getrieben<lb/>
wird, a&#x0364;ußer&#x017F;t zuwider i&#x017F;t, be&#x017F;onders da in<lb/>
den Ho&#x017F;pita&#x0364;lern und Lazarethen &#x017F;o vielfa&#x0364;ltig<lb/>
Kargheit und Sorglo&#x017F;igkeit herr&#x017F;chen. Die<lb/>
Schaafsko&#x0364;pfe waren am mei&#x017F;ten monoto-<lb/>
ni&#x017F;ch &#x2014; wie gewo&#x0364;hnlich.</p><lb/>
        <p>Ob ich gleich von der Landwirth&#x017F;chaft,<lb/>
fu&#x0364;r die ich nie rechten Sinn gehabt habe,<lb/>
blutwenig ver&#x017F;tand, &#x017F;o wußt ich mich doch<lb/>
durch das, was ich theils von prakti&#x017F;chen<lb/>
Wirthen, theils von meinen eignen Leuten<lb/>
daru&#x0364;ber &#x017F;prechen geho&#x0364;rt, be&#x017F;onders auch aus<lb/>
den Urtheilen letztrer u&#x0364;ber dahin ein&#x017F;chla-<lb/>
gende und an andern Orten bemerkte Feh-<lb/>
ler, in den Credit ziemlicher Ver&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit<lb/>
in die&#x017F;em Fach zu &#x017F;etzen; vorzu&#x0364;glich auch<lb/>
durchs Abhelfen &#x017F;olcher Ma&#x0364;ngel, die &#x017F;ie aus<lb/>
langer Gewohnheit nicht wahrnahmen. So<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0229] den Pferden, die ich ſo ſehr liebe, daß eine engliſchgrauſame Anſtrengung oder Be- handlung eines Gauls mein ganzes Blut in Bewegung bringt, daß ich noch jetzt kein ſchoͤnes Pferd auf der Straße unbemerkt vorbey laſſe und an einem geſchickten Pfer- debaͤndiger ein großes Gefallen finde, ob ich gleich ſelbſt nie guter Reiter geweſen bin und mir die Ueppigkeit, die in manchen Ve- terinairſchulen mit Pferdekuren getrieben wird, aͤußerſt zuwider iſt, beſonders da in den Hoſpitaͤlern und Lazarethen ſo vielfaͤltig Kargheit und Sorgloſigkeit herrſchen. Die Schaafskoͤpfe waren am meiſten monoto- niſch — wie gewoͤhnlich. Ob ich gleich von der Landwirthſchaft, fuͤr die ich nie rechten Sinn gehabt habe, blutwenig verſtand, ſo wußt ich mich doch durch das, was ich theils von praktiſchen Wirthen, theils von meinen eignen Leuten daruͤber ſprechen gehoͤrt, beſonders auch aus den Urtheilen letztrer uͤber dahin einſchla- gende und an andern Orten bemerkte Feh- ler, in den Credit ziemlicher Verſtaͤndigkeit in dieſem Fach zu ſetzen; vorzuͤglich auch durchs Abhelfen ſolcher Maͤngel, die ſie aus langer Gewohnheit nicht wahrnahmen. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/229
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/229>, abgerufen am 28.11.2024.