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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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ich zwar ein größres Gehalt, aber auch durch
die neuen Einrichtungen so viel Arbeit be-
kam, daß ich fast 3 Jahre hindurch beinah
kein Buch in die Hand nehmen konnte, aber
wohl die mehresten Tage von früh Mor-
gens bis zum Schlafengehen Akten machen
und lesen mußte, übrigens mit meinen,
größtentheils anders gesinnten und gemüthe-
ten Collegen *) im gutem Vernehmen lebte,

*) Unter den bey der Kammer arbeitenden jungen
Männern, mit denen ich mich gern abzugeben
pflegte, sprach keiner mir so ganz zu, wie der
Landbaumeister Broscovius, über den ich durch-
aus ein Paar Worte sagen muß: dieser beschei-
dene Jüngling legte seinen Landbaumeisterposten
nieder, um die Kameralistik zu studieren, von der
in seiner klugen, edlen Seele vieles besser ge-
schrieben stand, als in den mehresten damaligen
Büchern zu lesen war, und in kunstreichern Zei-
ten von Buchstabenmenschen ausgeübt wurde und
wird. Seine bey der größten Anspruchlosigkeit
im Aeußern sichtbar werdende Ueberlegenheit be-
schleunigte, wider den gewöhnlichen Dienstgang,
seine Beförderung zu höhern Posten, und er that
in der Folge als Präsident der N. O. Pr. Kam-
mer in Plozk der Provinz so fürtreffliche Dienste,
daß die Warschauer neue Regierung (1807) ihn
gerne würde zurückbehalten haben. Ohne Wunsch,
den Glanz seiner Werke auf seine Person zu lei-

ich zwar ein groͤßres Gehalt, aber auch durch
die neuen Einrichtungen ſo viel Arbeit be-
kam, daß ich faſt 3 Jahre hindurch beinah
kein Buch in die Hand nehmen konnte, aber
wohl die mehreſten Tage von fruͤh Mor-
gens bis zum Schlafengehen Akten machen
und leſen mußte, uͤbrigens mit meinen,
groͤßtentheils anders geſinnten und gemuͤthe-
ten Collegen *) im gutem Vernehmen lebte,

*) Unter den bey der Kammer arbeitenden jungen
Maͤnnern, mit denen ich mich gern abzugeben
pflegte, ſprach keiner mir ſo ganz zu, wie der
Landbaumeiſter Broscovius, uͤber den ich durch-
aus ein Paar Worte ſagen muß: dieſer beſchei-
dene Juͤngling legte ſeinen Landbaumeiſterpoſten
nieder, um die Kameraliſtik zu ſtudieren, von der
in ſeiner klugen, edlen Seele vieles beſſer ge-
ſchrieben ſtand, als in den mehreſten damaligen
Buͤchern zu leſen war, und in kunſtreichern Zei-
ten von Buchſtabenmenſchen ausgeuͤbt wurde und
wird. Seine bey der groͤßten Anſpruchloſigkeit
im Aeußern ſichtbar werdende Ueberlegenheit be-
ſchleunigte, wider den gewoͤhnlichen Dienſtgang,
ſeine Befoͤrderung zu hoͤhern Poſten, und er that
in der Folge als Praͤſident der N. O. Pr. Kam-
mer in Plozk der Provinz ſo fuͤrtreffliche Dienſte,
daß die Warſchauer neue Regierung (1807) ihn
gerne wuͤrde zuruͤckbehalten haben. Ohne Wunſch,
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[148/0165] ich zwar ein groͤßres Gehalt, aber auch durch die neuen Einrichtungen ſo viel Arbeit be- kam, daß ich faſt 3 Jahre hindurch beinah kein Buch in die Hand nehmen konnte, aber wohl die mehreſten Tage von fruͤh Mor- gens bis zum Schlafengehen Akten machen und leſen mußte, uͤbrigens mit meinen, groͤßtentheils anders geſinnten und gemuͤthe- ten Collegen *) im gutem Vernehmen lebte, *) Unter den bey der Kammer arbeitenden jungen Maͤnnern, mit denen ich mich gern abzugeben pflegte, ſprach keiner mir ſo ganz zu, wie der Landbaumeiſter Broscovius, uͤber den ich durch- aus ein Paar Worte ſagen muß: dieſer beſchei- dene Juͤngling legte ſeinen Landbaumeiſterpoſten nieder, um die Kameraliſtik zu ſtudieren, von der in ſeiner klugen, edlen Seele vieles beſſer ge- ſchrieben ſtand, als in den mehreſten damaligen Buͤchern zu leſen war, und in kunſtreichern Zei- ten von Buchſtabenmenſchen ausgeuͤbt wurde und wird. Seine bey der groͤßten Anſpruchloſigkeit im Aeußern ſichtbar werdende Ueberlegenheit be- ſchleunigte, wider den gewoͤhnlichen Dienſtgang, ſeine Befoͤrderung zu hoͤhern Poſten, und er that in der Folge als Praͤſident der N. O. Pr. Kam- mer in Plozk der Provinz ſo fuͤrtreffliche Dienſte, daß die Warſchauer neue Regierung (1807) ihn gerne wuͤrde zuruͤckbehalten haben. Ohne Wunſch, den Glanz ſeiner Werke auf ſeine Perſon zu lei-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/165>, abgerufen am 25.11.2024.