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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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und einem Baron v. d. Goltz, dessen kurze,
aber bis auf Einen Punkt wahre, Lebensbe-
schreibung im 3ten Bändchen der Natürlich-
keiten *) steht. Zur Freundschaft gehört
durchaus etwas Poesie, doch wozu gehört
die nicht, wenn es schön und gut seyn soll?
denn kommen zwey stockprosaische Menschen
zusammen, so setzt sich auf ihre Umgangs-
kohlen bald so dicke Flockasche, daß die Gluth
entweder ganz verlöscht, oder doch durch ihr
Unsichtbarwerden keinen anlockt, sie wieder
anzublasen, um sich an ihr zu wärmen.
Poesie schafft den besten Luftzug, um das
Freundschaftsfeuer immer im Brennen zu
erhalten. Ueber die von jungen Leuten ge-
schloßnen Freundschafsvereine, und wie dar-
auf zu rechnen sey, hab ich in der Kürze so
viel Wahres nirgends gelesen, als in dem
Vriefe des alten Wolff an seinen Lieblings-
lehrling Philibert im Roman des Herrn

*) Viele haben mich für den Verfasser dieser ver-
sificirten Ejaculationen gehalten, um meine Den-
kungsart über solche Meursiussche Elegantias nicht
zu verläugnen bezieh ich mich auf das 1801. im
Druck erschienene Etwas über Gedichte
nach dem Leben.

und einem Baron v. d. Goltz, deſſen kurze,
aber bis auf Einen Punkt wahre, Lebensbe-
ſchreibung im 3ten Baͤndchen der Natuͤrlich-
keiten *) ſteht. Zur Freundſchaft gehoͤrt
durchaus etwas Poeſie, doch wozu gehoͤrt
die nicht, wenn es ſchoͤn und gut ſeyn ſoll?
denn kommen zwey ſtockproſaiſche Menſchen
zuſammen, ſo ſetzt ſich auf ihre Umgangs-
kohlen bald ſo dicke Flockaſche, daß die Gluth
entweder ganz verloͤſcht, oder doch durch ihr
Unſichtbarwerden keinen anlockt, ſie wieder
anzublaſen, um ſich an ihr zu waͤrmen.
Poeſie ſchafft den beſten Luftzug, um das
Freundſchaftsfeuer immer im Brennen zu
erhalten. Ueber die von jungen Leuten ge-
ſchloßnen Freundſchafsvereine, und wie dar-
auf zu rechnen ſey, hab ich in der Kuͤrze ſo
viel Wahres nirgends geleſen, als in dem
Vriefe des alten Wolff an ſeinen Lieblings-
lehrling Philibert im Roman des Herrn

*) Viele haben mich fuͤr den Verfaſſer dieſer ver-
ſificirten Ejaculationen gehalten, um meine Den-
kungsart uͤber ſolche Meurſiusſche Elegantias nicht
zu verlaͤugnen bezieh ich mich auf das 1801. im
Druck erſchienene Etwas uͤber Gedichte
nach dem Leben.
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[93/0110] und einem Baron v. d. Goltz, deſſen kurze, aber bis auf Einen Punkt wahre, Lebensbe- ſchreibung im 3ten Baͤndchen der Natuͤrlich- keiten *) ſteht. Zur Freundſchaft gehoͤrt durchaus etwas Poeſie, doch wozu gehoͤrt die nicht, wenn es ſchoͤn und gut ſeyn ſoll? denn kommen zwey ſtockproſaiſche Menſchen zuſammen, ſo ſetzt ſich auf ihre Umgangs- kohlen bald ſo dicke Flockaſche, daß die Gluth entweder ganz verloͤſcht, oder doch durch ihr Unſichtbarwerden keinen anlockt, ſie wieder anzublaſen, um ſich an ihr zu waͤrmen. Poeſie ſchafft den beſten Luftzug, um das Freundſchaftsfeuer immer im Brennen zu erhalten. Ueber die von jungen Leuten ge- ſchloßnen Freundſchafsvereine, und wie dar- auf zu rechnen ſey, hab ich in der Kuͤrze ſo viel Wahres nirgends geleſen, als in dem Vriefe des alten Wolff an ſeinen Lieblings- lehrling Philibert im Roman des Herrn *) Viele haben mich fuͤr den Verfaſſer dieſer ver- ſificirten Ejaculationen gehalten, um meine Den- kungsart uͤber ſolche Meurſiusſche Elegantias nicht zu verlaͤugnen bezieh ich mich auf das 1801. im Druck erſchienene Etwas uͤber Gedichte nach dem Leben.

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/110>, abgerufen am 27.11.2024.