amtmann zu seinem hohen Posten durch Wirthschaftskenntnisse, nach damaliger Art, aufgeschwungen; Friedrich II., der ihn von kronprinzlicher Zeit her kannte, in der er ihm das vom König Friedrich Wilhelm I. ihm angewiesene Stutamt in Trakehnen sorgfältig verwaltete, hielt viel auf ihn und war ihm gewiß auch viel schuldig für die Dienste, die er ihm und dem Lande in den russischen Kriegsjahren geleistet; zwar soll er dabey auch manchen Goldfaden sich und seinen Verwandten zu gut gesponnen haben, allein bey der Aussicht nach Siberien hätte gewiß ein schwächrer Patriot, vielleicht so- gar mancher starke, unter einer Obrigkeit, die Gewalt über ihn hatte, nichts gewagt für den Vortheil eines Königes, der im Kriege mit mehr als halb Europa begriffen war und in Gefahr stand, sein Königreich zu verlieren. Dieser Mann war gewohnt alles nach seinem Sinn zu regieren, und ich hatte doch auch den meinigen, der mir manche Verdrießlichkeiten mehr würde zuge- zogen haben, wenn ich nicht eine unbiegsa- me Rechtlichkeit in allen meinen Diensthand- lungen bewiesen, und diese immer zum Pa- nier hätte brauchen können.
amtmann zu ſeinem hohen Poſten durch Wirthſchaftskenntniſſe, nach damaliger Art, aufgeſchwungen; Friedrich II., der ihn von kronprinzlicher Zeit her kannte, in der er ihm das vom Koͤnig Friedrich Wilhelm I. ihm angewieſene Stutamt in Trakehnen ſorgfaͤltig verwaltete, hielt viel auf ihn und war ihm gewiß auch viel ſchuldig fuͤr die Dienſte, die er ihm und dem Lande in den ruſſiſchen Kriegsjahren geleiſtet; zwar ſoll er dabey auch manchen Goldfaden ſich und ſeinen Verwandten zu gut geſponnen haben, allein bey der Ausſicht nach Siberien haͤtte gewiß ein ſchwaͤchrer Patriot, vielleicht ſo- gar mancher ſtarke, unter einer Obrigkeit, die Gewalt uͤber ihn hatte, nichts gewagt fuͤr den Vortheil eines Koͤniges, der im Kriege mit mehr als halb Europa begriffen war und in Gefahr ſtand, ſein Koͤnigreich zu verlieren. Dieſer Mann war gewohnt alles nach ſeinem Sinn zu regieren, und ich hatte doch auch den meinigen, der mir manche Verdrießlichkeiten mehr wuͤrde zuge- zogen haben, wenn ich nicht eine unbiegſa- me Rechtlichkeit in allen meinen Dienſthand- lungen bewieſen, und dieſe immer zum Pa- nier haͤtte brauchen koͤnnen.
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amtmann zu ſeinem hohen Poſten durch
Wirthſchaftskenntniſſe, nach damaliger Art,
aufgeſchwungen; Friedrich II., der ihn von
kronprinzlicher Zeit her kannte, in der er
ihm das vom Koͤnig Friedrich Wilhelm I.
ihm angewieſene Stutamt in Trakehnen
ſorgfaͤltig verwaltete, hielt viel auf ihn und
war ihm gewiß auch viel ſchuldig fuͤr die
Dienſte, die er ihm und dem Lande in den
ruſſiſchen Kriegsjahren geleiſtet; zwar ſoll
er dabey auch manchen Goldfaden ſich und
ſeinen Verwandten zu gut geſponnen haben,
allein bey der Ausſicht nach Siberien haͤtte
gewiß ein ſchwaͤchrer Patriot, vielleicht ſo-
gar mancher ſtarke, unter einer Obrigkeit,
die Gewalt uͤber ihn hatte, nichts gewagt
fuͤr den Vortheil eines Koͤniges, der im
Kriege mit mehr als halb Europa begriffen
war und in Gefahr ſtand, ſein Koͤnigreich
zu verlieren. Dieſer Mann war gewohnt
alles nach ſeinem Sinn zu regieren, und
ich hatte doch auch den meinigen, der mir
manche Verdrießlichkeiten mehr wuͤrde zuge-
zogen haben, wenn ich nicht eine unbiegſa-
me Rechtlichkeit in allen meinen Dienſthand-
lungen bewieſen, und dieſe immer zum Pa-
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/159>, abgerufen am 24.11.2024.
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