Außerhäuslichkeit nicht fahren lassen wollen, sondern es würden auch beynah alle unver- heyrathete Männer, und von den verheyra- theten alle Liebhaber der außerhäuslichen und Cicisbeat-Freuden wider mich auftre- ten.
Dem ungeachtet glaub ich aber doch, es könne nicht eher mit der Welt besser wer- den, bevor nicht das weibliche Geschlecht wieder Küchen- und Kinderstuben-gerecht geworden. Das Weib ist ganz gewiß ein andres Wesen wie der Mann, und wenn es sich der Rechte und Kräfte des Mannes nach und nach bemächtiget und sie verweiblichet, so erlaubt ihm doch seine weibliche Natur nicht, die Rechte und Kräfte des Mannes in sich zu beherbergen, mithin muß die Welt durch ein solches Verrauchen der männlichen Kräfte und Rechte offenbar verlieren. Durch die jetzige Erziehung der Weiber des Mittel- standes -- die sehr reichen und vornehmen mögen außer der Regel bleiben -- ist eine Mittelinstanz zwischen der Hausfrau und der Dienerschaft entstanden, von der man in meiner Jugend nichts wußte und über die ich in meinem Alter oft klagen höre, und zwar um so lauter, je mehr die Abneigung
Außerhaͤuslichkeit nicht fahren laſſen wollen, ſondern es wuͤrden auch beynah alle unver- heyrathete Maͤnner, und von den verheyra- theten alle Liebhaber der außerhaͤuslichen und Cicisbeat-Freuden wider mich auftre- ten.
Dem ungeachtet glaub ich aber doch, es koͤnne nicht eher mit der Welt beſſer wer- den, bevor nicht das weibliche Geſchlecht wieder Kuͤchen- und Kinderſtuben-gerecht geworden. Das Weib iſt ganz gewiß ein andres Weſen wie der Mann, und wenn es ſich der Rechte und Kraͤfte des Mannes nach und nach bemaͤchtiget und ſie verweiblichet, ſo erlaubt ihm doch ſeine weibliche Natur nicht, die Rechte und Kraͤfte des Mannes in ſich zu beherbergen, mithin muß die Welt durch ein ſolches Verrauchen der maͤnnlichen Kraͤfte und Rechte offenbar verlieren. Durch die jetzige Erziehung der Weiber des Mittel- ſtandes — die ſehr reichen und vornehmen moͤgen außer der Regel bleiben — iſt eine Mittelinſtanz zwiſchen der Hausfrau und der Dienerſchaft entſtanden, von der man in meiner Jugend nichts wußte und uͤber die ich in meinem Alter oft klagen hoͤre, und zwar um ſo lauter, je mehr die Abneigung
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Außerhaͤuslichkeit nicht fahren laſſen wollen,
ſondern es wuͤrden auch beynah alle unver-
heyrathete Maͤnner, und von den verheyra-
theten alle Liebhaber der außerhaͤuslichen
und Cicisbeat-Freuden wider mich auftre-
ten.
Dem ungeachtet glaub ich aber doch, es
koͤnne nicht eher mit der Welt beſſer wer-
den, bevor nicht das weibliche Geſchlecht
wieder Kuͤchen- und Kinderſtuben-gerecht
geworden. Das Weib iſt ganz gewiß ein
andres Weſen wie der Mann, und wenn es
ſich der Rechte und Kraͤfte des Mannes nach
und nach bemaͤchtiget und ſie verweiblichet,
ſo erlaubt ihm doch ſeine weibliche Natur
nicht, die Rechte und Kraͤfte des Mannes
in ſich zu beherbergen, mithin muß die Welt
durch ein ſolches Verrauchen der maͤnnlichen
Kraͤfte und Rechte offenbar verlieren. Durch
die jetzige Erziehung der Weiber des Mittel-
ſtandes — die ſehr reichen und vornehmen
moͤgen außer der Regel bleiben — iſt eine
Mittelinſtanz zwiſchen der Hausfrau und
der Dienerſchaft entſtanden, von der man in
meiner Jugend nichts wußte und uͤber die
ich in meinem Alter oft klagen hoͤre, und
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/21>, abgerufen am 03.02.2025.
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