Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

schlagenden Klubfreuden gehört ein Ange-
wöhnen durch Ein- und Beywohnung, ohne
welches man ihr Nahrhaftes theils über-
sieht, theils nicht benutzen kann. Es kommt
daher in einem Familiencirkel vieles Witzige
dem, der ihn zum ersten Mal besucht, un-
verständlich, manchmal sogar langweilig vor.
Wem eins von beyden begegnet, hüte sich
indessen sein Misbehagen oder Misverstehen
den Membris ordinariis sichtbar werden zu
lassen, wofern er nicht Gefahr laufen will,
von letztern unvortheilhaft beurtheilt, daß
heißt für einen Unkenner, oder Uebermüthi-
gen gehalten zu werden.

Meine wichtigste Bekanntschaft auf die-
ser Reise macht ich am Tisch des Geheimen
Kabinetsrath Stelter, mit dem ich wäh-
rend seines commissorialischen Aufenthaltes
in Marienwerder, wo er als damaliges Mit-
glied der Oberrechenkammer das Westpreußi-
sche Serviswesen einrichten half, sehr freund-
schaftlich umgegangen war; denn ob er gleich
keine wissenschaftliche Bildung hatte, so war
er doch beym Könige Friedrich seiner Recht-
schaffenheit wegen gut angeschrieben. Seine
äußerst lebhafte Frau mag indessen doch wohl
manchmal seinen geraden Wanderstab ein

ſchlagenden Klubfreuden gehoͤrt ein Ange-
woͤhnen durch Ein- und Beywohnung, ohne
welches man ihr Nahrhaftes theils uͤber-
ſieht, theils nicht benutzen kann. Es kommt
daher in einem Familiencirkel vieles Witzige
dem, der ihn zum erſten Mal beſucht, un-
verſtaͤndlich, manchmal ſogar langweilig vor.
Wem eins von beyden begegnet, huͤte ſich
indeſſen ſein Misbehagen oder Misverſtehen
den Membris ordinariis ſichtbar werden zu
laſſen, wofern er nicht Gefahr laufen will,
von letztern unvortheilhaft beurtheilt, daß
heißt fuͤr einen Unkenner, oder Uebermuͤthi-
gen gehalten zu werden.

Meine wichtigſte Bekanntſchaft auf die-
ſer Reiſe macht ich am Tiſch des Geheimen
Kabinetsrath Stelter, mit dem ich waͤh-
rend ſeines commiſſorialiſchen Aufenthaltes
in Marienwerder, wo er als damaliges Mit-
glied der Oberrechenkammer das Weſtpreußi-
ſche Servisweſen einrichten half, ſehr freund-
ſchaftlich umgegangen war; denn ob er gleich
keine wiſſenſchaftliche Bildung hatte, ſo war
er doch beym Koͤnige Friedrich ſeiner Recht-
ſchaffenheit wegen gut angeſchrieben. Seine
aͤußerſt lebhafte Frau mag indeſſen doch wohl
manchmal ſeinen geraden Wanderſtab ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0211" n="194"/>
&#x017F;chlagenden Klubfreuden geho&#x0364;rt ein Ange-<lb/>
wo&#x0364;hnen durch Ein- und Beywohnung, ohne<lb/>
welches man ihr Nahrhaftes theils u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;ieht, theils nicht benutzen kann. Es kommt<lb/>
daher in einem Familiencirkel vieles Witzige<lb/>
dem, der ihn zum er&#x017F;ten Mal be&#x017F;ucht, un-<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;ndlich, manchmal &#x017F;ogar langweilig vor.<lb/>
Wem eins von beyden begegnet, hu&#x0364;te &#x017F;ich<lb/>
inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein Misbehagen oder Misver&#x017F;tehen<lb/>
den <hi rendition="#aq">Membris ordinariis</hi> &#x017F;ichtbar werden zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, wofern er nicht Gefahr laufen will,<lb/>
von letztern unvortheilhaft beurtheilt, daß<lb/>
heißt fu&#x0364;r einen Unkenner, oder Uebermu&#x0364;thi-<lb/>
gen gehalten zu werden.</p><lb/>
        <p>Meine wichtig&#x017F;te Bekannt&#x017F;chaft auf die-<lb/>
&#x017F;er Rei&#x017F;e macht ich am Ti&#x017F;ch des Geheimen<lb/>
Kabinetsrath <hi rendition="#g">Stelter,</hi> mit dem ich wa&#x0364;h-<lb/>
rend &#x017F;eines commi&#x017F;&#x017F;oriali&#x017F;chen Aufenthaltes<lb/>
in Marienwerder, wo er als damaliges Mit-<lb/>
glied der Oberrechenkammer das We&#x017F;tpreußi-<lb/>
&#x017F;che Serviswe&#x017F;en einrichten half, &#x017F;ehr freund-<lb/>
&#x017F;chaftlich umgegangen war; denn ob er gleich<lb/>
keine wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche Bildung hatte, &#x017F;o war<lb/>
er doch beym Ko&#x0364;nige Friedrich &#x017F;einer Recht-<lb/>
&#x017F;chaffenheit wegen gut ange&#x017F;chrieben. Seine<lb/>
a&#x0364;ußer&#x017F;t lebhafte Frau mag inde&#x017F;&#x017F;en doch wohl<lb/>
manchmal &#x017F;einen geraden Wander&#x017F;tab ein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0211] ſchlagenden Klubfreuden gehoͤrt ein Ange- woͤhnen durch Ein- und Beywohnung, ohne welches man ihr Nahrhaftes theils uͤber- ſieht, theils nicht benutzen kann. Es kommt daher in einem Familiencirkel vieles Witzige dem, der ihn zum erſten Mal beſucht, un- verſtaͤndlich, manchmal ſogar langweilig vor. Wem eins von beyden begegnet, huͤte ſich indeſſen ſein Misbehagen oder Misverſtehen den Membris ordinariis ſichtbar werden zu laſſen, wofern er nicht Gefahr laufen will, von letztern unvortheilhaft beurtheilt, daß heißt fuͤr einen Unkenner, oder Uebermuͤthi- gen gehalten zu werden. Meine wichtigſte Bekanntſchaft auf die- ſer Reiſe macht ich am Tiſch des Geheimen Kabinetsrath Stelter, mit dem ich waͤh- rend ſeines commiſſorialiſchen Aufenthaltes in Marienwerder, wo er als damaliges Mit- glied der Oberrechenkammer das Weſtpreußi- ſche Servisweſen einrichten half, ſehr freund- ſchaftlich umgegangen war; denn ob er gleich keine wiſſenſchaftliche Bildung hatte, ſo war er doch beym Koͤnige Friedrich ſeiner Recht- ſchaffenheit wegen gut angeſchrieben. Seine aͤußerſt lebhafte Frau mag indeſſen doch wohl manchmal ſeinen geraden Wanderſtab ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/211
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/211>, abgerufen am 24.11.2024.