"Jch bin nicht, der irgend etwas abzuleugnen "im Stande wäre. Was ich that, das that ich; "doch bin ich auch nicht der, der alles, was "Er that, als recht gethan vertheid'gen möchte. "Was sollt' ich eines Fehls mich schämen? Hab' "ich nicht den festen Vorsatz, ihn zu bessern? "Und weiß ich etwa nicht, wie weit mit dem "es Menschen bringen können? Nathan V. Akt 5. Auftr.
und spreche daher dem Johannes Müller (17. B. d. W. S. 404.) getrost nach:
"Jch mache mir nichts draus, geirrt zu ha- "ben und daß man es wisse, dafür bin ich "ein Mensch -- ohne mich fehlerfreyer, wie "viele andre zu fühlen, halt ich dafür, daß "der Mensch, auch der edelste und beste, "sich nicht scheuen soll, nach dem Tode "ganz, wie er war, gezeigt zu werden. Wie "sonst sollen wir je zur Menschenkenntniß "und zu einer auf sie gebauten Moral kom- "men?" C'est ici un livre de bonne foy, Lec- teur, il t'avertit des l'entree, que je ne m'y suis propose aucune fin que domestique et privee. Je n'y ai eu nulle consideration de ton service, ny de ma gloire; mes for-
„Jch bin nicht, der irgend etwas abzuleugnen „im Stande waͤre. Was ich that, das that ich; „doch bin ich auch nicht der, der alles, was „Er that, als recht gethan vertheid’gen moͤchte. „Was ſollt’ ich eines Fehls mich ſchaͤmen? Hab’ „ich nicht den feſten Vorſatz, ihn zu beſſern? „Und weiß ich etwa nicht, wie weit mit dem „es Menſchen bringen koͤnnen? Nathan V. Akt 5. Auftr.
und ſpreche daher dem Johannes Muͤller (17. B. d. W. S. 404.) getroſt nach:
„Jch mache mir nichts draus, geirrt zu ha- „ben und daß man es wiſſe, dafuͤr bin ich „ein Menſch — ohne mich fehlerfreyer, wie „viele andre zu fuͤhlen, halt ich dafuͤr, daß „der Menſch, auch der edelſte und beſte, „ſich nicht ſcheuen ſoll, nach dem Tode „ganz, wie er war, gezeigt zu werden. Wie „ſonſt ſollen wir je zur Menſchenkenntniß „und zu einer auf ſie gebauten Moral kom- „men?“ C’est ici un livre de bonne foy, Lec- teur, il t’avertit des l’entrée, que je ne m’y suis proposé aucune fin que domestique et privée. Je n’y ai eu nulle consideration de ton service, ny de ma gloire; mes for-
<TEI><text><body><divtype="preface"n="1"><pbfacs="#f0012"n="VII"/><cit><quote><hirendition="#et">„Jch bin nicht, der irgend etwas abzuleugnen<lb/>„im Stande waͤre. Was ich that, das that ich;<lb/>„doch bin ich auch nicht der, der alles, was<lb/>„Er that, als recht gethan vertheid’gen moͤchte.<lb/>„Was ſollt’ ich eines Fehls mich ſchaͤmen? Hab’<lb/>„ich nicht den feſten Vorſatz, ihn zu beſſern?<lb/>„Und weiß ich etwa nicht, wie weit mit dem<lb/>„es Menſchen bringen koͤnnen?<lb/>
Nathan <hirendition="#aq">V.</hi> Akt 5. Auftr.</hi></quote></cit><lb/><p>und ſpreche daher dem Johannes Muͤller<lb/>
(17. B. d. W. S. 404.) getroſt nach:</p><lb/><cit><quote><hirendition="#et">„Jch mache mir nichts draus, geirrt zu ha-<lb/>„ben und daß man es wiſſe, dafuͤr bin ich<lb/>„ein Menſch — ohne mich fehlerfreyer, wie<lb/>„viele andre zu fuͤhlen, halt ich dafuͤr, daß<lb/>„der Menſch, auch der edelſte und beſte,<lb/>„ſich nicht ſcheuen ſoll, nach dem Tode<lb/>„ganz, wie er war, gezeigt zu werden. Wie<lb/>„ſonſt ſollen wir je zur Menſchenkenntniß<lb/>„und zu einer auf ſie gebauten Moral kom-<lb/>„men?“</hi></quote></cit><lb/><cit><quote><hirendition="#et"><hirendition="#aq">C’est ici un livre de bonne foy, Lec-<lb/>
teur, il t’avertit des l’entrée, que je ne<lb/>
m’y suis proposé aucune fin que domestique<lb/>
et privée. Je n’y ai eu nulle consideration<lb/>
de ton service, ny de ma gloire; mes for-<lb/></hi></hi></quote></cit></div></body></text></TEI>
[VII/0012]
„Jch bin nicht, der irgend etwas abzuleugnen
„im Stande waͤre. Was ich that, das that ich;
„doch bin ich auch nicht der, der alles, was
„Er that, als recht gethan vertheid’gen moͤchte.
„Was ſollt’ ich eines Fehls mich ſchaͤmen? Hab’
„ich nicht den feſten Vorſatz, ihn zu beſſern?
„Und weiß ich etwa nicht, wie weit mit dem
„es Menſchen bringen koͤnnen?
Nathan V. Akt 5. Auftr.
und ſpreche daher dem Johannes Muͤller
(17. B. d. W. S. 404.) getroſt nach:
„Jch mache mir nichts draus, geirrt zu ha-
„ben und daß man es wiſſe, dafuͤr bin ich
„ein Menſch — ohne mich fehlerfreyer, wie
„viele andre zu fuͤhlen, halt ich dafuͤr, daß
„der Menſch, auch der edelſte und beſte,
„ſich nicht ſcheuen ſoll, nach dem Tode
„ganz, wie er war, gezeigt zu werden. Wie
„ſonſt ſollen wir je zur Menſchenkenntniß
„und zu einer auf ſie gebauten Moral kom-
„men?“
C’est ici un livre de bonne foy, Lec-
teur, il t’avertit des l’entrée, que je ne
m’y suis proposé aucune fin que domestique
et privée. Je n’y ai eu nulle consideration
de ton service, ny de ma gloire; mes for-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/12>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.