Die Disputationen mit meinen Camera- den über die Vorzüge des Hüttenlebens vor allem Billardjubel waren, aller Lebhaftigkeit ungeachtet, so wenig fruchtbringend, wie die cathedralischen auf Univerfitäten.
Von dieser Lagerstätte aus besuchte ich ein paarmal das Herrnhüteretablissement in Gnadenfrey, wo Fleiß, Ordnung, Reinlichkeit, ungestörte Gleichmüthigkeit des äußern Benehmens gegen die Aeußerungen sich oft nicht fein oder ganz sittlich auslas- sender Besucher und die glückliche Verbin- dung der Gräberstille mit den Lustwandlun- gen der Brüder und Schwestern, mir so wohl that, daß ich ad modum Alexandri
"Einsamkeit sein Himmel und die Beschäftigung "seine Göttin. Zwey nie versiegende Quellen gött- "licher Kraft bieten das Gemüth und der Ver- "stand ihm dar, und was er durch sie hat, em- "pfindet und begreift, nimmt er in seine Schöpfung "auf, formet und bildet es, und stellt es vor den "beschauenden Sinn des Menschen, erleuchtet den "Verstand, bessert und erfreut zugleich das Ge- "müth, und ist selbst der glücklichste, weil er das "Schöne liebt, das Nützliche achtet, das Gute ver- "mehrt, und tausende in seine Kreise zieht." IV. Tischbeins Vruchstücke eines Romans im Ja- nuarstück 1811. des vaterländischen Museums S. 75.
Die Disputationen mit meinen Camera- den uͤber die Vorzuͤge des Huͤttenlebens vor allem Billardjubel waren, aller Lebhaftigkeit ungeachtet, ſo wenig fruchtbringend, wie die cathedraliſchen auf Univerfitaͤten.
Von dieſer Lagerſtaͤtte aus beſuchte ich ein paarmal das Herrnhuͤteretabliſſement in Gnadenfrey, wo Fleiß, Ordnung, Reinlichkeit, ungeſtoͤrte Gleichmuͤthigkeit des aͤußern Benehmens gegen die Aeußerungen ſich oft nicht fein oder ganz ſittlich auslaſ- ſender Beſucher und die gluͤckliche Verbin- dung der Graͤberſtille mit den Luſtwandlun- gen der Bruͤder und Schweſtern, mir ſo wohl that, daß ich ad modum Alexandri
„Einſamkeit ſein Himmel und die Beſchaͤftigung „ſeine Goͤttin. Zwey nie verſiegende Quellen goͤtt- „licher Kraft bieten das Gemuͤth und der Ver- „ſtand ihm dar, und was er durch ſie hat, em- „pfindet und begreift, nimmt er in ſeine Schoͤpfung „auf, formet und bildet es, und ſtellt es vor den „beſchauenden Sinn des Menſchen, erleuchtet den „Verſtand, beſſert und erfreut zugleich das Ge- „muͤth, und iſt ſelbſt der gluͤcklichſte, weil er das „Schoͤne liebt, das Nuͤtzliche achtet, das Gute ver- „mehrt, und tauſende in ſeine Kreiſe zieht.“ IV. Tiſchbeins Vruchſtuͤcke eines Romans im Ja- nuarſtuͤck 1811. des vaterlaͤndiſchen Muſeums S. 75.
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Die Disputationen mit meinen Camera-
den uͤber die Vorzuͤge des Huͤttenlebens vor
allem Billardjubel waren, aller Lebhaftigkeit
ungeachtet, ſo wenig fruchtbringend, wie die
cathedraliſchen auf Univerfitaͤten.
Von dieſer Lagerſtaͤtte aus beſuchte ich
ein paarmal das Herrnhuͤteretabliſſement
in Gnadenfrey, wo Fleiß, Ordnung,
Reinlichkeit, ungeſtoͤrte Gleichmuͤthigkeit des
aͤußern Benehmens gegen die Aeußerungen
ſich oft nicht fein oder ganz ſittlich auslaſ-
ſender Beſucher und die gluͤckliche Verbin-
dung der Graͤberſtille mit den Luſtwandlun-
gen der Bruͤder und Schweſtern, mir ſo
wohl that, daß ich ad modum Alexandri
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*) „Einſamkeit ſein Himmel und die Beſchaͤftigung
„ſeine Goͤttin. Zwey nie verſiegende Quellen goͤtt-
„licher Kraft bieten das Gemuͤth und der Ver-
„ſtand ihm dar, und was er durch ſie hat, em-
„pfindet und begreift, nimmt er in ſeine Schoͤpfung
„auf, formet und bildet es, und ſtellt es vor den
„beſchauenden Sinn des Menſchen, erleuchtet den
„Verſtand, beſſert und erfreut zugleich das Ge-
„muͤth, und iſt ſelbſt der gluͤcklichſte, weil er das
„Schoͤne liebt, das Nuͤtzliche achtet, das Gute ver-
„mehrt, und tauſende in ſeine Kreiſe zieht.“
IV. Tiſchbeins Vruchſtuͤcke eines Romans im Ja-
nuarſtuͤck 1811. des vaterlaͤndiſchen Muſeums
S. 75.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/122>, abgerufen am 24.11.2024.
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