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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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eines Officierlosen Grenadiertrupps, zu dem
ich gar nicht gehörte, übernahm, am rech-
ten Schenkel blessirt, heilte mich aber selbst,
welches man öftrer zur Vermeidung man-
cher schädlicheru und langweiligern Lazareth-
kur versuchen könnte und sollte. Für die
ungethanenen Heldenthaten dieses Tages be-
kamen ein Paar junge Ritter aus dem
Gefolge des Herzogs von Würtemberg, den
ich blos aus dem alten Hauptquartier nach
dem neuen mit Wolfs- und Seehundspelz
incrustirt reiten gesehen, den Orden pour le
merite.
Gott Lob, daß ich ihn nicht bekom-
men, er würde gewiß meinem Leben eine
ganz andre Richtung gegeben haben, und
wohl kaum eine mehr gesegnete, als die mir
ohne dieses Kreuz zu Theil geworden.

Auf dem Rückmarsch nach Sachsen ver-
lebte ich acht oder neun herrliche Tage in
Berlin, wohin mir der Vater einen schönen
Wolfspelz geschickt hatte, der mir in Pom-
mern beßre Dienste wie mein barakaner
Mantel gethan haben würde, und hier auf
einem Ball verloren ward, wohin ich ihn
einem Freunde nachgeschickt hatte, um ihn
vor Erkältung beym Nachhausegehen zu be-
wahren. Nach vielem hin und her Wan-

eines Officierloſen Grenadiertrupps, zu dem
ich gar nicht gehoͤrte, uͤbernahm, am rech-
ten Schenkel bleſſirt, heilte mich aber ſelbſt,
welches man oͤftrer zur Vermeidung man-
cher ſchaͤdlicheru und langweiligern Lazareth-
kur verſuchen koͤnnte und ſollte. Fuͤr die
ungethanenen Heldenthaten dieſes Tages be-
kamen ein Paar junge Ritter aus dem
Gefolge des Herzogs von Wuͤrtemberg, den
ich blos aus dem alten Hauptquartier nach
dem neuen mit Wolfs- und Seehundspelz
incruſtirt reiten geſehen, den Orden pour le
merite.
Gott Lob, daß ich ihn nicht bekom-
men, er wuͤrde gewiß meinem Leben eine
ganz andre Richtung gegeben haben, und
wohl kaum eine mehr geſegnete, als die mir
ohne dieſes Kreuz zu Theil geworden.

Auf dem Ruͤckmarſch nach Sachſen ver-
lebte ich acht oder neun herrliche Tage in
Berlin, wohin mir der Vater einen ſchoͤnen
Wolfspelz geſchickt hatte, der mir in Pom-
mern beßre Dienſte wie mein barakaner
Mantel gethan haben wuͤrde, und hier auf
einem Ball verloren ward, wohin ich ihn
einem Freunde nachgeſchickt hatte, um ihn
vor Erkaͤltung beym Nachhauſegehen zu be-
wahren. Nach vielem hin und her Wan-

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[98/0115] eines Officierloſen Grenadiertrupps, zu dem ich gar nicht gehoͤrte, uͤbernahm, am rech- ten Schenkel bleſſirt, heilte mich aber ſelbſt, welches man oͤftrer zur Vermeidung man- cher ſchaͤdlicheru und langweiligern Lazareth- kur verſuchen koͤnnte und ſollte. Fuͤr die ungethanenen Heldenthaten dieſes Tages be- kamen ein Paar junge Ritter aus dem Gefolge des Herzogs von Wuͤrtemberg, den ich blos aus dem alten Hauptquartier nach dem neuen mit Wolfs- und Seehundspelz incruſtirt reiten geſehen, den Orden pour le merite. Gott Lob, daß ich ihn nicht bekom- men, er wuͤrde gewiß meinem Leben eine ganz andre Richtung gegeben haben, und wohl kaum eine mehr geſegnete, als die mir ohne dieſes Kreuz zu Theil geworden. Auf dem Ruͤckmarſch nach Sachſen ver- lebte ich acht oder neun herrliche Tage in Berlin, wohin mir der Vater einen ſchoͤnen Wolfspelz geſchickt hatte, der mir in Pom- mern beßre Dienſte wie mein barakaner Mantel gethan haben wuͤrde, und hier auf einem Ball verloren ward, wohin ich ihn einem Freunde nachgeſchickt hatte, um ihn vor Erkaͤltung beym Nachhauſegehen zu be- wahren. Nach vielem hin und her Wan-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/115>, abgerufen am 24.11.2024.