weisheit und Befriedigung für alle Alter und Stände liegt.
Zu meinen Marienwerderschen rebus ge- siis gehört noch, daß ich im Herbst 1774. einige Honoratioren bewog, die Schuchsche Schauspielergesellschaft aus Danzig auf 12 Vorstellungen kommen zu lassen. Die Abon- nenten bekamen für die der Prinzipalin be- willigten hundert Dukaten Parterrebillets, und ihr blieb die übrige Einnahme von al- len Fremden. Man eröffnete die Bühne mit Goldonis Lügner, schloß sie mit Wei- ßens Julie und Romeo, und ich setzte zum erstern den Prolog und zum letztern den Epilog *) auf. Die mit ihrer Receptur und ganz freundlichen Behandlung sehr zu- friedenen männlichen und weiblichen Theater- genossen hätten daher gerne noch 12 Stücke aufgeführt. Bey kleinen Abendgesellschaften, wo Critik unter Wein und Gesang gemischt wurde, lernt ich einen Schauspieler Schmidt kennen, der den Romeo ziemlich gut, den Cumberlandschen Westindier trefflich und den Goldonischen Lügner meistermäßig spielte. Dieser hat mich nachher fleißig in Danzig besucht, wo er mir, ganz zu meiner
*) Beylage B.
weisheit und Befriedigung fuͤr alle Alter und Staͤnde liegt.
Zu meinen Marienwerderſchen rebus ge- ſiis gehoͤrt noch, daß ich im Herbſt 1774. einige Honoratioren bewog, die Schuchſche Schauſpielergeſellſchaft aus Danzig auf 12 Vorſtellungen kommen zu laſſen. Die Abon- nenten bekamen fuͤr die der Prinzipalin be- willigten hundert Dukaten Parterrebillets, und ihr blieb die uͤbrige Einnahme von al- len Fremden. Man eroͤffnete die Buͤhne mit Goldonis Luͤgner, ſchloß ſie mit Wei- ßens Julie und Romeo, und ich ſetzte zum erſtern den Prolog und zum letztern den Epilog *) auf. Die mit ihrer Receptur und ganz freundlichen Behandlung ſehr zu- friedenen maͤnnlichen und weiblichen Theater- genoſſen haͤtten daher gerne noch 12 Stuͤcke aufgefuͤhrt. Bey kleinen Abendgeſellſchaften, wo Critik unter Wein und Geſang gemiſcht wurde, lernt ich einen Schauſpieler Schmidt kennen, der den Romeo ziemlich gut, den Cumberlandſchen Weſtindier trefflich und den Goldoniſchen Luͤgner meiſtermaͤßig ſpielte. Dieſer hat mich nachher fleißig in Danzig beſucht, wo er mir, ganz zu meiner
*) Beylage B.
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weisheit und Befriedigung fuͤr alle Alter und
Staͤnde liegt.
Zu meinen Marienwerderſchen rebus ge-
ſiis gehoͤrt noch, daß ich im Herbſt 1774.
einige Honoratioren bewog, die Schuchſche
Schauſpielergeſellſchaft aus Danzig auf 12
Vorſtellungen kommen zu laſſen. Die Abon-
nenten bekamen fuͤr die der Prinzipalin be-
willigten hundert Dukaten Parterrebillets,
und ihr blieb die uͤbrige Einnahme von al-
len Fremden. Man eroͤffnete die Buͤhne
mit Goldonis Luͤgner, ſchloß ſie mit Wei-
ßens Julie und Romeo, und ich ſetzte
zum erſtern den Prolog und zum letztern
den Epilog *) auf. Die mit ihrer Receptur
und ganz freundlichen Behandlung ſehr zu-
friedenen maͤnnlichen und weiblichen Theater-
genoſſen haͤtten daher gerne noch 12 Stuͤcke
aufgefuͤhrt. Bey kleinen Abendgeſellſchaften,
wo Critik unter Wein und Geſang gemiſcht
wurde, lernt ich einen Schauſpieler Schmidt
kennen, der den Romeo ziemlich gut, den
Cumberlandſchen Weſtindier trefflich und
den Goldoniſchen Luͤgner meiſtermaͤßig
ſpielte. Dieſer hat mich nachher fleißig in
Danzig beſucht, wo er mir, ganz zu meiner
*) Beylage B.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/181>, abgerufen am 26.11.2024.
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