der Staatskunst darüber gesagt, ge- künstelt, gewitzelt, geschmeichelt und sophi- stisirt hat, von diesem seligmachenden Glau- ben abwendig machen. Denn meiner Mei- nung nach hat letzterer seinen Schriftsteller- hallon mit Jdeengas gefüllt und spricht aus seiner Vorlesungsgondel herab von manchen Dingen, die er zwar in seiner Luftregion gehört und gesehen haben mag, die aber für die Erde nicht recht passen, weil Luft und Erde nicht Einer Art sind, und durch genia- lische Künsteleyen sich nicht vereinigen las- sen. *)
Die zehn Städte meines steuerräthlichen Kreises bereiste ich jährlich zweymal, und habe Beweise, daß ich dort immer in gutem Andenken geblieben bin, so wenig ich auch von dem beabsichtigten Guten für sie aus- zurichten vermochte.
Der damalige Präsident der litthauschen und königsbergschen Kammer war ein Mann von offnem Kopf, hatte sich vom Domainen-
*) Siehe mit mehreren den schönen Aufsatz über den Unfug vieler deutschen Schriftsteller unserer Zeit, und über die Richtung, die sie unsrer Nation ge- ben wollten, in den Miscellen für die neuste Weltkunde von 1811. No. 97. 98.
der Staatskunſt daruͤber geſagt, ge- kuͤnſtelt, gewitzelt, geſchmeichelt und ſophi- ſtiſirt hat, von dieſem ſeligmachenden Glau- ben abwendig machen. Denn meiner Mei- nung nach hat letzterer ſeinen Schriftſteller- hallon mit Jdeengas gefuͤllt und ſpricht aus ſeiner Vorleſungsgondel herab von manchen Dingen, die er zwar in ſeiner Luftregion gehoͤrt und geſehen haben mag, die aber fuͤr die Erde nicht recht paſſen, weil Luft und Erde nicht Einer Art ſind, und durch genia- liſche Kuͤnſteleyen ſich nicht vereinigen laſ- ſen. *)
Die zehn Staͤdte meines ſteuerraͤthlichen Kreiſes bereiſte ich jaͤhrlich zweymal, und habe Beweiſe, daß ich dort immer in gutem Andenken geblieben bin, ſo wenig ich auch von dem beabſichtigten Guten fuͤr ſie aus- zurichten vermochte.
Der damalige Praͤſident der litthauſchen und koͤnigsbergſchen Kammer war ein Mann von offnem Kopf, hatte ſich vom Domainen-
*) Siehe mit mehreren den ſchoͤnen Aufſatz uͤber den Unfug vieler deutſchen Schriftſteller unſerer Zeit, und uͤber die Richtung, die ſie unſrer Nation ge- ben wollten, in den Miscellen fuͤr die neuſte Weltkunde von 1811. No. 97. 98.
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der Staatskunſt daruͤber geſagt, ge-
kuͤnſtelt, gewitzelt, geſchmeichelt und ſophi-
ſtiſirt hat, von dieſem ſeligmachenden Glau-
ben abwendig machen. Denn meiner Mei-
nung nach hat letzterer ſeinen Schriftſteller-
hallon mit Jdeengas gefuͤllt und ſpricht aus
ſeiner Vorleſungsgondel herab von manchen
Dingen, die er zwar in ſeiner Luftregion
gehoͤrt und geſehen haben mag, die aber fuͤr
die Erde nicht recht paſſen, weil Luft und
Erde nicht Einer Art ſind, und durch genia-
liſche Kuͤnſteleyen ſich nicht vereinigen laſ-
ſen. *)
Die zehn Staͤdte meines ſteuerraͤthlichen
Kreiſes bereiſte ich jaͤhrlich zweymal, und
habe Beweiſe, daß ich dort immer in gutem
Andenken geblieben bin, ſo wenig ich auch
von dem beabſichtigten Guten fuͤr ſie aus-
zurichten vermochte.
Der damalige Praͤſident der litthauſchen
und koͤnigsbergſchen Kammer war ein Mann
von offnem Kopf, hatte ſich vom Domainen-
*) Siehe mit mehreren den ſchoͤnen Aufſatz uͤber den
Unfug vieler deutſchen Schriftſteller unſerer Zeit,
und uͤber die Richtung, die ſie unſrer Nation ge-
ben wollten, in den Miscellen fuͤr die neuſte
Weltkunde von 1811. No. 97. 98.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/158>, abgerufen am 24.11.2024.
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