rechte Wege brachten. Friedrichs Mistrauen gegen alle Vorschläge, besonders die Geld er- fodernden, rührte vorzüglich daher, daß sich die Collegia durch seine Cabinetsbefehle von den Vorschlägen manches abdingen ließen, ob sie gleich hernach das Deficit auf andern, für die Unterthanen weit lästigern Wegen beyschaffen mußten. Jch habe aber Fälle selbst erlebt, wo der König, wenn fest auf der Nothwendigkeit der Vorschlagskosten be- standen wurde, sie bey der dritten oder vier- ten Forderung doch bewilligte -- man hätte dieses immer thun sollen, und thut es leider auch jetzo noch nicht -- Es ließe sich aus solcher Nachgiebigkeit die Gewohnheit der Baubetrügereyen ableiten.
Nachdem der König alle Grundsteine, unter denen freylich manche dem Verwittern sehr unterworfen, mit Pises und Lehm- patzen vermischt waren, die das Prüfungs- Feuer und- Wasser der Zeit nicht auszuhal- ten vermochten, gelegt zu haben glaubte, übergab er auch diese Kammer der gewöhn- lichen Aufsicht des Generaldirektorii. Die Schreibseligkeit dieser Oberinstanz wurde meiner Werklust nunmehr so unangenehm, daß ich mir vornahm, dem Dienst zu ent-
rechte Wege brachten. Friedrichs Mistrauen gegen alle Vorſchlaͤge, beſonders die Geld er- fodernden, ruͤhrte vorzuͤglich daher, daß ſich die Collegia durch ſeine Cabinetsbefehle von den Vorſchlaͤgen manches abdingen ließen, ob ſie gleich hernach das Deficit auf andern, fuͤr die Unterthanen weit laͤſtigern Wegen beyſchaffen mußten. Jch habe aber Faͤlle ſelbſt erlebt, wo der Koͤnig, wenn feſt auf der Nothwendigkeit der Vorſchlagskoſten be- ſtanden wurde, ſie bey der dritten oder vier- ten Forderung doch bewilligte — man haͤtte dieſes immer thun ſollen, und thut es leider auch jetzo noch nicht — Es ließe ſich aus ſolcher Nachgiebigkeit die Gewohnheit der Baubetruͤgereyen ableiten.
Nachdem der Koͤnig alle Grundſteine, unter denen freylich manche dem Verwittern ſehr unterworfen, mit Piſes und Lehm- patzen vermiſcht waren, die das Pruͤfungs- Feuer und- Waſſer der Zeit nicht auszuhal- ten vermochten, gelegt zu haben glaubte, uͤbergab er auch dieſe Kammer der gewoͤhn- lichen Aufſicht des Generaldirektorii. Die Schreibſeligkeit dieſer Oberinſtanz wurde meiner Werkluſt nunmehr ſo unangenehm, daß ich mir vornahm, dem Dienſt zu ent-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0169"n="152"/>
rechte Wege brachten. Friedrichs Mistrauen<lb/>
gegen alle Vorſchlaͤge, beſonders die Geld er-<lb/>
fodernden, ruͤhrte vorzuͤglich daher, daß ſich<lb/>
die Collegia durch ſeine Cabinetsbefehle von<lb/>
den Vorſchlaͤgen manches abdingen ließen,<lb/>
ob ſie gleich hernach das Deficit auf andern,<lb/>
fuͤr die Unterthanen weit laͤſtigern Wegen<lb/>
beyſchaffen mußten. Jch habe aber Faͤlle<lb/>ſelbſt erlebt, wo der Koͤnig, wenn feſt auf<lb/>
der Nothwendigkeit der Vorſchlagskoſten be-<lb/>ſtanden wurde, ſie bey der dritten oder vier-<lb/>
ten Forderung doch bewilligte — man haͤtte<lb/>
dieſes immer thun ſollen, und thut es leider<lb/>
auch jetzo noch nicht — Es ließe ſich aus<lb/>ſolcher Nachgiebigkeit die Gewohnheit der<lb/>
Baubetruͤgereyen ableiten.</p><lb/><p>Nachdem der Koͤnig alle Grundſteine,<lb/>
unter denen freylich manche dem Verwittern<lb/>ſehr unterworfen, mit <hirendition="#g">Piſes</hi> und Lehm-<lb/>
patzen vermiſcht waren, die das Pruͤfungs-<lb/>
Feuer und- Waſſer der Zeit nicht auszuhal-<lb/>
ten vermochten, gelegt zu haben glaubte,<lb/>
uͤbergab er auch dieſe Kammer der gewoͤhn-<lb/>
lichen Aufſicht des Generaldirektorii. Die<lb/>
Schreibſeligkeit dieſer Oberinſtanz wurde<lb/>
meiner Werkluſt nunmehr ſo unangenehm,<lb/>
daß ich mir vornahm, dem Dienſt zu ent-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[152/0169]
rechte Wege brachten. Friedrichs Mistrauen
gegen alle Vorſchlaͤge, beſonders die Geld er-
fodernden, ruͤhrte vorzuͤglich daher, daß ſich
die Collegia durch ſeine Cabinetsbefehle von
den Vorſchlaͤgen manches abdingen ließen,
ob ſie gleich hernach das Deficit auf andern,
fuͤr die Unterthanen weit laͤſtigern Wegen
beyſchaffen mußten. Jch habe aber Faͤlle
ſelbſt erlebt, wo der Koͤnig, wenn feſt auf
der Nothwendigkeit der Vorſchlagskoſten be-
ſtanden wurde, ſie bey der dritten oder vier-
ten Forderung doch bewilligte — man haͤtte
dieſes immer thun ſollen, und thut es leider
auch jetzo noch nicht — Es ließe ſich aus
ſolcher Nachgiebigkeit die Gewohnheit der
Baubetruͤgereyen ableiten.
Nachdem der Koͤnig alle Grundſteine,
unter denen freylich manche dem Verwittern
ſehr unterworfen, mit Piſes und Lehm-
patzen vermiſcht waren, die das Pruͤfungs-
Feuer und- Waſſer der Zeit nicht auszuhal-
ten vermochten, gelegt zu haben glaubte,
uͤbergab er auch dieſe Kammer der gewoͤhn-
lichen Aufſicht des Generaldirektorii. Die
Schreibſeligkeit dieſer Oberinſtanz wurde
meiner Werkluſt nunmehr ſo unangenehm,
daß ich mir vornahm, dem Dienſt zu ent-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/169>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.